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28 Fragen: Cio D’Or

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Der Fragebogen, den der Schriftsteller Marcel Proust „in seinem Leben dreimal ausgefüllt hat”, war als Herausforderung an Geist und Witz in den Pariser Salons des späten 19. Jahrhunderts so beliebt wie als Rubrik in den Achtzigern im Magazin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Wir haben ihn für Nachtleben und elektronische Musik angepasst und legen ihn Musiker:innen und Akteur:innen der Szene vor.

Die Produzentin und DJ Cio D’Or ist vor allem für ihren minimalistischen Ambient-Dub-Techno auf Labels wie Prologue oder Semantica bekannt. Zuletzt erschien ihre großartige EP Polar Q. Dass Cio Dorbandt, so der Name der gebürtigen Hannoveranerin, seit vielen Jahren für Theater und Film komponiert, wissen dagegen nur Wenige. Zuletzt trat die Produzentin und DJ zudem selten auf. Ende 2022 erhielt sie eine Krebsdiagnose – inzwischen hat sie eine erfolgreiche Operation und mehrere Chemotherapien hinter sich.

Ihr pechschwarzer Bob mag krankheitsbedingt verschwunden sein, Cio D’Ors Lebensfreude ist geblieben. Sie fahre viel mit dem Fahrrad und habe zuletzt sogar wieder komponierte: „minimalistische Klavierstücke, oft in Moll”, wie sie uns vor Abschluss ihrer letzten Therapiesitzung schreibt. Und: „Es gibt große Hoffnung auf Heilung!” Vielleicht die schönste Nachricht, die Cio D’Or uns neben ihren 28 Antworten zukommen lassen konnte.

Chicago - Smart Bar - Octave - Foto by Tasya Menake
Cio D’Or bei einem Auftritt in der Smart Bar in Chicago 2013 (Foto: Tasya Menake)

Was ist für dich das größte Unglück?

Unglücklich zu sein.

Wo möchtest Du leben?

Im Himmel auf Erden.

Was ist für Dich das vollkommene irdische Glück?

Wenn der Ton die Musik macht.

Was ist für dich das perfekte Line-up?

Wenn die musikalische Linie perfekt zusammenpasst.

Deine liebsten Musiker:innen – im Elektronik-Kontext und darüber hinaus?

Alle, die gerade still an neuer Musik arbeiten.

Dein liebster bildender Künstler?

Gerhard Richter.

Dein liebster Social-Media-Creator?

Ein(e) Stille(r) Teilnehmer(in).

Welche Eigenschaften schätzt du bei einem Partygast am meisten?

Offenheit für Töne und Mut zur Bewegung.

Deine Lieblingstugend?

Das Große im Kleinen zu erkennen.

Mit welcher:m verstorbenen Künstler:in würdest du dich gerne treffen?

Johann Sebastian Bach.

Deine Lieblingsbeschäftigung?

Kreieren, komponieren und visualisieren.

Cio D’Or im Jahr 2022 (Foto: Seregel)

Was wäre aus dir geworden, wenn du keine Musikerin geworden wärst?

Ich bin immer noch dabei, diejenige zu werden, die ich bin.

Dein Hauptcharakterzug?

Muss ich erfragen.

Dein größter Fehler?

Wenn ich denke, fehlerlos zu sein.

Was möchtest du sein?

Dankbar.

Deine Lieblingsfarbe?

Orange.

Deine Lieblingsblume?

Alle Pflanzen, die Bienen ernähren, und skurril faszinierende Gewächse.

Dein Lieblingsvogel?

Das gesamte Frühjahrssingvogelorchester um 5 Uhr früh.

Deine liebste Stadt?

Paris.

Wie möchtest du alt werden?

Staunend.

Deine erste selbstgekaufte Platte?

Nicht die Erste, aber wegweisend: Brian Eno & David Byrne – My Life In The Bush Of Ghosts von 1981.

Beste Party deines Lebens? (Wo, wann, wer hat gespielt?)

Es gab mehrere.

Für was sollte sich die Szene schämen?

Wenn sie das nicht selbst herausfindet…

Der Bob ist mittlerweile verschwunden, Cio D’Ors Lebensfreude ist geblieben (Foto: Presse)

Für was schämst du dich?

Wenn ich das nicht selbst herausfinde…

Zu was werden wir in zehn Jahren tanzen?

Nach einem langsamen oder schnellen Rhythmus.

Zu was habe ich vor zehn Jahren getanzt?

Techno.

Wie geht es Dir jetzt im Moment?

Ich bin dankbar.

Dein Motto?

Jeder Tag ist ein Geschenk.

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