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Die Platten der Woche mit 9th House, Damiano von Erckert, Malugi, Soreab und Upwellings

9th House – Midas EP (Running Back)

Beschwingter House zum Gut Fühlen von 9th House, dem Produzenten Firas Waez. „Reuben” greift so übermütig nach Spannungstricks wie Trommelwirbel und Bass-Stakkati, dass die Proto-House-Referenzen mit ihren breitwandigen Streichern und Kuhglocken eine angenehme Entspanntheit beimengen. Im Titelstück gibt es Sternfunkeln über pumpenden Kicks. Rave-Fanfaren schallen unerschrocken durch die laserzerfräste Gegend.

„Under You” bringt samtenen Mitternacht-House, „Espalmador” greift die Hi-NRG-Cheesiness vom Anfang auf. Ein weiterer Hit ist „Xuclar” in seiner leicht benebelten Weite. Monochrome Keys treiben gläserne Pads voran. Zeit für Party bei Running Back; diese Hände gehen hoch. Christoph Braun

Damiano von Erckert – Euphoric Spirits (Live At Robert Johnson)

„3PIANOS” verknüpft klassisch balearischen E2-E4-Vibe mit Rave-Reminiszenzen, jazzigem West-London-Flair und an den Großen Seen im Nordwesten der USA beheimateten Deep-House-Strings. In einer gewohnt eigenen Liga spielt Pépé Bradocks „Hot Dog Cruise Remix” auf einem an Strafes „Set It Off” erinnernden Electro-Breakbeat-Pattern-Groove. „Random Waves” zieht dann noch etwas entschlossener die Neo-Trance-Karte. Die schwebende Bongopercussion von „Blue Marlin” driftet im Passatwind über sonnengefluteter Gischt, während „B47” durch die urbane Nacht in einen Laser-Acid-Tunnel aus flüssigem Chrom eilt. „The Story“ geht als bekifftes Essay über „The Bomb! (These Sounds Fall Into My Mind)” durch. In „Trauma Illusion” moduliert eine verstimmte Bassfigur durch ein House-Arrangement mit Strandatmosphäre, die Synth-Hookline klingt wie auf Saiten gezupft.

Spezifisch an Damiano von Erckerts Deep-House-Entwurf ist die organisch wirkende Wärme der Texturen. Nominell die zweite EP des Robert-Johnson-Residents für das angeschlossene Label, aber mit 44 Minuten Spielzeit (inkl. Bradock-Remix) schon fast ein Mini-Album. Harry Schmidt

Malugi – Body Bounce EP (SNC)

Wumms, rumms, Body Bounce. Malugi macht auf seiner neuen EP von der ersten Sekunde an klar, wo der Bartel beim Most holen den Hammer hingehängt hat. Mitten auf den Dancefloor nämlich. Da kommt keiner unauffällig daran vorbei. Vielmehr ist ekstatisches Tanzen angesagt, zu vier knackig-tight auf den Punkt produzierten Techno House-Bomben, die auf nichts anderes ausgelegt sind. Mal das eine, mal das andere Bein auf dem Boden ist der Blick dabei stets zurück in die Früh-Neunziger-Rave-Zeit gerichtet – ohne freilich anbiedernd zu wirken. Stattdessen sitzt hier jeder Break, jeder Drop, jeder Einsatz. Perfekt produzierte Dancefloor-Tools eben. Tim Lorenz

Soreab – Sensitivity 6.0 (Avian)

„Insomnias”, das fünfte Stück auf Sensitivity 6.0, spiegelt in seiner Entwicklung von Arpeggio-getriebenen Breakbeats hin zu einem ambienten Ende, also von Club- zu Couch-Musik, die ganze EP wider.

Dario Picchi alias Soreab bewies schon auf seinen letztjährigen EPs auf Control Freak und Accidental Meetings, dass ihm Genredefinitionen recht egal sind und er ein Händchen für effektive Reduktion hat. Zwei Konstanten lassen sich trotz stilistischer Offenheit und Fusions-Talent dennoch benennen: Eine Verwurzelung im weiten Feld von Dubstep und melodisch-harmonische Elemente aus dem nordafrikanischen Musikkontext. Diese Verbindung kann schiefgehen, wenn vor allem die extremen Pole herausgepickt werden und die maximale Energie des einen dieselbe des anderen multipliziert. Aber genau das macht Picchi nicht, er lässt Luft zwischen Beats, Tönen und Ideen und kreiert dadurch einen gelungenen Flow. Sowohl in den Tracks als auch in der Gesamtheit der EP. Mathias Schaffhäuser

Upwellings – Lark Dub / Fed On Dub (Greyscale)

Von den beiden Originalen auf diesem Four-Track-Vinyl ist „Fed On Dub” zweifelsohne das herausragende. Der Titel gibt die Richtung vor, hier geht es um Dub(-Techno). Und zwar in Tradition der Post-Maurizio/Rhythm & Sound-Schule, die in den frühen Nullerjahren das Genre exzessiv bearbeitet hatte. So ausgiebig, dass danach die ikonischen Echos und jedes Geknister und Gerausche erst einmal eingemottet werden mussten.

Aber alles erlebt seinen zweiten Frühling, und wenn ein Stück derartig gut gelungen ist wie dieses, kann Dub-Techno die Welt für eine Tracklänge vergessen lassen und – Achtung, Emo-Alarm! – echt heilsam wirken. Ohm & Octal Industries erhöhen in ihrem Remix dann das Tempo und bearbeiten die Dub-Chords so raffiniert, dass sie zu sprechen scheinen – eine nicht humane Sprache, die förmlich darum ringt, verstanden zu werden. Als Digital-Bonus-Track gibt’s einen ebenfalls guten und massiv pumpenden Remix von Grad U. Mathias Schaffhäuser

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