Fotos: Marco Heinzmann (Lautsprecher); Presse (Peter Studt)
Seit dem Frühjahr gibt es einen neue Anlage in der Berliner Panorama Bar. Immer wieder wurde zuvor der Sound im Club kritisiert, nicht nur im Vergleich zum Berghain eine Etage tiefer und nicht zuletzt von einigen DJs, die regelmäßig dort auflegen. Schließlich suchte der technische Leiters des Clubs, Krischan Makswitat, nach einer neuen Lösung. Fündig wurde er nicht bei einer den Markt beherrschenden Lautsprecher-Hersteller, sondern bei der kleinen sächsischen Manufaktur Studt Akustik. Sie lieferte eine 4-Punkt-Linearray-Anlage mit zusätzlichen sechs Hochleistungssubwoofern. Wir sprachen mit dem Firmeninhaber Peter Studt und dem für die Installation der neuen Anlage zuständigen Veranstaltungstechniker Daniel Hack.
Sie haben sich auf Beschallungssysteme vor allem für Theater und Opernhäuser speizialisert. Waren Sie überrascht als die Anfrage kam, eine neue Lautsprecher-Anlage für die Panorama Bar zu installieren?
Peter Studt: Nein, spezialisiert auf Opernhäuser und Theater haben wir uns nicht. Diese haben nur während der letzten anderthalb Jahre neben Dolby-Atmos-Filmtonstudios den größten Teil unserer Projekte ausgemacht. So sind in den vergangenen Jahren auch in Berlin mehrere Anlagen im Clubbereich installiert worden, welche immer wieder großen Anklang fanden. Als über unseren Berliner Partner Hacksound die Anfrage zu einem Testlauf in der Panorama Bar kam, haben wir uns natürlich sehr gefreut. Und dies noch mehr, da wir die Entscheider vom Berghain offenbar mit der besonderen Qualität unserer Lautsprecher überzeugen konnten und sie sich für unser System entschieden haben.
Was für Unterschiede gibt es in der Beschallung von zum Beispiel einem Theater zu einem Club wie der Panoramabar?
Studt: Die Unterschiede sind viel geringer als oft angenommen oder behauptet wird. Im Prinzip will man in beiden Bereichen das Gleiche erreichen: ein akustisches „Material“ möglichst originalgetreu „reproduzieren“. So ist es unerheblich ob ein gut mikrofoniertes Orchester oder ein mit heutigen großartigen Werkzeugen generierter DJ-Titel wiedergegeben werden soll. Die Unterschiede sind dann im zu beschallenden Ambiente und in den zu erreichenden Pegeln in den einzelnen Frequenzbereichen zu sehen. Ausschlaggebend sind also überall, wo auf gute Qualität Wert gelegt wird, Eigenschaften der Lautsprecher wie bestmögliche Auflösung und Wiedergabetreue, verbunden mit geringen Verzerrungen bei niedrigen und hohen Pegeln.
Wie unterscheiden sich Ihre Lautsprecher überhaupt zu denen größerer Hersteller?
Studt: Was die rein technischen Aspekte angeht, wird sich unsere Herangehensweise kaum von der anderer Firmen unterscheiden. Die Unterschiede beginnen da, wo auch namhafte Hersteller Gehäuse für Subwoofer und Lautsprecher für den Tiefmittel- und Hochtonbereich nicht für eine trockene saubere Basswiedergabe dimensionieren, sondern durch eine absichtliche Fehlabstimmung mehr Basspegel erzielen, was aber eine indirekte und schwammige Wiedergabe zur Folge hat. Der wichtigste Teil ist aber der: Wenn wir einen neuen Lautsprecher entwickeln, suchen wir sowohl für den Tiefmittelton- als auch für den Hochtonbereich jeweils eine ganze Anzahl Konuslautsprecher beziehungsweise Hochtontreiber aus, welche alle nach rein technischen Gesichtspunkten sehr gut geeignet sind. Diese werden dann in einem aufwendigen Hörvergleich im K.O.-Verfahren miteinander verglichen, bis dann der jeweils beste herausgefunden ist. Dies ist für unseren Anspruch sehr wichtig, weil alle noch so modernen Messverfahren die zusätzliche Auswahl durch reines Hören nicht ersetzen können, sondern nur erst einmal die technische Eignung attestieren.
Was waren die besonderen Herausforderungen bei der Frage, wie man die Panorama Bar möglichst optimal beschallen kann?
Hack: Da gibt es mehrere wichtige Parameter. Man möchte generell immer eine möglichst klangneutrale Musikwiedergabe. Viele DJs produzieren ihre Tracks in professionellen Studios und sind gewöhnt, ihr Material auf klangneutralen Studiomonitoren abzumischen. Letztendlich will der DJ auch im Club möglichst nah an das Klangerlebnis heran, welches er bei der Produktion im Studio anvisiert hat. Natürlich auf einem anderen Lautstärkeniveau. Wichtig ist “der gewisse Punch”, den es einfach braucht, um die Gäste zum Tanzen zu animieren. Die reine Lautstärke ist da absolut nicht zielführend. Außerdem darf auch bei hohen Lautstärken keine Ermüdung im Hörerlebnis für Gast und Künstler und Personal entstehen. Das ist ein äußerst wichtiger Aspekt, der leider allzu oft übersehen wird. Um diese Anforderungen zu realisieren bedarf es hochqualitativer Lautsprechersyteme und einem sinnvollen Beschallungskonzept. In der Panorama Bar liegt der Fokus ganz klar auf einer Top-Beschallung der Tanzfläche: Gleichmäßige Klangverteilung auch im Subbassbereich hat hier oberste Priorität. Im Barbereich hingegen ist ein geringerer Pegel gewünscht.
Ist es wichtig, eine neue Anlage auch im laufenden Clubbetrieb zu hören? Welche Erfahrungen haben Sie hierbei gemacht?
Hack: Es ist immer notwendig das installierte System zusammen mit den Usern und dem Kunden Probe zu hören. Jeder hat am Ende seine eigene subjektive Klangwahrnehmung und Vorlieben. Diese sind auf jeden Fall zu berücksichtigen. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass je hochwertiger die Komponenten sind desto geringer das notwendige finale Finetuning. In Fall der Panorama Bar war das optimale Setting sehr schnell gefunden. In akustisch schwierigen Räumen ist es einfach notwendig ein System so auszurichten, dass eine Beschallung von reflektierenden Flächen wie zum Beispiel Wandkacheln und Fenstern weitestgehend vermieden wird. Dazu ergänzend natürlich die sinnvollste Bassanordnung, die sich in einem solchen Raum realisieren lässt.