Fotos: Christophe Pastel (Portable)

Zuerst erschienen in Groove 161 (Juli/August 2016).

Alan Abrahams alias Portable alias Bodycode ist ein Multitalent: Ob als Produzent, Sänger, Songwriter, Live-Act oder Videoregisseur – der gebürtige Südafrikaner folgt selten nur einer Passion, aber immer seinem Herzen. So kommt es dann auch, dass Abrahams sein neues, sechstes Album als sein bisher persönlichstes Statement bezeichnet.

 


 

Alan Abrahams ist ein Globetrotter, wie er im Buche steht. In Kapstadt aufgewachsen, zog es den gebürtigen Südafrikaner von London nach Lissabon, wo er mehr als sechs Jahre lebte, ehe er 2010 nach Berlin zog. Doch selbst 2016 ist Sesshaftigkeit noch immer ein Fremdwort für den Künstler, der mit seinen Releases für Perlon, Live At Robert Johnson, Süd Electronic oder Rhythm Cult seit jeher auch musikalisch durch eine Vielzahl von Styles und Techniken umherschweifte – von der Verflechtung traditioneller afrikanischer Musik mit frühem House über seine Chicago-beeinflussten Micro- und Clicksounds bis hin zum popdurchdrungenen Vocal-House.

Ob als Portable oder mit seinem Bodycode-Projekt: Abrahams’ Kunst ist ein Zeugnis der Zusammenführung afrikanischer und europäischer Musik(-kultur), die neben der markanten Baritonstimme vor allem Soul und Rhythmus in den Vordergrund seiner Dance Music stellt. Eine Fusion, die insbesondere durch seine Live-Gigs greifbar wird. Hier kommt sein experimenteller 4/4-Ansatz mit den Gesangseinlagen zu einer One-Man-Band zusammen. Fünf Jahre nach seinem letzten Portable-Album Into Infinity erscheint mit Alan Abrahams nun auf !k7 Records seine insgesamt sechste LP. Im Interview erzählt er uns unter anderem, warum der Nachfolger erst in Paris einen „runden Sound“ bekam und wie er selbst seine Projekte voneinander trennt.

Portable by Christophe Pastel_1

Alan, du bist ja als kleiner Weltenbummler bekannt. Ich dachte, dass du jetzt dauerhaft in Berlin lebst, aber das stimmt nicht so ganz, oder?
Na ja, irgendwie Ja und Nein. Ich kenne Berlin nun wirklich schon sehr lange. Doch aktuell lebe ich halb in Berlin und halb in Paris. Hier wohnt mein Freund, sodass ich derzeit zwischen oder besser in den beiden Städte lebe. Das liegt auch daran, dass mein Partner zwar in Paris ist, doch meine Freunde sind eigentlich alle in Berlin. Und sowieso ist Paris eine komische Stadt, um neue Freunde zu finden. Ich bin schon ein Jahr hier und kann sagen: In Berlin arbeiten die Leute weniger (lacht).

Echt, ja? Ist doch irgendwie merkwürdig, denn in Berlin begegnet man doch immer Menschen, die super busy sind oder dies zumindest behaupten.
Ja, paradox und verrückt – für mich auch (lacht). Aber in Paris bin ich ständig am Arbeiten. Zuletzt war das Mastering für mein neues Album. Und für zwei Tracks werde ich bald Videos drehen, auf die ich mich gerade vorbereite. Eines will ich auf Lanzarote drehen, mit der tollen Vulkanlandschaft als Kulisse. Dafür benutze ich meine neuen anamorphotischen Linsen, die aus den Siebzigern, mit dem verrückten Breitbildformat. Das wird mein erstes Mal und ich habe einen Monat Zeit, um die Benutzung zu lernen.

„Das Kreieren oder Editieren meiner Musik oder der Videos
ist für mich der gleiche Prozess.“

Auf Facebook hast du zuletzt Tänzer in Paris gesucht. Sind die für das zweite Video vorgesehen?
Ja, denn ich will mit dem Thema oder dem Motiv Schatten arbeiten. Wir filmen die Schatten der Tänzer, ihre Bewegungen. Aber ich habe Schwierigkeiten, wenn ich vor einem Dreh über die Ideen hinter den Bildern sprechen muss, deswegen nur so viel: Für das Video zum Track „Say It’s Gonna Change“ lerne ich gerade Gebärdensprache. Ich mache das online über eine Website, die einem sehr viel Grundlegendes beibringt. Das Testvideo schicke ich dann einer Freundin in London und sie wird mich korrigieren, wenn ich noch Fehler bei der Zeichensprache mache. Gerade was die Grammatik angeht, ist Gebärdensprache wirklich eine Herausforderung.


Video: PortableSay It’s Gonna Change

Neben der Musik ist dir das Drehen deiner eigenen Videos sehr wichtig. Wie hat das angefangen und siehst du Überschneidungen zwischen beiden Medien?
Das hat sich ganz natürlich entwickelt. Auch weil ich schon sehr früh Interesse an Filmen hatte. Als Kind war ich mit meiner Mutter bestimmt zwei Mal die Woche im Kino (lacht). Das Visuelle fand ich schon immer faszinierend. Doch das Kreieren oder Editieren meiner Musik oder der Videos ist für mich der gleiche Prozess. Irgendwie haben beide einen ähnlichen Rhythmus – musikalisch gesprochen. Wenn ich die Bilder und Shoots für ein Video bearbeite und zusammensetze, dann ist das nichts anderes, als wenn ich Ideen für einen Song zusammenführe.

Deine Videos sind eher simpel gehalten und konzentrieren sich entweder auf dich oder auf die jeweilige Kulisse. Woher kommen die Ideen, wenn du deine Videos drehst?
Wahrscheinlich weil ich meine Kamera immer dabei habe. Letztens bei einer Zugfahrt war da ein Typ, der mit einem dieser Zauberwürfel gespielt hat. Er war richtig gut darin und drehte superschnell die richtigen Reihen zueinander. Auch solche zufälligen Momente filme ich. Ich weiß ja nie, wann und wo diese kleinen besonderen Augenblicke passieren werden. Für die Videoshootings entstehen die Ideen ebenfalls eher spontan. Manchmal filme ich nur einen interessanten Moment, der mir dann eine Idee für ein Video gibt. Ich will meine Videos auch gar nicht verkopfen. Für mich sind sie eine weitere Leidenschaft, der ich nachgehen und mit meiner Liebe zur Musik verbinden kann.

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