Ab sofort nehme ich 5 Euro fürs Anhören und 35 Euro für eine Erwähnung an dieser Stelle. Bitte in die Bemusterung dazupacken! Äh, kleiner Scherz am Rande. Crazy Zeiten – was sich manche, siehe: www.klangpunkt-records.de, so einfallen lassen, tzzz tzzz!
Also, die folgenden title hier seien umsonst erwähnt, weil gut: Sportloto „Euphoric“ (Tirk) stammt von einem Talent aus Izhevsk, und ist in etwa das Gegenteil von Russendisco, nämlich ein atmosphärisch-schöner balearischer Trip mit viel Glöckchen und warmen Sequenzermelodien. Ähnlich warm, mit weichen Pads (höre „Juxtapose“) und nonkonformistischem House kommen Genius Of Time aus Göteborg daher, sowie mit einem Orgel-getriebenen Jazzhouse-Roller der alten Schule: „Drifting Back“ (Royal Oak/Clone). Übrigens stand Göteborg immer schon für guten Jazz meets Electronica. Scheint irgendwie so ein Nest zu sein. Apropos mellow: Sphärisch schön und elegant elegisch sind die Tracks von Simon Tew aka Si Tew auf „When The Clouds Run Away“ (Atjazz Rec. Company), immer in einer ausgeklügelten Balance zwischen Dubstep, Ambient, Downbeat und Soul. Ebenso gefühlvoll sind auch seine Remixe für Robert Owens „For Real“ (Atjazz Rec. Company). Die seelenvolle Downbeat-Moderne birgt auch dieses Highlight des Monats: Fatima & Floating Points „Redlight“ (Eglo), das an Minimalität nicht zu unterbieten ist. Fatimas Stimme schwebt quasi über einem 10:44 minütigem Taktell-Klicken. Super!
Discofreunde dürften mit „Ours“ und „Mpopnight“ mindestens ein Knallbonbon auf dem auf 300 Stück limitierten roten Vinyl finden: Good Guy Mikesh & Filburt „O’rs 1500“ (O´rs). Und wer etwas mehr <i>shaking Disco-Funk</i> und Wacka Wacka haben will, dem empfehle ich Dr. Dunks Edits von C.O.M.B.I „Don’t Stop The Dance“ (Combi). Die interessanteste Edit-Platte, <i>vinyl only</i>, erscheint jedoch auf einem neuen Label namens Resista, das sich World Music und Afrobeat wpopmet: Daphni „Edits Vol. 1“ (Resista), eine Seite voller spirituellen Afro-Vibes mit guten Vocals und die Flipspope mit abstrakterem Achtziger-Ethno-Groove, wie ich ihn liebe. Daphni ist übrigens niemand anderer als Caribou.
Zwei richtig gute, motorisch zwar nach House genormte, dennoch ein bisschen quer pluckernde und tuckernde Platten kommen von Peter O. Grady alias Joy Orbison, der sich jetzt Joy O nennt, „Wade In/Jels“ (Hotflush) sowie von Andy Coles (vormals gute Tunes auf Lany Recordings oder We Play House) Project Luv Jam „Mature Oak“ (Phonica White), das mit dem allerersten echt guten Cottam-Remix aufwarten kann. Auf Cottams gehypter Maxi „Sunrise Sunset“ (Use Of Weapons) selbst überzeugt mich eigentlich nur der Deep-Space-Orchestra-Remix. Der wunderbarste Remix, der den Freistil-Lesern, die ja vielleicht nicht per se in eine Ellen-Allien-Platte reinhören, hier unbedingt ans Herz gelegt sein soll, kommt von Nicolas Jaar. Ein Remix, der das Original „Flashy Flashy“ (Bpitch Control) bei weitem übertrifft. Sowas Schönes, fluffy perkussiv Grooviges ist selten und untermauert Jaars Kultstatus.
Auf Albumlänge hatte ich mir zwar zig neue Kandpopaten, unter anderem Kraak & Smaak, Belleruche, Curv, Azymuth, Ancient Astronauts, Jazz Chronicles, Phantogram, DJ Oil, sowie diverse Compilations reingezogen, aber nichts konnte mich, abgesehen von jeweils ein, zwei sehr netten Tunes, wirklich überzeugen. Dagegen bin ich bei <i>Shadow To Shine</i> (Tummy Touch) von Bing Ji Ling länger hängengeblieben. Ein echt gutes Pop-Soul-Skater-meets-Bacharach-Power-Album mit dieser gepitchten Falsettstimme von Luke Quinn, die mir immer schon bei der Phenomenal Handclap Band auffiel, wo Bing Ji Ling, was auf Chinesisch einfach Eiscreme heißt, mitmachte. Der New Yorker Neo-Hippie hat sowieso eine ruchvolle Vergangenheit, spielte er doch bei Tommy Guerrero, machte Platten unter Q&A auf DFA, Smalltown Supersound, Lo Recordings oder Maxis auf Lovemonk. Jedenfalls sind auch Mitglieder von Sharon Jones And The Dap Kings, Scissor Sisters, Antibalas und der besagten Phenomenal Handclap Band dabei. Und wenn man’s ein bisschen übertreibt, dann hört man hier auch den Bill Withers oder Shuggie Otis 2011.