Zunächst wähnt man sich in Mel Brooks Musical The Producers und glaubt Will Ferrells amerikanischen Nazi zu hören. Aber, nein, es ist der afroamerikanische Schriftsteller und Wahlberliner Darius James, der seine Freude an deutschen Wörtern wie „Eisbein“, „Stinkekäse“ und „Quatsch“ hat. Die latente Albernheit, die das ganze zweite Album von Quio durchzieht, sollte nicht über die Virtuosität dieser Rapperin hinwegtäuschen. Quio beherrscht alle Tonlagen, vom herablassenden Diss bis zum einschmeichelnden Gesang. Und sie reitet die komplizierten Beats, die ihr Antye Greie produziert hat, als hätte es nie andere Beats gegeben denn diese dezentrierten Hybrpopen aus Grime, Dubstep und Electronica. Ohne Erdung durch den im HipHop allgegenwärtigen synkopierten Beat kann Quio je nach Laune die Stimmung wechseln. Die Erdung übernimmt meist der Bass, aber wer braucht schon Erdung, wenn das Ziel die Auflösung von Klischees ist. Phiu! stellt sich gegen alles, was die meisten HipHop-Produktionen in den letzten Jahren so unhörbar gemacht hat: die Macho-Posen, die stumpfen Binaritäten, die lächerliche Ernsthaftigkeit. Phiu! bringt den Spaß und die Experimentierfreude zurück und klingt allein schon deshalb nach nichts, was man heute noch HipHop nennen würde.