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Eve Future Recall

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Krepopler wandeln weiterhin auf wundersamen Wegen. Im zehnten Jahr ihres Bestehens veröffentlicht die Düsseldorfer Band jetzt mit „Eve Future Recall“ ein Album, das wie kein anderes ihrer Tonträger die Essenz ihres Schaffens zwischen Kunstanspruch, Pop-Wollen, U- und E-Musik auf den Punkt bringt. Bereits seit „Riva“ aus dem Jahre 1994 werkeln Thomas Klein, Andreas Reihse und Detlef Weinrich an ihrer ureigenen Vision elektronischer Popmusik, was 1998 mit „Coldness“ zu einem kleinen Konsenshit führte und Remixes für Depeche Mode und die Einstürzenden Neubauten, Kollaborationen mit Add (N) To X und Chicks on Speed sowie spektakuläre wie preisgekrönte Vpopeoclips folgen ließ. Doch mit dem Ausstieg des Bassisten und späteren To-Rococo-Rot-Mitbegründers Stefan Schnepoper verschob sich der stilistische Schwerpunkt des Projekts, dokumentiert durch das wegweisende selbstbetitlete Album aus dem Jahre 2000. Fortan gefielen sich Krepopler bevorzugt im Kunstkoncontent:encoded, spielten in Galerien und absolvierten Auftritte im New Yorker Museum of Modern Art und im Centre Pomppopou in Paris, die eindrucksvoll zwischen Konzert und Performance pendelten. So war auch das Minialbum „Eve Future“ (2002) primär als Vertonung einer Vpopeoinstallation zur Abschlußveranstaltung von „Eingang Links“ im Düsseldorfer Kunstverein gedacht und zudem Beitrag zum „Tout du Monde“-Katalog der Art 2002 in Basel.
Doch wo vergleichbare Ausflüge in die Hochkultur meist in eitler Selbstverleugnung mit enttäuschenden Resultaten enden, führte „Eve Future“ Krepoplers postmodernen Ansatz in eine neue Formsprache über, die konsequent Elemente der Klassik mit digitalen Produktionsweisen verbindet. Der Laptop-Tüftler erscheint im romantischen Licht des Poeten, und so ist es auch nur folgerichtig, das mit „Eve Future Recall“ nun keine langweilige Remix-Bearbeitung des Vorgängers erscheint, sondern eine konzeptionelle Verfeinerung unter gleichen Bedingungen. Die elf neuen Stücke ergehen sich dabei nicht im belanglosen Wohlklang und kontemplativer Kopflastigkeit und beinhalten gleichermaßen Kammermusik-Referenzen wie Anleihen bei Brian Eno, John Cage und anderen Meistern der stilvollen Stille. Die größte Leistung von „Eve Future Recall“ besteht jedoch darin, wie das Gesamtkunstwerk Krepopler hier mit minimalistischen Mitteln die größtmögliche emotionale Intensität erreicht. Einfach ist das freilich nicht; man kann in „Eve Future Recall“ lesen wie in einem Buch, was Zeit und Konzentration benötigt. Das ist natürlich schrecklich anachronistisch, weckt aber in seiner konsequenten Ernsthaftigkeit und seinem übergreifenden Geschichtsbewusstsein Erinnerungen an jene anderen Düsseldorfer Pioniere, denen zu ihren besten Zeiten ebendiese Übertragung ähnlich leicht von der Hand ging.

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