Wicker & Steel, das Debütalbum von Perc, war ein Statement. Vielleicht sogar eine Drohung, denken wir nur an die fauchenden Snares, die aufgeladenen Kicks und all die Broken-Beat-Kaskaden, die sich in dissonanter Atmosphäre zu einer Bestie von LP aufplusterten. Energetisch und innovativ sind nicht nur die Sets von Ali Wells, mit Produktionen für CLR, Kompakt, Drumcode und seinem eigenen Imprint Perc Trax hat sich der Brite seit Jahren den Ruf als Techno-Gelehrter verdient, dass selbst der Guardian Wicker & Steel als Soundtrack unserer kaputten Zeit krönte. Der Nachfolger The Power & The Glory ist offener, experimentierfreudiger und gar nachdenklicher im Duktus, auch wenn wir zu Beginn mit „Rotting Sound“ regelrecht angeschrien werden – The Prodigy, Aphex Twin oder Cabaret Voltaire bleiben als Konturen erhalten. Nach der verstörenden Begrüßung versteht sich „Speek“ als die recht überraschende Zusammenarbeit mit Nik Colk Void von Factory Floor, dessen Vocal-Fetzen von einem schummrigen Flimmern und bräsigen Beats begleitet werden. Danach: verzerrtes Kinder-Lachen, 808-Exkurs, metallenes Feedback-Rumpeln und mit „Horse Gum“ eine Blaupause für Horrorfilm-Untermalung. Doch auch wenn der industrielle Schmutz („Take Your Body Off“), die hypnotischen Drone-Sequenzen („Lurch“) oder Mid-Tempo-Beats nicht aus dem Perc-Verließ verbannt wurden, traut sich Wells Neues zu, ohne sich von seiner okkulten Ästhetik zu distanzieren. Das dürfen die einen dann als Mindfuck deklarieren, die anderen schreiben hierzu ein Happy-End-loses SciFi-Drehbuch. Vom rastlosen Mills-Ungeheuer „Dumpster“ bis hin zum verhängnisvollen Piano-Closer „A Living Sound“ – Perc ist und bleibt die Moll-Autorität.
Stream: Perc – Take Your Body Off