Rush Hour glänzt derzeit mit einer Serie großartig zusammengestellter Werkschauen. Nach Ricke Wade, Kenny Larkin und Daniel Wang widmet sich das Amsterdamer Label mit Frictionalism 1994-1999 nun Anthony Shakir, den man in Detroit einfach „Shake“ nennt. Shakir entstammt eigentlich der ersten Generation Detroiter Technoproduzenten, mit dem Track „Sequence 10“ war er auf der 1989 erschienenen und genreprägenden Virgin-Compilation Techno – The New Dance Sound Of Detroit vertreten – es war seine erste Produktion überhaupt. Dennoch stand Shakir stets im Schatten von Derrick May, Juan Atkins oder Kevin Saunderson. Er arbeitete für Juan Atkins bei Metroplex als A&R oder stand Derrick May und Carl Craig im Studio zur Seite. In den Vordergrund trat Anthony Shakir erst gegen Mitte der Neunziger. Damals erschienen seine ersten Maxis auf Frictional, einem Label, das er gemeinsam mit Claude Young gründete.
Der Sound des heute 43-Jährigen hat mit dem Detroit-Techno der ersten Generation nicht allzu viel gemeinsam. Anthony Shakirs Beats standen häufig im Zeichen von Electro und HipHop. Bei der Programmierung orientierte er sich an jenen Funk- und Jazz-Schlagzeugern, die er früher auf den Platten seines Vaters gehört hatte. Sein Interesse an Synthesizern weckten Funkbands wie Mandrill. Techno versteht Anthony Shakir als integralen Bestandteil des afroamerikanischen Musikerbes. Härte und Musikalität schließen sich bei ihm nicht aus. Die Kompromisslosigkeit seiner Frictional-Veröffentlichungen hatte nicht die Schroffheit der Musik seines Labelpartners Claude Young, viele seiner Stücke hätten sich in den mittleren und späten neunziger Jahren auf Underground Resistance gut gemacht. Noch heute beeindruckt die Radikalität von Shakes Techno- und Electrotracks. Zeitlose Musik enthält Frictionalism sicherlich nicht, im Fokus der Werkschau sind die neunziger Jahre. Doch relevant ist auch heute noch jeder einzelne der 35 Tracks auf den drei CDs dieser Compilation, darunter auch einige, die auf Daniel Bells Label 7th City erschienen sind, sowie drei bislang unveröffentlichte Stücke. Seitdem Anthony Shakir im Jahr 2002 an Multipler Sklerose erkrankt ist, lag Frictional bedauerlicherweise auf Eis. Die gute Nachricht ist, dass das Label nun wieder aufleben soll.