Bereits 2011 zollte BBE Music dem einflussreichen New Yorker Houselabel Henry Street Music mit der Compilation Henry Street Grooves Tribut – nun, zum 20-jährigen Bestehen, ist es Zeit für einen noch weitaus größeren Rundumschlag. 1993 vom vorherigen Promoter und A&R-Mann von Atlantic Records, Johnny ‚D’ de Mairo, ins Leben gerufen, nimmt das Label einen exemplarischen Platz in der Geschichte der amerikanischen Dance Music ein, ähnlich wie etwa Trax Records oder Nu Groove. Henry Street steht wie kaum ein anderes Label für Mitt-Neunziger-House New Yorker Prägung, wie sie etwa in der legendären Sound Factory lief, wo etwa DJ Duke, Kenny Dope, Louie Vega oder Frankie Knuckles auflegten. Klassiker wie „The Bomb“ der Bucketheads (alias Kenny Dope) oder Armand van Heldens „The Funk Phenomena“ erschienen hier. Aber auch EPs von DJ Sneak, 95 North oder Todd Terry. New Yorker Underground-House, der geprägt war von Disco-Sampling, hypnotisch roughen und HipHop-beeinflussten Grooves, sowie einer leicht jazzig, funkigen Note – eine Spielart, die auf französischen Filter-House wie auch UK Garage großen Einfluss hatte.
Nun also, zum Jubiläum, dieses Monument einer Compilation, das in drei Formaten erscheint: Als 5CD-Box, Dreifach-12-Inch mit ausgesuchten Tracks, sowie einer Digitalversion. Diese enthält zusätzlich zu den Stücken der CD-Box noch einige Extratracks, sowie fünf DJ-Mixe von Robb Swinga, Moplen, Salvatore Vitrano, DJ Angel B! und Raf’n Soul. Darauf finden sich natürlich die Hits von Armand van Helden, DJ Sneak oder den Masters At Work, aber auch weniger bekannte oder übersehene Perlen. Für die härtere, roughere Ecke des Labelsounds steht etwa Tronco Traxx’ Vogueing-Hymne „Walk 4 Me“ – kürzlich erst gesamplet von Joy Orbison und Boddika für ihren Track „Swims“. Die smoothere Variante findet sich zum Beispiel bei Groove Culture oder Mateo & Matos, New Jersey Garage Sound bei 95 North oder Mike Delgado. Der Latin House kommt von Ralphi Rosario und mit Ashley Beedle und Phil Asher finden sich auch britische House-Koryphäen, die aber natürlich stark von New York beeinflusst waren. Und das sind nur einige von Dutzenden Produzenten, die auf der Compilation versammelt sind. Ja, die Namensliste liest sich wie ein Who’s Who der New Yorker House-Szene der neunziger Jahre. Besonders hervorgehoben sei dabei noch die Sound Factory-Hymne „The Missile“ von Little Louie Vegas. Ein mehr als epischer Afterhour-Track, der es lohnt, wiederentdeckt zu werden. Allein das bei diversen Tracks etwas überrepräsentierte Saxophon nervt hin und wieder, doch insgesamt ist The Definitive Collection eine gelungene Compilation, die als Labelüberblick genauso überzeugt wie als House-Geschichtsstunde.
Stream: 20 Years of Henry Street Music – The Definitive Collection (Album Sampler)