Zuerst erschienen in Groove 168 (September/Oktober 2017). Foto: Simon Vorhammer

Seit gut einem halben Jahr nun hat Münchens Szene eine neue Anlaufstelle, den Blitz Club. Neben Residents wie den Zenker Brothers und Mastermind David Mullaem ist es vor allem eine nicht-menschliche Komponente, die das Blitz ausmacht: Die aufwändige, ausgefeilte Anlage. Wir sprachen mit Sound-Engineer Laurin Schafhausen über das mehr als ambitionierte Projekt.

 


 

Du hast jeden Tag mit Anlagen zu tun. Aber das Blitz war dann doch kein Job wie jeder andere, oder?
Nein, ich bitte dich! Es gab nur eine Ansage: Wir möchten die bestmögliche Anlage für unsere Gäste. Und das ist mit sehr viel Hingabe angegangen worden. Das hat mich beeindruckt. Die Anlage ist nur ein Teil des Puzzles, das da gelöst werden muss. Der Raum muss gut klingen, der Schallschutz funktionieren, der Club ist ja
mitten in München.

In der Pressemitteilung heißt es, das sei eine der größten Anlagen, die der Hersteller Void je gebaut hat. Macht ihr nicht auch Anlagen für Festivals wie das in Glastonbury?
Ja, schon, aber als Festinstallation und mit der Kombination der Lautsprecher ist das einmalig, auch in Bezug auf die Größe des Clubs. Aber es folgt alles einem Sinn. Das ist ja nicht einfach nur die fetteste Anlage, die möglich ist.

Wie hat Void denn auf euren Plan reagiert?
Mit Kopfschütteln. Die meinten, wir hätten einen an der Waffel. So viele Lautsprecher da reinzustellen erschien denen unnötig. Heute wird das alles nüchtern betrachtet: Muss das sein? Bringt das was? Es gibt viele Sachen, die in Vergessenheit geraten sind. Etwa die an der Decke hängenden 360-Grad-Hochtöner, die eigens für den Club entworfen wurden, mit denen der DJ einen dreidimensionalen Effekt schaffen kann. Für einen DJ mag das nachvollziehbar sein, für einen Techniker weniger. Da mussten wir Überzeugungsarbeit leisten. Dann waren sie aber Feuer und Flamme. Die Hochtöner wurden extra für das Blitz neu entwickelt. Sie sind die erste Neuentwicklung auf diesem Gebiet seit Richard Long.

Besonders ist das Vierpunktsystem. Wozu ist das gut?
Das Incubus-System gibt es bisher nur als Zweipunktinstallation, also zwei Türme neben dem DJ. Das ist jetzt das erste Mal, dass wir zu dem klassischen New Yorker Set-up gehen, wo in jeder Ecke ein Turm steht. Akustisch ist das ein Traum. Das schafft aber auch Probleme. In der Akustik ist es das Beste, wenn man zwei Boxen vorne und Subwoofer in der Mitte hat. Aber durch diese vier Türme kommt der Bass nicht nur von vorne, sondern auch von hinten. Du fühlst dich wie ein Fisch im Aquarium. Das ist ein tolles Erlebnis, wenn man da sein Wochenende wegtanzen kann.

War das für dich eine Überraschung, die Anlage das erste Mal laut und im vollen Club zu hören?
Ja, als ich da nachts stand und sich die erste Aufregung gelegt hatte, da dachte ich, das ist vielleicht die beste Anlage, die du je hören wirst. Ich hatte das Gefühl, da irgendwie auch am Ende angekommen zu sein. Wir können das vielleicht noch ein bisschen besser machen, aber wie will man das jemals überbieten? An dem Abend hat Seth Troxler Disco vom Vinyl gespielt, wie soll man das toppen?

Bei so einer Anlage muss man ja immer noch nachjustieren. Bist du noch oft da?
Ich wäre am liebsten jedes Wochenende da, schaff es aber nur alle sechs bis acht Wochen. In der Zeit sammle ich alle möglichen Informationen. Spreche mit DJs und Acts, etwa bei Kerri Chandler, der steht einem Sound-Engineer im Wissen nicht nach. Das ist alles ein Lernprozess. Ein halbes Jahr brauch ich da schon, bis ich komplett zufrieden bin.

Was hat Kerri Chandler denn gesagt?
Der war schwer begeistert. Der sagte, das gehört zu den fünf besten Anlagen, auf denen er je gespielt hat. Danny Krivit fand, dass das neben einer Anlage in Japan die beste sei, auf der er je gespielt hat.

Was hat sich für dich seit dem Job verändert?
Viel. Bald mache ich die Anlage in dem Hotel von DJ Harvey auf Ibiza. Gerade war ich in Tiflis im Bassiani, dann bin ich auf Sardinien. In meiner Karriere gibt’s ganz klar eine Zeit vor und nach dem Blitz. Das hat auch ganz viel mit einem Supertypen wie David Muallem zu tun, der sich den Ruhm nicht einfach alleine einsteckt.

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