Gischt (Foto: David Višnjič)

Das erste Wochenende des Donaufestivals 2021 ist Geschichte, am Freitag beginnt Teil zwei. Unter anderem spielt Ursula Winterauer alias Gischt. Die Österreicherin betreibt das Label Ventil Records, kuratiert und musiziert, ist in den verschiedensten Ecken und Enden des szeneinternen Aufgabenspektrums tätig.

Im Kurzinterview beantwortet Gischt uns ein paar Fragen und ruft zu transnationaler Solidarität auf, obendrein stellt sie mit einem 63-minütigen Mix sich als Künstlerin und ihr Label gleichermaßen vor.


Du bist als Musikerin, Kuratorin und Labelbetreiberin aktiv. Das sind alles Tätigkeiten, für die ein intaktes Nacht- und Kulturleben zumindest nicht hinderlich ist. Wie hat sich dein Alltag in den letzten eineinhalb Jahren verändert?

Ich versuche in meiner Arbeit – auf allen erwähnten Ebenen – sustainability zu verfolgen, daher bin ich zumindest kurzfristig glücklicherweise nicht unbedingt darauf angewiesen, bis 6 Uhr früh im Klub Kontakte zu knüpfen. Austausch mit anderen ist wichtiger denn je und noch mehr in die Virtualität gerückt. Mein Alltag hat sich somit stark auf Büro- und Studioarbeit reduziert, das Ausgehen oder eigene Auftritte waren fokussierter und ausgewählter. Man wendet sich dem Wesentlichen zu, hat aber auch Zeit auf musikalischer Ebene Dinge auszuprobieren, zu experimentieren.

Wie würdest du die Lage in Wien derzeit beschreiben? Herrscht nach der Pandemie eine Aufbruchsstimmung?

Ich denke, es geht weniger darum, sich die Lage speziell in Wien anzusehen, sondern eher darum, einen generellen Umbruch zu forcieren. Meiner Meinung nach sind Zugehörigkeiten zu einzelnen Nationalitäten durch die Pandemie zu stark hervorgekehrt worden. Nun geht es darum, dies wieder abzubauen und transnational zu agieren. Künstler*innen in Wien kommen durch die unterstützende Fördersituation gut durch – global gesehen eine Ausnahme – schaut man etwa nach Serbien, Rumänien oder darüber hinaus, wird schnell unser privilegierter Status aufgezeigt. Es gilt, zu überlegen, wie man die Szenen supporten kann, damit sie weiter existieren können.

Als Gischt produzierst du experimentelle, grobkörnige Musik, die das Morbide ebenso sucht wie die Katharsis. Siehst du dich als Teil einer nachrückenden Szene Wiens bzw. Österreichs?

Ich sehe mich eigentlich nicht als Teil einer nachrückenden Szene, sondern eher einer Szene zugehörig, die sich überlagert, ineinanderfließt, Teil einer Szene, die sich durch ihre Gleichzeitigkeit befruchtet und stärkt.

Was hast du dir bei deinem Mix gedacht? Wie hast du ihn aufgenommen?

Der Mix soll die mich und mein Label Ventil Records eng umgebende Musikszene repräsentieren, gleichzeitig aber auch weitere Musiker*innen mitnehmen, die ich sehr schätze, mich derzeit inspirieren oder schon länger begleiten.

Auf welchen Auftritt – außer deinen eigenen – freust du dich beim Donaufestival besonders?

Elvin Brandhi, das neue Projekt von Kali Malone mit Stephen O’Malley und Lucy Railton, Duma, Lyra Pramuk, Prison Religion. Aber oft ist es das Beste, sich eben genau Acts anzusehen, von denen man vielleicht noch nichts gehört hat, um sich überraschen zu lassen.

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Tracklist:

Kœnig – Sesselleiste (feat. Coco Béchamel) (Ventil)
Snake Boots – Outtake from ‚Side A’ (Tender Matter)
Gischt – Attic (Ventil)
Zoë McPherson – Growth (monk report) (SFX)
Kenji Araki – SineW (Affine)
Kutin – Beach Delete (Ventil)
SØS Gunver Ryberg – Flux (Whities)
Pan Sonic – Hinaaja = Tugboat (Blast First Petite)
Inga Copeland – advice to young girls (Self-released)
Electric Indigo – 4.31 Hz (Imbalance Computer Music)
schtum – Emit (Ventil)
Mopcut – Fictitious Forces (Trost)
Katharina Ernst – x_02 (Ventil)
Maria W Horn – Ave (XKatedral)
Puce Mary – Fragments Of A Lily (Pan)
Lifecutter – Light Trance (Holotone)
PLF – Pop(e) Lost Faith (Opal Tapes)
Rojin Sharafi – Where Space Passes By (Ventil)


GROOVE präsentiert: Donaufestival 2021

Programm / Line-Up:

Activist Talk mit Shourideh Molavi & Gabu Heindl | REBUILDING EVIDENCE & BUILDING CRITIQUE (EN), Aho Ssan, AIDOL爱道, Angel-Ho, Anne Imhof, Arooj Aftab, Artist Talk mit Stefan Kaegi & Nathalie Küttel , Asifeh, bbymutha, Bendik, Giske, Black Country, New Road, Conny Frischauf, David Fenech, Jac Berrocal & Vincent Epplay, DEATHPROD: Occulting Disk, Decolonize Your Mind Society, Deena Abdelwahed Live, Die Orangen, Die Wilde Jagd, Duma, Elvin Brandhi, Emanuel Mooner, Forensic Architecture, FRKTL, Ghostpoet, Girl Band, Gischt, Hollow, ngri Fiksdal, Fredrik Floen, Mariama Fatou Kalley Slåttøy, Ira Melkonyan and the rubberbodies collective, Jerskin Fendrix, Jung An Tagen & Rainer Kohlberger AV Performance, ali Malone presents ‘Does Spring Hide Its Joy’ featuring Lucy Railton and Stephen O’Malley, Kampire, Kìzis mit Streichquartett, knowbotiq in collaboration with Odete, Kurzfilmscreening, Loraine James, Lost Girls, Lyra Pramu, Marco Donnarumma x Margherita, Pevere, Margenrot, Masma Dream World, Michael Wallinger, Nazar, Nordra, Online Lecture mit James Bridle: HELLO WORLDS (EN), Online Lecture mit Timothy Morton: Suspended Life (EN), Phantom Gold (Collaboration Rosa Nebel x Herrgottsblick), Prison Religion, Robert Henke: CBM 8032 AV, Rosa Anschütz, Sisters With Transistors, Temple du présent – Solo for octopus, UCC Harlo,Up. | Lisa Hinterreithner

Tickets: Tagespässe und Mehrtagespässe von 35€ bis 174€

Donaufestival

Minoritenplatz. 4

Krems an der Donau
3500
Österreich

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