Die 19-jährigen Zwillingsschwestern Naomi und Lisa-Kainde Diaz sind als Töchter des 2006 verstorbenen Buena-Vista-Social-Club-Mitglieds und Conga-Großmeisters Miguel ‘Anga’ Diaz in Paris geboren, haben ihre Kindheit aber auf Kuba verbracht. Ihr Projektname entstammt der Sprache der westafrikanischen Yoruba und bedeutet, genau: Zwillinge. Allerdings von ganz unterschiedlichem Temperament: Während Lisa-Kainde sich für Nina Simone, Billie Holiday und Chet Baker begeisterte, feierte Naomi The Roots, Erykah Badu und Kendrick Lamar ab. Für ihr von XL-Recordings-CEO Richard Russell produziertes Debütalbum haben die gegensätzlichen Schwestern diese Differenz produktiv gemacht, wobei die Yoruba-Tradition in der Familiengeschichte den gemeinsamen Nenner stellt. Reduziert, perkussiv und sehr gegenwärtig, sowohl präsent als auch zeitgenössisch, lösen sie diesen Anspruch auf 13 Songs mühelos ein. Die souligen Jazz-Vocals von Lisa-Kainde ergänzen sich in den von ihr geschriebenen Songs perfekt mit den afrikanisch inspirierten Chants und urbanen Dubstep-geschulten Beats ihrer Schwester. „Oya“ etwa klingt wie Björk mit nigerianischen Wurzeln. Und „River“ ist ein unwiderstehlicher Ohrwurm. Sie selbst nennen es contemporary negro spirituals. Wie auch immer: Ibeyi ziehen die Pop-Jazz-Konsequenzen aus der Hochkonjunktur afrikanisch beeinflusster Musik und dem Erfolg von James Blake und FKA Twigs. Frühlingstaufrisch.
Video: Ibeyi – The River