Jo Zimmermann ist einer der Altvorderen der elektronischen Kunstmusik, die er in den 15 Jahren seines Musikschaffens immer wieder gekonnt ins Absurd-Humoristische wenden konnte. Sein neues Album als Schlammpeitziger geht nun sublim neue Wege, nähert sich der Tanzmusik von einem Außen, das von dadaistisch stotternden Avantgarde-Klängen bis zu altklug-hibbeligem Kindergartenpop keine Berührungsängste kennt. Startpunkt und Zentrum seiner Stücke ist nicht die Dramaturgie von Beats und Bässen, sondern viel eher ein kurioses Geräusch, ein ungewöhnliches, gerne auch albern lustiges Sample, um das herum ein zerfaserter House-Rhythmus gedeiht. Auf der Schwingstelle Für Rauschabzug ist das tanzbarer denn je. Die Stücke sind immer schlicht genug, um House sein zu können, gehen aber nie in solchen Definitionen auf – nicht zuletzt dank einer selbstvergessen Restseltsamkeit, die an den Rändern eines jeden Schlammpeitziger-Stücks zerrt. Bleibt zu hoffen, dass dieser Sound auch mal in einem Clubzusammenhang zu hören sein wird, so etwa zwischen Pépé Bradock und Lindstrøm. Aus den musikalisch ambitionierteren Electronica-Lounges und Doppelplattenspieler-Kneipen dieser Welt ist er schon jetzt nicht mehr wegzudenken.
SCHLAMMPEITZIGER Schwingstelle Für Rauschabzug (Sonig)
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