The Chap sind gut. Ziemlich gut sogar. Nachdem ihr Debütalbum The Horse hierzulande kaum wahrgenommen wurde und man sich an den Nachfolger Ham auch nur deshalb erinnert, weil da mal dieses schräge Cover (ein Tiger mit rosa Maske, sehr geschmackvoll) im Fenster des Plattenladens stand, haben sich The Chap nun mit dem dritten Wurf scheinbar als Ziel gesetzt, die Weltherrschaft zu erlangen. Mit Mega Breakfast schenken sie uns jedenfalls elf Songs, die vor Verweisen und Zitaten nur so sprühen, trotzdem jedoch immer einen Spielcharakter bewahren, der konventionelle Strukturen nur abruft, um sie im nächsten Moment zerfallen zu lassen. Eifrige Popgeschichts-Nerds, die mit einem Sack voller Bezugsbelege popeendiebstahl nachweisen wollen, werden genauso verlacht wie die Fraktion der Interpretatoren, die gewillt sind, ihre content:encodede in einen größeren Sinnzusammenhang einordnen. Willkommen in der Postmoderne. „Come on, come on cloner/ clone me another me/ my generation/ needs another me.“
Die narzisstische Pose gehört hier genauso zur Attitüde wie die Verweigerung, sich in sprachlicher Hinsicht den Gesetzen der Narration zu unterwerfen. Infantil, naiv und auf eine lustige Weise trotzig reiht man stattdessen willkürlich Worte, Sätze und eine Vielzahl von Namen zu einem dadaistischen Durcheinander und dekonstruiert damit die darunter liegende Konsistenz der präzise austarierten Pop-Arrangements. Auf musikalischer Ebene positionieren sich The Chap nämlich perfekt im Popdiskurs der Gegenwart, zwischen discopopen Basslinien, erstaunlich fett greifenden Gitarren und sogar polyphonen R’n’B-Einlagen. Das Ganze wird mit recht komplexen Beatgerüsten unterfüttert, sorgt mit den Streichern am rechten Ort für emotionale Höhen und bleibt trotz einiger Schrägheiten von Anfang bis Ende unglaublich catchy. Dass man da nicht tief in der Referenzkiste graben muss, bis Hot Chip neben einem stehen, wird bereits nach den ersten paar Takten klar. Allerdings scheinen The Chap die Sache hier ganz anders anzugehen, als bei den einstigen Erneuerern des Pop. Mit viel Gefühl für funktionale Perfektion gibt es zwar – wie gesagt – haufenweise Popmomente fürs Herz, allerdings wird dieses süßlich-melancholische Moment vermieden, mit dem ihre sympathischen Nerdkollegen inflationär rosa Zuckerwatte verteilen und kleine Mädchen zum Weinen bringen. Nein danke, stattdessen gibt es Funk, Wahnsinn und Nihilismus, artikuliert in proper songs about girls and clubbing. Wenn sie dann aus ihrer programmatischen Distanz, die über alles lachen kann, wieder mal bei einer Choreinlage eher erheitert denn ergriffen rüberkommen, eröffnet sich eine Perspektive sinnentleerter Frische, wie sie in solch einem Zusammenhang schon lange nicht mehr zu finden war.
Mega Breakfast
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