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MARTYN Great Lengths (3024)

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Einen passenderen Titel als Great Lengths hätte sich Martijn Deykers für sein Debütalbum nicht einfallen lassen können. Denn um den eigenen, auf Anhieb wiedererkennbaren Sound der CD zu finden, hat der 34-jährige Holländer tatsächlich einen weiten Weg zurückgelegt. Nach langen Jahren als Party-Veranstalter und DJ in Eindhoven und Rotterdam unternahm er vor vier Jahren seine ersten Gehversuche als Drum’n’Bass-Produzent. Damals war der Stil von Martyns Musik noch eindeutig festlegbar. Doch seine ersten Veröffentlichungen auf Labels wie Play.musik und Revolve:r deuteten mit ihren Einflüssen aus Deephouse und Soul bereits an, dass sein musikalischer Horizont weit über Drum’n’Bass hinausreicht.

Seine eigene Nische fand Martyn schließlich 2007, als er auf der Single „Broken“ das Tempo reduzierte und damit bei Dubstep- und House-DJs gleichermaßen begeisterte Reaktionen auslöste. „Broken“ bildete die Blaupause für den Klang, den Martyn seitdem perfektioniert hat und, nach einer Reihe hoch gelobter Maxis und Remixes, jetzt auf Albumlänge ausbreitet. Eine Genrebezeichnung dafür zu finden fällt schwer, doch das ist ganz in Martyns Sinn. Er wehrt sich mit Händen und Füßen gegen eine Einordnung seiner Musik in eine bestimmte Schublade und bezeichnet sie stattdessen als „Musik für einen warmen, regnerischen Tag“. Womit er den Nagel tatsächlich auf den Kopf trifft: Eine wärmende Stimmung, eine angenehme Art von Tiefgründigkeit mit einem Hauch von Melancholie zieht sich wie ein roter Faden durch das Album.

Martyn verbindet auf Great Lengths mit verblüffender Leichtigkeit die Sensibilität von Deephouse mit der Schwere von Dub und der Leichtigkeit von 2-Step. Das Tempo und die Rhythmen wechseln von Track zu Track, und dabei findet sich auch noch Platz für ein Zwischenspiel ganz ohne Beats. Eine große Stärke des Albums ist trotz dieser Vielfalt der Formen seine Ausgeglichenheit: Kein einzelnes Stück steht hier für sich oder überragt die anderen. Deshalb fällt es auch schwer, eins heraus zu greifen. Stellvertretend für den Gesamtentwurf sei jedoch „Hear Me“ erwähnt, das mit seinen Orgel-Licks die Ästhetik von Garage-House aufgreift und um einen 2-Step-Beat sowie eine von Martyns unverwechselbaren Basslinien ergänzt. Die Bässe sind es schließlich auch, die Martyns Sound einzigartig machen. Wie sonst nur wenige Dub-Produzenten meistert er auf Great Lengths die Kunst, tiefe Frequenzen als dominierendes Element seiner Musik einzusetzen, ohne dass sie jemals aufdringlich wirken würden. Der Bass sorgt für den charakteristischen Puls und ist erst der Auslöser für das warme Mutterbauch-Gefühl, das sich beim Hören einstellt. Martyns Fähigkeit, mit seiner Musik direkt das Gefühlszentrum anzusprechen, macht aus einem sehr guten Album ein herausragendes.

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