burger
burger

DAVID CRANMER Die Grenzen auslöten

- Advertisement -
- Advertisement -

Text: Numinos, Foto: Nathan Pask
Erstmals erschienen in Groove 141 (März/April 2013)

Während Daniel Düsentrieb, Doktor Snuggles und Professor Bienlein aufgrund ihres Ideenreichtums zwar grundsympathische, leider aber fiktive Charaktere sind, ist David Cranmer samt seinen Erfindungen so real wie der chronische Stauinfarkt auf der A13, die den Osten Londons, wo der umtriebige Engländer seine Werkstatt hat, mit der Innenstadt verbindet. Hier schweißt, klebt und lötet Cranmer an elektromechanischen Objekten, die mit einem Höchstmaß an britischer Schrulligkeit die Grenzen zwischen Kunst, Musik und Mechanik ausloten – respektive „löten“.

Nichts und niemand ist dabei vor dem Funken sprühenden Einfallsreichtum des 30-Jährigen sicher: Da wird aus bei Ebay ersteigerten Dachs- und Turmfalken-Plastinaten ein spielbares Theremin oder ein mechanischer Technotänzer gezaubert, aus einer Kettensäge ein über mechanische Walzen präzise steuerbarer, mit Pauken und Trompeten infernalisch lärmender Pinguin geschweißt oder auch aus einem Kompressor ein bühnentaugliches Performance-Instrument in Form eines rosa Schweins an dessen Flanken Arcade-Taster auf die Interaktion mit dem Benutzer harren. Kein Wunder also, dass auch die Industrie mittlerweile auf die medienwirksamen Objekte des umtriebigen Tüftlers aufmerksam geworden ist. So ließ sich der Batteria-Gigant Duracell einen gigantischen LED-Hasen in eine alte Fabrikhalle bauen, für die Scharfalkoholika-Brennerei Southern Comfort dagegen ersann Cranmer eine selbstständig Whiskey ausschenkende und musizierende Luftdruck-Orgel. Und selbst XL Recordings-Chef Richard Russell konnte beim Anblick des enigmatisch-kruden Pyramiden-Synthesizers (siehe Foto) nicht widerstehen, sich ein Unikat bauen zu lassen. Bleibt nur zu hoffen, dass auch die Musikgerätehersteller auf die ungewöhnlichen Konzepte des begabten Briten aufmerksam werden und irgendwann einmal ganz viele rosa Schweinchen mit Knöpfen die Bühnen dieses Planeten bevölkern – lustig wär’s ja.

 


Video: David CranmerThe Pyramid Synths

In diesem Text

Weiterlesen

Features

Zehn Jahre Institut fuer Zukunft: „Wir hatten keinen Bock drauf, dass uns alte Leute sagen, wie wir Spaß haben sollen”

Groove+ Zum zehnten Geburtstag zeichnet das Team des IfZ ein ambivalentes Bild des Clubs – und blickt der Zukunft trotzdem optimistisch entgegen.

Der Club Macadam in Nantes: „DJs sollen bei uns am Können gemessen werden”

Groove+ Der französische Club zeigt, dass man für anständiges Feiern am Sonntag keineswegs zwingend nach Berlin fahren muss. Was ihn sonst ausmacht, lest ihr im Porträt.

Paranoid London: Mit praktisch nichts sehr viel erreichen

Groove+ Chicago-Sound, eine illustre Truppe von Sängern und turbulente Auftritte machen Paranoid London zu einem herausragenden britischen House-Act. Lest hier unser Porträt.