Um wohl keinen anderen Club aus den Anfangstagen der elektronischen Musik im deutschsprachigen Raum ranken sich so viele Legenden wie um das Omen. Von 1988 bis 1998 reifte nahe der Frankfurter Hauptwache heran, was heute längst als etablierte Musikkultur gilt. In dieser Ursuppe schwamm neben Sven Väth oder DJ Dag auch Frank Lorber mit, der den Club fünf Jahre als Resident prägte.
So auch an Silvester 1995, als er das neue Jahr mit einer agilen Mischung aus Trance, Dub Techno und Acid Techno einläutete. Heute feiert Lorber seinen 50. Geburtstag und hat uns verraten, wieso er nur noch zu ausgewählten Gelegenheiten an den Plattentellern steht, wie ihn das Omen als Mensch und Künstler prägte und warum früher nicht alles besser war.
Du wirst heute 50. Wie regelmäßig legst du noch auf? Wie sieht dein Leben abseits des DJings und der elektronischen Musik aus?
Ich hatte das Glück, kürzlich das zweite Mal Vater zu werden. Mein Sohn ist jetzt neun Monate alt, und meine Tochter ist gerade sechs geworden. Kinder ändern alles, ich bin mit Leib und Seele Papa. Vor knapp zehn Jahren habe ich meinen zweiten Interior-Laden in Frankfurt eröffnet. Ich richte Wohnungen, Häuser oder Büroetagen ein und arbeite mit vielen jungen Künstlern oder Designern aus Frankfurt zusammen. Der Laden ist eher ein kleiner Concept-Store mit ausgewählten Sachen rund um das Thema Wohnen. Das macht mir riesigen Spaß, und Design hat schon immer eine große Rolle in meinem Leben gespielt. Zu meiner aktiven Zeit im Musikbusiness war das eher meine zweite Passion und ein zweites Standbein, das nach und nach zum ersten wurde.
Ich lege noch immer sehr gerne auf, allerdings habe ich das wegen meiner Kinder und den letzten knapp 30 Jahren im Nachtleben total begrenzt. Ich spiele noch an die zehn bis 15 ausgewählten Shows pro Jahr.

Du bist Veteran der hessischen und der Frankfurter Szene. Wie hat sie sich über die letzten Jahrzehnte hinweg verändert?
Es gibt in Frankfurt keine wirkliche Szene mit den dazugehörigen Clubs mehr wie früher. Die Leute gehen heute mehr auf große Events oder Festivals, und die kleinen, coolen Clubs sind so gut wie ausgestorben. Heute geht man eher in eine Bar oder auf ein Pop-up-Event.
Du warst Resident im legendären Omen. Was hat der Club für dich bedeutet und welche Entwicklung hast du mit ihm genommen?
Der Club war wie mein Wohnzimmer – von 1993 bis zur Schließung 1998. Dort habe ich viel erlebt und für meinen weiteren Werdegang als DJ viel gelernt. Dafür war das genau der richtige Club, mit den richtigen Leuten vor und hinter dem DJ Pult.
Dein Set stammt vom Neujahrstag 1995. Kannst du dich noch an die Party erinnern? Wenn ja, wie war sie?
Ich muss gestehen, dass ich mich nur noch vage erinnern kann. In den fast 30 Jahren im Nachtleben ist echt viel passiert. Da kann man sich nicht mehr an jede Party oder jeden Abend erinnern.
Du beginnst dein Set mit Dub Techno, spielst dann Trance und kommst später bei Acid Techno an. Wie wichtig war dir Abwechslung in deinen Sets? Welche DJs und Producer haben dich damals maßgeblich beeinflusst?
Es war mir schon immer wichtig, mehrere Musikrichtungen einfließen zu lassen, weil ich immer passionierter Musikliebhaber war. Ich habe schon früher neben meinem Vater gesessen und mit ihm Musik gehört. Der hatte eine riesige Plattensammlung und hörte von Abba bis Zappa alles Mögliche. 1991 habe ich angefangen, im Delirium als Plattenverkäufer zu arbeiten. Mit Leuten wie Jörg Henze, Ata, Heiko M/S/O, Joe Jam, Ricardo Villalobos oder Jörn Elling Wuttke von Acid Jesus. Dort ging es den ganzen Tag von morgens bis abends nur um Musik in allen Varianten – von Transmat über Warp bis hin zu Bonsai Records war alles dabei. Das hat mich total geprägt und meinen musikalischen Horizont stark erweitert. Ich fand damals DJs wie Laurent Garnier oder Matthew Herbert sehr cool, weil die auch viele unterschiedliche Styles in ihren Sets untergebracht haben.
Du bist seit den Neunzigern dabei und begleitest die deutsche Technoszene von Beginn an. War früher wirklich alles besser?
Nein, war es nicht! Es war nur anders. Ich bin früher zum Beispiel mit einem ausgedruckten Fax mit der Wegbeschreibung drauf mit dem Auto zu den Clubs gefahren. Wenn was nicht gestimmt hat und man den Weg nicht gleich gefunden hat, musste man erst mal eine Telefonzelle finden und mit viel Glück den Promoter des Clubs auf dem Festnetz erreichen, um ihn nach dem Weg zu fragen. Es war alles jungfräulicher, noch im Aufbau und nicht so professionell. Das wurde erst step by step besser. Kein Vergleich zu heute, wo DJs ganz selbstverständlich mit dem Privatjet zum Gig anreisen oder der Auftritt in den sozialen Netzwerken maßgeblich für den Erfolg oder die Anzahl deiner Bookings verantwortlich ist.