Foto: Presse (M/R-K & E!KƎ)
„Auf die Residents kann man sich verlassen, persönlich und inhaltlich. Sie kennen den Club, die Gäste, die Anlage, und sie sind ein Grundpfeiler der musikalischen Identität eines Clubs, also ebenso wichtig wie die Architektur, der Raumklang oder die Gestaltung“, sagte einst Nick Höppner in der Groove. Mit unserem monatlichen Resident Podcast wollen wir ihnen den gebührenden Respekt zukommen lassen.
Welche Vornamen auf den Persos von M/R-K und E!KƎ stehen, offenbart sich auf den zweiten Blick ihrer DJ-Pseudonyme. Hilfreich ist das, weil sie in der Zukunft sicherlich noch häufiger fallen werden, am ehesten in Kombination mit dem zwischen Münster und Osnabrück agierenden Kollektiv Anthrazit sowie dem neuen Osnabrücker Club Darknet.
Innerhalb kürzester Zeit haben sich die beiden Anthrazit-Mitbegründer in der Region einen Ruf erspielt und fanden sich schon zur Eröffnungsfeier des von Zülal Yeşil mit großen Ambitionen betriebenen Clubs hinter den Decks wieder. Während Anthrazit also unter anderem mit einem hauseigenen Label emsig daran arbeitet, sich überregional zu etablieren, bleiben die zwei Mitglieder und der Rest des Teams lokal verankert.
Eine gehörige Prise Crew Love umweht auch den Beitrag von M/R-K und E!KƎ zu unserem Resident Podcast: Vom stimmungsvollen Intro angefangen über wummernden Industrial Techno bis hin zur Schranz-Abfahrt der zweiten Hälfte stammen die Tracks aus dem direkten oder erweiterten Umfeld von Anthrazit.
Gemeinsam mit KYRØN und anderen DJs seid ihr Mitbegründer des Kollektivs Anthrazit. Aus welcher Motivation heraus habt ihr es gestartet?
Marek: Zu Beginn wollten wir eigentlich nur auf einem großen Soundsystem spielen, da wir zuvor größtenteils zu Hause oder auf privaten Feiern und Raves aufgelegt haben. Bei uns in der Gegend war Industrial Techno sehr wenig vertreten. Mit der Zeit hat sich eine eigene Szene um uns herum entwickelt. Die Nachfrage nach solchen Veranstaltungen im Bereich Industrial Techno, Hard Techno und Schranz wurde immer größer. Und so kam eins zum anderen. Im Grunde entstand Anthrazit aus einem Freundeskreis und der Liebe zur elektronischen Musik heraus. Zusammen mit unseren Gästen haben wir ein Setting aus Sound, Umgebung und Emotionen geschaffen. Dabei standen unsere Grundwerte im Vordergrund. Wir wollten einen Raum schaffen, in dem jede Person sich respektvoll begegnet und sich frei ausleben kann. Jedes unserer Mitglieder konnte sich in diesem Projekt verwirklichen. Unser Team besteht aus 19 Personen, die in den verschiedensten Bereichen spezialisiert sind. Dazu zählen unter anderem Design, Management, Produktion, Veranstaltungstechnik sowie Health and Personal Care. Nun sind wir seit etwas mehr als anderthalb Jahren schnell gewachsen und freuen uns auf die weitere Zukunft.
Du hast es schon angedeutet: Anthrazit setzt bei allen Veranstaltungen auf ein Awareness-Team und positioniert sich eindeutig gegen xenophobes Verhalten jedweder Art. Warum ist euch das ein Anliegen?
Marek: Durch unser Awareness-Team bieten wir einen sichereren Raum für alle Teilnehmenden. Wir haben die Aufgabe, uns um das Wohlbefinden der Gäste zu kümmern. Nicht nur durch Präsenz, sondern auch durch kleine Aufmerksamkeiten möchten wir allen feiernden Menschen ein sicheres Gefühl vermitteln. Auf unseren Events verteilen wir kostenlos Gehörschutz sowie Traubenzucker, Lollys, Müsliriegel und Eis. Dadurch schaffen wir die Basis für ein freundliches und rücksichtsvolles Miteinander. Unsere Community hat bei uns einen hohen Stellenwert, deshalb ist uns ein respektvolles Miteinander sehr wichtig. Außerdem möchten wir die Werte des Technos nach außen transportieren. Jede:r soll so sein wie sie oder er ist, denn bei uns gibt es keinen Platz für Vorurteile und xenophobes Verhalten.
Als Kollektiv ist Anthrazit gleichermaßen in Münster und Osnabrück angesiedelt, wobei erstere schon eher einen Ruf als Musikstadt hat als die andere. Wie nehmt ihr die Szenen beider Städte im Vergleich wahr?
Eike: Man merkt auf jeden Fall, dass die Techno-Szene in Münster schon einige Jahre etabliert ist und sich mit dem Hawerkamp auch deutschlandweit schon einen Namen gemacht hat. Osnabrück hat bisher eine eher kleine Szene, die in den letzten Jahren mehr und mehr wächst. Nicht nur in Münster, sondern auch in Osnabrück gibt es viele verschiedene Veranstalter:innen und Kollektive, die unglaublich gute Arbeit leisten. Mit dem Darknet direkt am Hauptbahnhof Osnabrück wurde nun endlich ein neuer Club eröffnet, in dem diese die Chance haben, sich zu verwirklichen.
Mittlerweile seid ihr seit gut einem Jahr mit dem Kollektiv aktiv. Wie wird eure Arbeit in der Region aufgenommen?
Eike: Wir bekommen unglaublich viel positives Feedback für unsere Arbeit. In regelmäßigen Umfragen auf Instagram wird oft das Awareness-Team, der Vibe auf den Veranstaltungen und auch die Nähe zur Community gelobt. Ich denke, wir konnten uns schon einen guten Namen in der Region machen.
Gab es eine besonders denkwürdige Anthrazit-Veranstaltung für euch?
Marek: Ich denke, neben dem Opening im Darknet ist uns allen die erste Veranstaltung gemeinsam mit Social im Fusion Club in Münster in Erinnerung geblieben. Der Fusion Club ist für die meisten von uns der Club, in dem wir Techno vor vielen Jahren lieben gelernt haben. Als wir dort, nicht mal ein Jahr nach unserer Gründung, unsere erste Veranstaltung hatten, ist für viele ein Traum in Erfüllung gegangen. Das mussten wir im Nachhinein wirklich über längere Zeit erstmal verarbeiten.
Was bedeutet es für euch als DJs, bei den Anthrazit-Nächten ein Kollektiv zu vertreten? Spielt ihr etwa anders als zu anderen Gelegenheiten, versucht ihr einen bestimmten Sound zu erschaffen oder sprecht ihr gar untereinander ab, was die musikalische Gestaltung der Abende anbelangt?
Eike: Die Hauptsache ist, dass jede:r Resident den eigenen Sound vertritt. Wir versuchen, das Line-up und den Timetable so anzupassen, dass im Laufe des Abends immer eine Steigerung stattfindet. Natürlich sprechen wir uns mit den Künstler:innen ab, um dies auch einzuhalten. So heben wir die Stimmung von Set zu Set immer ein Stück an. Unser Sound ist geprägt von hartem und treibenden Industrial Techno und Schranz in seiner reinsten Form. Hin und wieder hört man bei uns aber auch Live.Sets von talentierten Künstler:innen wie Mondel Arenov oder auch Frisqo.
Euren Mix für unseren Resident Podcast habt ihr B2B aufgenommen. Wie habt ihr euch darauf vorbereitet und wie lief die Aufnahme?
Marek: Wir haben uns im Vorhinein viele Gedanken gemacht. Wir wollten, dass sich in unserem Mix der Sound und die Geschichte von Anthrazit widerspiegelt. Daher haben wir darauf geachtet, dass wir Tracks spielen, die von unseren Kollektivmitgliedern, Partner:innen und den Bookings, die bereits bei uns gespielt oder released haben oder dies in nächster Zeit noch tun werden, produziert wurden. Das Intro wurde eigentlich ausschließlich für das Opening des Darknet von XØRRØß und KYRØN aus unserem Team produziert. Ebenso haben wir versucht, den Mix nach dem Verlauf einer unserer Veranstaltungen zu gestalten. Daher beginnt dieser mit purem Industrial Techno und endet mit treibenden Schranz. Alles in allem hat es sehr viel Spaß gemacht, den Mix aufzunehmen, weil wir sowieso oft privat gemeinsam hinter den Decks stehen und Eike auch einer meiner besten Freund:innen ist.
Ihr hattet schon Osnabrücks neuen Club Darknet erwähnt, über den ihr über das Kollektiv ebenfalls involviert seid. Wie kam das zustande und welche Verbindung besteht genau zwischen Kollektiv und Club beziehungsweise inwiefern seid ihr jeweils daran beteiligt?
Eike: Durch eine alte Freundschaft von KYRØN wurde die Verbindung hergestellt. Zuerst wurden wir als Kollektiv gefragt, ob wir als beratende Kraft zur Seite stehen möchten. Der Club sollte von unserer Erfahrung mit der Szene profitieren und lernen. Mit der Zeit hat sich für den ein oder die andere aus unserem Team ein eigenes Projekt entwickelt. Somit waren unsere Leute aus dem Technikbereich stark am Umbau sowie am Sound- und Lichtkonzept beteiligt. Auch in Sachen PR und Booking-Management konnte der Club von dem Einsatz des Kollektivs etwas mitnehmen. Somit hat sich ein Arbeitsverhältnis für den einen oder die andere entwickelt, läuft unabhängig von Anthrazit und macht ein Hobby zum Beruf.
Ihr beide habt, wie ihr schon meintet, als Teil von Anthrazit auch bei der Eröffnung des Darknet aufgelegt. Wie lief der Abend?
Marek: Wirklich sehr gut, wir waren zur Eröffnung komplett ausverkauft. Die Stimmung war einfach unglaublich. Nach all der harten Arbeit endlich unsere Crowd im Club begrüßen zu dürfen, war für uns ein unbeschreibliches Gefühl. Um 10 Uhr morgens haben wir dann nach elf Stunden Party die Türen geschlossen. Und glaub mir, wir hätten bestimmt noch einige Stunden machen können – die Tanzfläche war nämlich noch voll. Natürlich haben sich im Laufe der Veranstaltung auch ein paar Probleme und Herausforderungen gezeigt. Dies gehört aber, glaube ich, bei einem neuen Club dazu. Das meiste konnte aber schon direkt bei den nächsten Veranstaltungen angepasst werden.
Der Club wurde nicht nur mit einer Funktion-One-Anlage ausgestattet, sondern auch mit einem Fotoverbot verhängt und einige Vorkehrungen zur Sicherheit des Publikums getroffen. Wie wird all das bisher angenommen?
Marek: Auch wenn zunächst einige der Gäste skeptisch waren, ist das Resümee durchweg positiv. Die Teilnehmenden schätzten es, durch die Privatsphäre ausgelassen tanzen und feiern zu können. Außerdem wird das Erlebnis der Veranstaltung nicht durch Handys oder Blitzlicht gestört. Wir wollen das Foto- und Videoverbot auf jeden Fall beibehalten. Die Stimmung, die dadurch entsteht, ist einfach unbezahlbar! Auch die anderen Vorkehrungen werden sehr gut angenommen. Wir bekommen immer wieder die Rückmeldung, dass viele “endlich mal wieder sicher feiern gehen können”.
Last but not least: Was sind eure Pläne für die Zukunft – individuell, mit dem Kollektiv und im Hinblick auf das Darknet?
Eike: Wir möchten das Darknet nicht nur in Osnabrück, sondern auch in Deutschland als Kulturstätte für elektronische Musik etablieren. Wir möchten sowohl mit dem Club als auch mit dem Kollektiv sowohl große internationale als auch begabte lokale Artists buchen. Zudem wollen wir mit Anthrazit weitere Partnerschaften mit Veranstalter:innen und Labels eingehen, die zu uns passen. Zum Beispiel ist ein Showcase mit dem Industrial-Label 96NOISIΛ in Planung, außerdem wird es bald neues Merch geben. Ebenso wollen wir demnächst noch eine Agency gründen und unser Label stetig ausbauen. Aber genau wie bei unseren Veranstaltungen machen wir das alles Step by Step, da wir bisher damit wirklich gut gefahren sind.
Stream: M/R-K & E!KƎ (Anthrazit) – Groove Resident Podcast 43
01. KYRØN & XØRRØß – Darknet Intro
02. TOMMY MØRK – ROUTINE
03. Sørenga – Led light Techno
04. MORSURE- RELEASE THE BEAST
05. Mondel Arenov – Story of two
06. KAI & NIEM – unconditional reflection
07. Sørenga – Found a Masterpiece in you
08. Chained Vision – Who You Such
09. TEGRON X RONI RIX – Insane thoughts (RZVX Remix)
10. VRODAK x ALDES – Warrior Path
11. Sørenga – Passion of Voltage
12. O.B.I. – WIR SIND DIE NACHT (feat. Timo Revena)
13. XØRRØß – Satisfaction
14. Sørenga – Rabit Raver
15. Illuminati – Getting Higher
16. SCHROKZ & MAIN SNIFER ENINEER – SISHIK
17. Cekta – Son of Paralel
18. VRODAK – People Who Stare
19. War Den – Replanteo (Sørenga Remix)
20. NMLS – Posession
21. Dostroic – Sick Mood
22. Sørenga – Lego
23. Axciid – Unleashed Lightning Ghostwork – Self Destruction
24. FOGG – Play me Harder
25. Mental Crush – Bass Pumpin
26. TRYPTMKH – Rock the Beat
27. HT4L – I don’t feel pain
28. Mental Crush – Rebuild Memories Linkin Park – In the End (Bootleg by Withecker)