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Mixe des Monats: Dezember 2022

Baltra – The Ransom Note Mix (Ransom Note)

Der aus Philadelphia stammende und mittlerweile in New York residierende DJ und Produzent Baltra liefert für die Londoner Institution Ransom Note ein astreines (Electro-)Pop-Mixtape ab. Hinsichtlich poppiger Elemente innerhalb des Kosmos elektronischer Musik ging der Trend dieses Jahr ja unüberhörbar Richtung schnell, hart, trashig. Hier reiht Baltra sich sympathischerweise überhaupt nicht ein. Sein Mix ist wohlfühl-schnell, wolkenweich, Hubba-Bubba-rosa und trotzdem genauso trancy und catchy wie andere Zeitgeisterei.

In seinen vocaligen, UK-geschulten Electro-Breakbeat-Momenten erinnert Baltras Mix an SBTRKT, in seinen durch lateinamerikanische Rhythmen beeinflussten Aspekten spürt man wiederum den Einfluss von DJ Python oder Tomu DJ, die dem Genre House seit einiger Zeit jene unverwechselbar neue Stilistik hinzugefügt haben. Schließlich finden Dubstep-Tracks genauso ihren Platz wie Avalon Emersons Hymne „North Star”. Alles innerhalb von 60 Minuten untergebracht und perfekt abgemischt, fügt sich dieser krude anmutende Mischmasch extrem gut zu einem Mix, der sich traut, poppig zu sein und Gefühle zuzulassen, ohne dabei dem Trash anheimzufallen. Nathanael Stute

Last Nubian – December 2022 (Balamii)

Last Nubian beschert der Londoner Radiostation Balamii ein einstündiges Set, das jeglichen Winterblues mit anheimelnden Hip-Hop-Beats entgegenwirkt. Der Künstler, dessen bürgerlicher Name hinter seinem DJ-Dasein verborgen bleibt, reiht flächige Pads aneinander und streift mit ihnen die R’n’B-Nostalgie aus schummrigen Clubnächten.

Einsprengsel von Jazz- und House-Melodien verleihen dem Mix einen Schubs Richtung Kaffeehaus, ohne dabei für ermüdete Ohren zu sorgen. Wenig später nimmt das Set Fahrt auf, wenn das sachte Geklimper schwungvoller Tech-House ablöst. Last Nubian streut die Mitschnitte warmer Stimmen über spielende Melodien, zieht mit groovigem Rhythm and Blues nach und lässt Retro-Flashes durch den einstündigen Mix zucken – Winterblues adieu. Wencke Riede

Neele – Diffuse Reality Podcast 143 (Diffuse Reality)

Versiert navigiert Neele, Bookerin und Resident-DJ des Institut für Zukunft, in ihrem neuen Mix für das Label Diffuse Reality aus Portugal durch allerhand Gebrochenes von House über UK-Breaks zu Electro. Zwischendurch unternimmt sie auch einen kurzen Ausflug in Four-to-the-Floor-Gefilde, der jäh durch die versetzten Kickdrums von RodsNitecollage” beendet wird. Die übrigen 40 Minuten bestehen aus einer geschmackvollen Auswahl ungerader Rhythmen, die Neele ohne Druckverlust perfekt ineinander mischt. 

Der Podcast wirkt dadurch insgesamt wie ein gut gespieltes Opening-Set, das sich kontinuierlich aufbaut. Wenn dann als letzter Track „Rose Red” von Facta erklingt, ist man bereit für die nächste Clubnacht abseits geradliniger Technopfade. 
Mit ihrem Mix zeichnet Neele zum Ende des Jahres ein stilsicheres Bild kontemporärer Clubmusik – ganz ohne Hype um 150-bpm-Edits von Nelly-Furtado-Hits aus den 2000ern. Bastian Kunau

…[sic!] – Heimlich Podcast #82 (Heimlich Musik)

Die Beine sind müde, der Geist stellt sich auf die Feiertagsvöllerei ein – man sehnt sich nach Sektflöten-induzierten Deep-Listening-Träumen, um langsam der Over-and-Out-Gewissheit von 2022 entgegenzutaumeln.

Gut also, dass die Heimlich-Crew aus Wien, bekannt für Valium-Vibes und Downtempo-Dreams, das größte Geschenk bereits unter die Nordmanntanne geschoben hat: Ein drei Stunden, drei Minuten und 33 Sekunden dauernder Mix von zwei Maestros des Mood-Managements zieht sich durch die Gehörgänge wie zwei Kilo Käse durch den Magen. Zäh wird’s trotzdem nie, weil die Gschaftlhuber hinter …[sic!] an Tapedecks und Plattenspielern kurbeln, als gelte es, die Ambient-Götter für 2023 gütig zu stimmen. Dass Tommi Manhardt und Sandro Nicolussi genau wissen, wie das geht, mag die gewandte Kenner:innenschaft bereits mit einem Linser auf die Tracklist erahnen.

Was aus dem Wiener Underground kräult, zur japanischen Teezeremonie kredenzt und als Grandezza-Grooves verwurschtelt wird, wärmt wie Inländer zum Jagerpunsch – von innen nach außen. Danke, dass man dieses Schleudersitzjahr damit runterspülen darf! Christoph Benkeser

Denise Rabe – Upperberry (UPPERBERRY)

Während die meisten relevanten Podcastreihen des Genres versuchen, die zeitgenössischen Tanzflächen der Welt und ihre DJs widerzuspiegeln, geht der Upperberry-Podcast auf Rinse FM andere Wege. In wohl kuratierten Mixen sind Selekteur:innen aller Couleur dazu eingeladen, sich musikalisch frei zu entfalten, Experimente zu wagen und auch mal ruhigere Klänge anzuschlagen.

So begibt sich die DJ und Produzentin Denise Rabe, die sonst eher für klaren und reduzierten Techno steht, auf eine akustische Zeitreise durch verschiedene Phasen ihrer Liebe zur Musik. Abseits von ausgefuchsten Übergängen und gut platzierten Backspins arbeitet sie sich durch Hip Hop, Drum’n’Bass und facettenreiche elektronische Musik, um einen emotionsgeladenen Hit auf den nächsten folgen zu lassen. Wo eben noch Prince über die Liebe sinnierte, türmen sich bald sensible Amen-Breaks und kurz darauf rappen Max Herre und Freundeskreis von der Macht des gesprochenen Wortes. Eine hitverdächtige wie wunderschöne Selektion, die das Fernweh der Jugend in jedem Track widerspiegelt und Denise Rabe als Künstlerin greifbarer macht. Till Kanis

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