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SOFTWARE-SYNTHESIZER Sugar Bytes Cyclop

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Text: Numinos
Erstmals erschienen in Groove 138 (September/Oktober 2012)

Was gab es im Vorfeld der Veröffentlichung dieses Software-Synthesizers nicht schon für Tiraden in den einschlägigen Foren zu lesen – und das nur, weil man sich bei Sugar Bytes dazu entschlossen hat, den Begriff „Wobble“ in einem Atemzug mit dem Plugin zu verwenden. Und dabei genügt ja schon ein einziger LFO, um einen Synthesizer zum Wobblen zu bringen und den haben so ungefähr 99 Prozent aller in diesem Sektor des Orbits gebräuchlichen Synthesizer ohnehin an Bord. Ob der Klang-Zyklop aus der Berliner Softwareschmiede die ganze Aufregung verdient hat, haben wir getestet.

 

Konzept

 

Im Kern ist Cyclop nicht mehr oder weniger als ein monophoner Subtraktiv-Synthesizer, der wahlweise Stand-Alone oder als VST/AU/RTAS/AAX-Plugin auf PC und Mac betrieben werden kann. Alle Klänge entstehen auf der Grundlage von Schwingungen, die zwei frei verschaltbare Oszillatoren liefern und die mit sechs verschiedenen Synthesemodellen operieren können (Saw Regiment, Analog Sync, FM, Transformer, Spectromat, Phase Stressor). Den klanglichen Feinschliff verpasst man dem Klangrohling in den zwei getrennten Filtern, die mit zehn Filtermodellen bestückt werden können.

Den akustischen Nachbrenner zündet man in der komplett Stepsequenzer-steuerbaren Effektsektion. Hier sind insgesamt 32 verschiedene Effekte aus dem bekanntermaßen bestens sortierten Arsenal von Sugar Bytes (darunter Pitch Looper, Vinyl FX, Send FX und Gater) abrufbar, wobei vier Effekte zugleich aktiv sein können. Flankiert wird die Klangerzeugung noch durch eine separate Verzerrer-Einheit, einen Subbass-Oszillator, einen Subsonic-Verstärker und eine Stereoverbreiterung.

Das Auge des Sturms – respektive des Zyklopen – sind aber die Modulationsmöglichkeiten und Steuerelemente: Augenfällig ist hier zunächst der große „Wobble-Knob“. Seine Besonderheit ist, dass man jede seiner zwölf Positionen mit einer eigenen LFO-Wellenform belegen kann, die dann beatsynchron in unterschiedlichen metrischen Teilern, abgefeuert wird. Die zwölf Stellungen können direkt mit den Hotkeys angefahren oder mit dem internen Sequenzer getriggert werden. Neben dem Wobble-Knopf besitzen auch die Regler A/B-Amount, FX und Sound eine eigene Record/Play-Steuerung und lassen sich so on the fly aufzeichnen. Die Feinjustierung der Parameter-Fahrten nimmt man dann im zentralen Edit-Fenster vor, wo sich die Daten in einer Grid-Darstellung wieder finden. Und bevor ich es vergesse: Ein klassischer ADHSR-Envelope zur Hüllkurvensteuerung, ein Mini-Stepsequenzer und ein adjustierbarer Glide-Mode sind natürlich auch mit an Bord.

 

Praxis

 

Sugar Bytes bleiben auch mit Cyclop ihrem ureigensten Stil treu – nämlich in Bezug auf Konzept, Funktionalität und Benutzeroberfläche immer einen (bewussten) Tick am Software-Massenmarkt vorbei zu steuern. Was die Berliner programmieren, hat oft einen charmanten, nerdig-verquasten Einschlag und Cyclop macht da keine Ausnahme, sondern setzt noch einen drauf: So niedlich und verspielt sich der Zyklop optisch gibt, er ist ein hochkomplexes – stellenweise kompliziertes – Synthese- und Modulationsmonster, das, möchte man es dazu veranlassen abseits der achthundert wirklich gelungenen Presets zu stampfen, erst mal verstanden und beherrscht werden will. Drei Tage Einarbeitung sind hier über den Daumen gepeilt für den Profi anzusetzen – wer noch gar keine Synthese-Erfahrung hat, sollte seinen Jahresurlaub einplanen. Und es lohnt sich, denn tatsächlich lassen sich mit Cyclop Klangobjekte designen, die über ein Höchstmaß an akustischem Eigenleben verfügen. Wer Gebrauch von allen Synthese- und Modulations- Möglichkeiten macht, wird aber auch feststellen, dass nicht alles, was technisch machbar ist, auch akustisch Sinn ergibt: Kleistert man das Klangobjekt nämlich mit zu viel oder widersprüchlichen Modulationen und Effekten zu, geht irgendwann die Durchsetzungskraft verloren – es bewahrheitet sich das alte Prinzip: Umso roher der Klang, desto besser setzt er sich im Mix durch.

 

Fazit

 

Mit allen Modulationen morphen, mäandern und zerbröseln hier die Sounds, dass es nur so eine Freude ist – und davon profitiert dann nicht nur der Dubstep-Floor. Oder anders gesagt: Der Cyclop ist nur zum Wobblen fast schon zu schade – und wohl auch zu lernintensiv. Vielmehr empfiehlt sich das Plugin besonders für passionierte Synthesizer-Afficionados, die nicht nur auf simple LFO-Tricks aus sind (die natürlich auch machbar sind), sondern Freude an der Herstellung hochkomplexer, manchmal sogar unberechenbarer Klänge haben. Wem das immer noch zu sachlich ist, der kann das im Edit-Fenster integrierte Ballerspiel mit echtem Mehrwert aufrufen: Jeder abgeschossene Roboter bewirkt nämlich eine zufällige Veränderung des Sounds. Ein wirklich außergewöhnliches Plugin, dessen Preis in Anbetracht der gebotenen Möglichkeiten mehr als angemessen ist.

Vollversion: 119 Euro (PC/Mac)

 


Video: Sugar Bytes CyclopTrailer

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