Graeme Clark und Craig Smith waren vor geraumer Zeit zusammen mit Mark E und Eddie C die informellen Agenten eines untertourigen Disco-Vibes, der sich nach und nach auf der ganzen Welt festsetzte. Auch ein halbes Jahrzehnt später hat sich noch dermaßen viel bewegt, dass man sich vor Aufträgen kaum retten konnte. Besonders Graeme Clark wurde als The Revenge mit Remixanfragen überschüttet. Der Rummel hat den beiden trotzdem in die Karten gespielt, zu verführerisch wirken immer noch die Zutaten, auch wenn es nach Disco, Edit und Cosmic bei den beiden mittlerweile wieder housiger zugeht. Nicht nur in den kleinen Clubs, aber gerade dort hat sich das mitteltourige Tempo richtig durchgesetzt. Nun also das zweite Album des 6th Borough Projects, mit dem die beiden Schotten zu Delusions Of Grandeur, dem stilistischen Bruder ihres Heimat-Labels Instruments Of Rapture, zurückkehren. Labelnamen wie in Stein gemeißelt. Trifft das nun auch auf die Musik zu? Ich bin mir sicher, 6th Borough Project werden niemals dem Fehler aufsitzen, bekannte Muster zu weit auszureizen, in Schemata zu verfallen. Nicht umsonst war auf IOR nach zehn Releases Schluss. Man ist halt ziemlich nah dran an den Tänzern. Ihr zweiter Longplayer bietet vor allen Dingen mehr Kost für Liebhaber ihrer Soundphilosophie. Wie erwähnt, mehr House auf 113 BPM, weniger Disco. Man sieht die Tanzfläche dazu sanft vibrieren, ihr zweiter Longplayer bietet dazu viele emotionale Anknüpfungspunkte, und gerade diese bieten das Verbindungsmoment mit den TänzerInnen derzeit, hier wird quasi lächelnd ausgeflippt. Man weiß, was zu tun ist. Allein die Intros von „In Your Arms“ oder „Walk Away“ setzen Ravesignale ohne wirklich zu raven. Borough to Borough ist insofern geschlossener als ihr Debüt, es wirkt reifer und vor allen Dingen state of the art.
Stream: 6th Borough Project – Borough to Borough (Album Preview)