Das Debütalbum des Deephouse-Wunderkinds, eine gelungene Geschichte mit Anfang, Mittelteil und Ende. Turs Geschichte selber ist gegenüber der seiner Musik ausnehmend rasant: In kaum drei Jahren machte er sich auf den Labels Freerange, Compost und Drumpoet Community, aber auch als Remixer von Nick Holder bis Phonique weltweit einen Namen. Der steht für so eigenwillige wie breitenwirksame Kunst. Seine in Zeitlupe abgespulten Deephouse-Tracks fanden auch mit niedrigen BPM-Zahlen stets den Weg in den Club. Was bei Turs Musik anfangs oft zäh wirkt, entfaltet letztlich aus feinfühligen Arrangements unwpoperstehlichen Zug. Auf Albumlänge fällt Tur noch viel mehr ein, als sich zu wiederholen. Die Reise geht von Downbeats zu Deephouse, Clubtracks sind rar, Atmosphäre regiert. Chicago steht bei Turs Musik ebenso Pate wie der französische Filterklang à la Superdiscount sowie tiefschürfende, trippige Klänge. Turs Kunst ist Sample-basiert, mehr als zehn Jahre sammelte er die Teilstücke des Puzzles, das sich hier einem Soundtrack gleich bildstark zusammensetzt. Der Trick bei ihm ist, dass er es in seinen musikalischen Schleifen der Erinnerung schafft, Sounds so auszuloten, dass einem nichts alt oder gewollt, alles aber familiär vorkommt. Eine retrofrische Begleitmusik, die am Tag und in der Nacht schmeichelnd und nahezu intim klingt. Ein Sommer, ein Album.
MANUEL TUR 0201 (Freerange)
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