Wer Lee Bannon kennt, weiß, dass er für einige der gelungensten 1990er-HipHop-Reminiszenzen von Joey Bada$$ und der Pro Era-Crew verantwortlich zeichnet. Allerdings baut er nicht nur Instrumentals, auf denen sich Rapper hörbar wohlfühlen und die sich irgendwie am Gestern orientieren, sondern nimmt in seinen Solo-Produktionen experimentierfreudig auch andere musikalische Wegabzweigungen. Auf seinem Debüt für Ninja Tune spannt Bannon nun aus der HipHop-Perspektive einen Bogen vom Jungle der Neunziger ins Heute und kleidet die Melange in tiefes Schwarz. Bei „216“ ist die Verbindung exemplarisch hörbar gemacht, wenn der Track mit einem Pianoloop beginnt, ein HipHop-Beat einsetzt und schließlich von Breaks abgelöst wird. Amen Breaks sind die treibende Kraft hinter den fraktalen Stücken, die aus Feldaufnahmen, Drones, Reese-Bässen, Vocalsamples, Instrumentenloops, Synths und allen möglichen Geräuschquellen konstruiert sind. Sie geben den brüchigen Klangbildern die Grundierung, die sie zusammenhält und sichtbar macht und dabei noch perfekt zu den dissonanten und dystopischen Strukturen passen. Alternate/Endings ist ein opulentes, schwer zu verdauendes Werk konsequent umgesetzter Kreativität, das Bannon als Produzenten zeigt, der macht, was er will – und das sehr gut.
Video: Lee Bannon – Value 10