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Album

ANTHONY CHILD Electronic Recordings From Maui Jungle Vol. 1 (Editions Mego)

Es geht nicht mehr darum, (wie früher) den Geist des (Post-)Punk mit elektronischen Mitteln umzusetzen. Manchmal erinnern die Stücke an Tangerine Dream, aber ohne einen umfassenden, spirituellen Sinn. Oder an Cosmic Disco – aber ohne Kosmos und ohne Disco.

HIEROGLYPHIC BEINGT & THE J.I.T.U. AHN-SAHM-BUL We Are Not The First (RVNG INTL.) / HIEROGLYPHIC BEING The Acid Documents (Sounds Of The Universe/Soul Jazz)

Was das musikalisches Fundament des Mannes mit den langen Dreadlocks betrifft, ist das Erbe seiner Heimatstadt Chicago – von Industrial bis House und Acid – ebenso von Bedeutung, wie seine Begeisterung für die avantgardistische Jazz-Legende Sun Ra – gleichermaßen mythisch verehrt wie umstritten. So sagte er einmal in einem Interview, dass Sun Ra ihm lehrte, musikalische Grenzen zu überschreiten. Genau das tut er auf We Are Not The First mit Hilfe seiner Mitstreiter wie nie zuvor.

B.A.D.S. House-O-Matic Hom-O-Patic (Rekids) RADIO SLAVE Gemini (Karvolak)

Radio Slaves Dreh ist nun, dass man den Filtereffekt fast nie bewusst hört, aber doch von dessen sehr weiten, sehr flachen Bogen geführt wird. Der Filter löst die Spannung bloßer Loops, und entführt uns auf eine Reise, von der wir gar nicht wissen, dass wir uns auf ihr befinden.

ONEOTHRIX POINT NEVER Garden Of Delete (Warp)

Die verrätselten, ambienten Momente seiner frühen Platten existieren nur noch in Nischen. Dennoch bleibt Lopatin auf diesem im guten Sinne überfordernden Album immer als Oneohtrix Point Never erkennbar, weil er seinen Produktionstechniken treu bleibt: Nur sind die Schnitte härter und die Arpeggios schneller.
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PETRE INSPIRESCU Vin Ploile (Mule Musiq)

Die Riffs und Töne sind wie Strandgut, das von einem erschöpften Verstand mal mehr, mal weniger zu Tracks geformt wird. Inspirescu sucht dabei keine neuartigen Klänge, diese Tracks haben eher eine existenzielle als eine stilistische Message.

ROBOT KOCH Hypermoment (Monkeytown)

Hypermoment auf Monkeytown kann man getrost als Robot Kochs reifstes, ausgewogenstes und irgendwie auch bedachtestes Werk beschreiben. Kollaborationen und Gast-Vocals tragen das Album, das verhallten Post-Dubstep („Night Drive“, „Serenade“) mit Neo-Klassik-Avancen vereint (wunderbar: die beiden Songs mit Julien Marchal) und zuweilen auch Folk-Elemente in ganz und gar unnerdige Popsongs einbindet.

FLOATING POINTS Elaenia (Pluto)

Shepherd setzt Rhythmik nur mehr als zum Teil live eingespielten Hintergrundswing ein, der das Skelett für den jazzigen Full-Band-Sound von Elaenia stellt. Der ist deutlich von brasilianischen Fusion-Bands wie etwa Azymuth beeinflusst, wird aber auch immer wieder von explorativen Synthesizer-Stücken stilistisch gebrochen.

ÓLAFUR ARNALDS & NILS FRAHM Collaborative Works (Erased Tapes)

Auf der ersten CD der Collaborative Works offenbart sich eine dann doch überraschende Bandbreite aus elegisch-warmem Ambient, Kammermusikalischem und gelegentlich aufflackerndem Proto-Trance, bei dem plockernde Bassdrums im Grunde aber nur als schüchterner Taktgeber die Richtung für warme und authentisch leiernde Synth-Teppiche vorgeben.
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SPECIAL REQUEST Modern Warfare 1-3 (XL Recordings)

Keiner der klassischen Breakbeats wird ausgelassen – von „Hot Pants“ bis „Amen Brother“ ist alles dabei. Dazwischen Drum’n’Bass-Sounds späterer Jahre, Rewinds, MCs, Hardcore- Synthstabs, jubilierende Pianos, Diva- Vocals, Reese- und Wobbel-Bässe, darke Dubstep-Beats, Techno-Kickdrums, hüpfende Ragga-Basslines.

GIORGIO GIGLI The Right Place Where Not To Be (Electric Deluxe)

. Klanglich passend zu seiner Botschaft hat Gigli einen Technostil entwickelt, der ganz im Zeichen der düster hallenden Bassräume steht, wie sie heute oft bevorzugt verwendet werden. Zugleich verfolgt er einen poetischen Ansatz, in dem sich Drone und Ambient mit nostalgischen Melodie-Ansätzen mischen, seine Musik gibt sich ebenso kaputt wie warm – eine Verlorenheit, in der man es sich einigermaßen behaglich machen kann.

DAX J Shades Of Black (Monnom Black)

Der speziellere Dreh seiner frontalen, hochenergetischen Tracks liegt oft darin, dass er die monotonen, in sich gekehrten Bass Music-Grooves mit klassischen House und Techno-Elementen verbindet.

VISIONIST Safe (PAN)

Louis Carnell macht Ernst. Safe erkundet den transatlantischen Raum zwischen Footwork und Grime.
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F ingers Hide Before Dinner (Blackest Ever Black)

Hide Before Dinner handelt von Kindheitserinnerungen. In einem ziemlich unheimlichen Musikvideo geht dal Forno auf Google Maps ihre alten Wege von ihrem Elternhaus zu denen der Kindheitsfreundinnen in einer Einfamilienhaussiedlung in Canberra noch einmal ab. In der extremen Präsenz und gleichzeitigen Unergründlichkeit dieses Blicks liegt die Magie von F ingers.

NEW ORDER Music Complete (Mute)

Die Band ist präsent und konzentriert, jeder Song setzt anders an, hat eine eigene klangliche Definition. In der stärksten Sequenz des Albums erweisen sie dem Disco Sound Respekt, der sie einst inspirierte: Mit „Plastic“ feiern sie Italo Disco, bei „Tutti Frutti“ das Bass- und Gitarrenspiel von Chic, bei „People On The High Line“ die großen Hymnen.

LITTLE BOOTS Working Girl (On Repeat/Dim Mak/Warner)

Im Guten wie im Schlechten präsentiert Hesketh mit dem Synthpop der elf Songs von Working Girl“ (zuzüglich Intro und Interlude) urbane, durchglobalisierte Digitalformatmusik. Aufgrund der verwendeten Zuckerersatzstoffe auch für Diabetiker geeignet – Süßspeisen generell sollte man allerdings schon mögen, um mit Working Girl glücklich zu werden.

ST GERMAIN Real Blues (Parlophone/Warner)

Nach dem Nachfolger Tourist folgt nun mit Real Blues das erste Album seit 15 Jahren, bei dem sich zu den gewohnten Einflüssen vor allem Afro- bzw. malische Einflüsse gesellen, welche die bereits schon farbenfrohen Komponenten Jazz, Blues, Latin und House um eine weitere ergänzen, was dann auch schon die einzige und recht überschaubare Überraschung ist.
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DARKSTAR Foam Island (Warp)

War ihr Debüt-Album, damals noch auf Hyperdub, schon ganz direkt North betitelt, setzen sie sich auf ihrem nunmehr dritten Album Foam Island mit den sozialen Bedingungen der Mitt- und End-Zwanziger in ihrer Heimat in West Yorkshire auseinander: das Album wird unter anderem von Ausschnitten aus Interviews im englischen Städtchen Huddersfield getragen, die gemeinsam mit Aidens Vocals das Album prägen.

DONATO DOZZY The Loud Silence (Further)

Neben der Maultrommel hat der seit einem Jahrzehnt in Berlin lebende Italiener außer einigen Field Recordings keine anderen Klangquellen genutzt. Beats im Clubmusik-Sinne gibt es keine zu hören, sämtliche rhythmischen Elemente kommen von der Maultrommel.