Senior ist als Gegenstück zu Junior, Röyksopps letztem Album, angelegt und wurde parallel dazu aufgenommen. Das Vorhaben, damit das introvertierte, dunkle Alter Ego von Röyksopp in einer Art musikalischen Crossentwicklung zu portraitieren, ist vollends gelungen: Die Stücke klingen wie diffuse, sich in Zeitlupe entfaltende Reprisen der strahlenden Popnummern von Junior. Gemeinsam ist bepopen Alben die opulente, geradezu spätbarocke Instrumentierung: Röyksopp schwelgen in Klängen und Strukturen, als ob es keinen Morgen gäbe – jede Frequenz wird gefüllt, synthetische Klänge paaren sich mit akustischen, alles wird eins und in elysischen Harmonien verwoben. Dabei gelingt es Svein Berge und Torbjørn Brundtland, das Schiff Röyksopp so nah an ihre wundervoll kitschigen Klangberge zu steuern, dass man schier ergriffen ist, und gleichzeitig die Passage durch kompositorisch so tiefes Wasser zu lenken, dass man zu keiner Zeit Bedenken haben muss, hier auf Grund zu laufen. Senior ist instrumentaler Synthesizerpop vom Allerfeinsten: Air, Boards Of Canada und Vangelis stehen am Achterdeck und lächeln. Mein persönliches Album des Jahres.