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Demorave „A100 wegbassen!”: No Highway To Hell

Am Samstagnachmittag veranstalteten Berliner Clubs einen Protest-Rave gegen den Ausbau der Stadtautobahn A100. Die Protestaktion fand unter dem Motto „Clubs. Stadt. Klimakrise! – A100 wegbassen” auf dem Markgrafendamm zwischen Elsenbrücke und Ostkreuz statt – dort, wo sechs Clubs der Autobahntrasse weichen sollen. GROOVE-Autorin Charlotte Elsen war vor Ort, um euch einen Eindruck von der Demo zu verschaffen.

Beim Verlassen des Ausgangs der S-Bahn-Station Ostkreuz ist die Musik bereits zu hören, tausende Menschen sind auf dem Weg zum Open-Air-Rave an diesem spätsommerlichen Septembernachmittag. Es präsentiert sich eine Vielfalt an Besucher:innen, darunter viele politisch engagierte Menschen mit selbst beschrifteten Plakaten. Unter der Menge befindet sich unter anderem ein als Eisbär verkleideter Mann, der mit seiner Globusflagge auf die Auswirkungen aufs Klima aufmerksam machen will. Anwesend sind auch partyfreudige Jugendliche, Eltern mit ihren Kindern, schwarz gekleidete Techno-Enthusiasten und viele Schaulustige, die sich vermutlich einfach aus Interesse und Neugier zur Demo bewegt haben.

Poster und Plakate setzen ein klares Zeichen gegen den Ausbau der Autobahn.

Hinter der Musik steht jedoch mehr als nur Tanzen und Party, denn hier am Markgrafendamm wird mit Live-DJs, großen Anlagen und ordentlich Bass auf die Konsequenzen des Ausbaus der Stadtautobahn A100 aufmerksam gemacht. Diese soll vom Treptower Park bis zur Storkower Straße verlaufen, und somit würde die Verlängerung der Autobahn nicht nur die Verkehrsinfrastruktur verändern, sondern auch eine Bedrohung für die Berliner Kulturlandschaft darstellen: Unter anderem Renate, Club Ost, Fips und ://about blank müssten ihr weichen. Organisiert von den Berliner Clubs und unterstützt von der Berliner Clubcommission, Vertreterin der vielfältigen Club- und Kulturszene Berlins, sowie von Fridays for Future, versucht die Demo, Clubs, Kulturorte und Jugendzentren zu schützen.

Demo-Rave: A100 wegbassen (Foto: Charlotte Elsen)
Clubs wie das ://aboutblank fürchten sich aufgrund der Bauarbeiten vor ihrer Existenz.

Bereits zu Beginn der Demo wird deutlich, dass sich an diesem Tag Menschen versammeln, um sich für die Berliner Veranstaltungsorte einzusetzen. Auf der Straße Richtung Elsenbrücke ist ein Banner mit dem Schriftzug: „Autonomendisko vs. A100” zu erkennen. Es handelt sich hierbei um das Gebäude des Clubs ://aboutblank, eine der über 20 Einrichtungen, die von der Verlängerung der Autobahn gefährdet sind. An einem weiteren Gebäude hängt ein Poster mit dem Schriftzug „A100-No highway to hell!” und an Pfosten hat jemand ein weißes Tuch mit der Aussage „CARpitalismus abwracken! Klima schützen!” befestigt. Die Berliner:innen sind aufgebracht, und das zeigt sich.

Mehrere kleinere Bühnen wurden entlang der Straße aufgebaut, eine Punk-Rock-Band spielt kurz nach der ersten Podiumsdiskussion und ein Radfahrer fährt die Straße entlang und bleibt gelegentlich für einen kurzen DJ-Act stehen. Auf einer kleinen Bühne bei der Elsenbrücke schreit eine Sprecher:in wütend ins Mikrofon, während einige in der Menge mitbrüllen. Die Frustration unter den Leuten ist in vielen Situationen deutlich zu spüren. 

Die Auswirkung des Weiterbaus der A100 sind vielseitig, wie diese Poster zeigen.

Obwohl es einigen noch zu früh für die basslastige Musik scheint, wird dennoch deutlich, dass viele der Besucher:innen interessiert und wahrhaftig beteiligt sind. Mit Postern in der Hand laufen die Aktivist:innen die Straße entlang und machen auf den Grund der Veranstaltung aufmerksam: Der Bau der A100 muss gestoppt werden. Bei der Demo geht es um mehr als nur Feiern, der Fokus liegt auf der politischen Message.

Foto: Charlotte Elsen
Dass Feiern und Protestieren vereinbar sein können, zeigt der Demorave am Samstag. (Foto: Elisabeth Schulze)

Die Anzahl der Besucher:innen steigt stetig, gegen 17 Uhr befinden sich unzählige Tänzer:innen vor den verschiedenen Bühnen. Zu diesem Zeitpunkt beginnt auch die Podiumsdiskussion mit Stefan Gelbhaar, Verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, Briti Beneke von der Bürger:innenInitiative A100 und Verena Graichen, stellvertretende Vorsitzende des Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland. Thema der Diskussion ist der Nutzen hinter der Demo: Ist es tatsächlich möglich, Autobahnen wegzubassen? Die Sprecher:innen beschäftigen sich während des Gespräches mit Mobilitätspolitik, Clubkultur und der Klimakrise. So ist die Demo vor allem an den Bundestag und an die Politiker:innen gerichtet. Ob und wie sie sich auf die Entscheidungen auswirkt, können die Sprecher:innen aber nicht genau sagen. Aufgrund der Größe und Reichweite der Aktion steht aber fest: die Demo wird gesehen werden.

Die Sonne geht allmählich unter, Musik dröhnt aus den Anlagen und die Besucher:innen tanzen motiviert weiter. Um 22 Uhr neigt sich die Demo dem Ende zu, Feierlustige haben die Möglichkeit, bei den anschließenden Afterpartys in den beteiligten Clubs weiter zu raven.

Die Club- und Kulturszene Berlins fürchtet sich von den drastischen Veränderungen, die durch den Bau der A100 nahen.

Zugegen waren sowohl politisch engagierte Menschen, die mit ihren Plakaten immer wieder Aussagen gegen das Bauvorhaben in die Menge schrien, als auch hochmotivierte Sekttrinker:innen, die sich mehr von der Musik als von den Podiumsdiskussionen mitreißen ließen. Dennoch wurde ein Zeichen gesetzt: Viele versammelten sich, um gegen den Bau der Autobahn zu protestieren. Trotz Techno und tanzenden Menschenmengen verlief die ganze Demo im Ungewissen, da keine:r weiß, ob die Aktion zum Erfolg führen wird. Ob es also nicht doch bald zu einer drastischen Veränderung in der Berliner Kulturlandschaft kommt, bleibt offen.

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