Und wieder einmal geht es um die Verbindung von Laptop-Musik und Jazz. Roman Flügel hat sich mit Christopher Dell zusammengetan, der Vibraphon und Fender Rhodes spielt. Das sind die bepopen Instrumente, die in der Jazz-Geschichte besonders häufig als futuristisch, ja spacig codiert wurden. Und in der Tat gehen sie eine besonders geglückte Verbindung mit digitalen Klängen ein. Gerade das Fender-Rhodes-Keyboard birgt aber auch die Gefahr des hundertsten Aufgusses des Herbie Hancock/Lonnie „Liston“ Smith-Jazz-Funks. Aber davor sind Roman Flügels extrem zeitgemäße Soundscapes. Von jazzig verschleppten HipHop-Beats, statischen Minimal-Dubs und frickeligen Elektronikspielereien bis hin zum Technojazz zitiert er all die vage mit Jazz assoziierten Spielweisen elektronischer Musik, allerdings nicht um Jazz als Atmosphäre misszuverstehen, sondern um Dell die perfekte Spielwiese für seine sehr variationsreichen Improvisationen zu bereiten. So klingt „Superstructure“ tatsächlich anders als all die anderen Elektronik-Jazz-Platten, da es weder um historisches Zitat wie im NuJazz noch um Dekonstruktion wie bei Jelinek und Pekler geht, sondern um eine tatsächliche Fusion zweier klar voneinander geschiedener Spielweisen.