Sven Weisemann, das Chamäleon. Unter eigenem Namen sowie unter den Monikern Desolate und Jouem veröffentlicht der Pianist, Cellist, DJ, Produzent und Remixer Klassisch-Modernes, Soundtracks, Ambient und dubbigen House. Er gibt an, seine erste Platte sei Jeff Mills „The Extremist“ gewesen. Die muss ihn nachhaltig traumatisiert haben, denn wenn es ein verbindendes Element in seinem Output gibt, dann ist es eine träumerische, schwebende, hallgebadete Sanftheit. Sein vielgelobtes Desolate-Debüt The Invisible Insurrection könnte die ambiente Tonspur eines posthumen Films über Burial sein, eine zärtlich-melancholische Rückschau auf Dubstep, der alle aufständische roughness fehlt. Genauso geht es bei der zweiten Ausgabe weiter. Minimalistisch-süßliches Echoklavier und Echocello an Dubsounds auf leicht synkopierten Rhythmen, umschwirrt von klagenden Stimmfetzen. Die instrumentaleren, beatlosen „Farewell“-Stücke, die bereits auf dem Vorgängeralbum zugegen waren, erinnern stark an Max Richters Filmmusik. Überhaupt kommt Weisemann seinen Vorbildern oft beklemmend nah, wie auch etwa bei „Teariness Of Lemnia“, das nicht nur im Titel Massive Attacks „Teardrop“ ähnelt. Das Album zeigt wieder einmal sein besonderes Gespür für Stimmung und Arrangement, ein wenig mehr Eigenständigkeit könnte hier und da jedoch nicht schaden.
Stream: Desolate – Celestial Light Beings (Snippets)