Die Musik der israelischen Producer Gal Aner und Jordan Czamanski war, so hört man, ein wichtiger Impuls zur Gründung des in Amsterdam beheimateten Labels Dekmantel. Das 2009 ebendort veröffentlichte Debütalbum des Duos bedeutete dann auch gleich den Durchbruch – sowohl für Juju & Jordash als auch für Dekmantel. Mit Techno Primitivism setzten die beiden 2012 ein Statement in die post-minimale Landschaft, das als Referenz für eine zeitgemäße Legierung aus House und Techno jenseits von Tech-House bleibende Gültigkeit besitzt: ausgehend von Deep House als Basis, geben sich Juju & Jordash der Faszination für den Funk ihrer analogen Maschinen hin. Die Besonderheit der spezifischen Signatur ihrer Tracks besteht darin, dass sie hörbar aus der Improvisation heraus entwickelt werden: Aner und Czamanski akzeptieren keinen Bruch zwischen der experimentellen und der funktionalen Seite ihrer Musik.
Die Tracks ihres nun erscheinenden, dritten Albums für Dekmantel vermitteln jedoch wieder eine größere Dringlichkeit als die des Vorgängers. Beginnend mit dem Titeltrack, durchzieht das Album ein starker Sog zur Tanzfläche: Der zupfenden Hookline von „Clean-Cut“ entkommt man schwerlich, das zunächst recht gelassen vor sich hin dubbende „Schmofield” steigert sich in rockiges Gitarren-Gefrickel rein, „Whippersnapper“ gibt den Clubbanger. So beginnt eine Platte, die sich keine Durchhänger leistet, auch wenn das Tempo im weiteren Verlauf durchaus variiert. Was alle Stücke hier auszeichnet, ist ein Detailreichtum, der weder Selbstzweck noch Ornament sein will – sondern die Verbindung zum Realen: Lebendigkeit ist das, worum es Juju & Jordash letztlich geht. Faszinierend, wie das Blasen werfende „Swamp Things“ seine Jazz-Samples (und andere
Realitätsbruchstücke) vom Rand herkommend in Szene setzt. Oft tauchen Elemente anderer Musikkulturen auf, die aber eben nicht als Exotismen im Sinne der Weltmusik eingesetzt werden, sondern ganz selbstverständlich auftreten – schließlich ergibt sich ein gewisses Maß an Weltläufigkeit in einer globalisierten Branche, wie es die DJ-Kultur ist, ganz von selbst. Traumhaft: Das jazzig swingende „Anywhere“ und der stellar wirkende Abschluss mit „Eventide“. Neun Tracks sind auf der Doppel-LP vertreten, die CD-Version kommt mit dem Bonus-Track „SP Shakes“, auf dessen unterschwellig nervösem Groove chromatisches Gitarrenflirren tänzelt. Ähnlich wie Kassem Mosses Album für Workshop ist Clean-Cut in sich hochkonsistent und doch von einer Ideendichte erfüllt, die vielen aktuellen Releases abgeht. Late-Entry für die Polls von 2014.
Stream: Juju & Jordash – Clean-Cut (Album-Preview)