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ROD_A (Mauerpfeiffer) – Groove Resident Podcast 33

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Foto: Tim Grothe (ROD_A)

„Auf die Residents kann man sich verlassen, persönlich und inhaltlich. Sie kennen den Club, die Gäste, die Anlage, und sie sind ein Grundpfeiler der musikalischen Identität eines Clubs, also ebenso wichtig wie die Architektur, der Raumklang oder die Gestaltung“, sagte einst Nick Höppner in der Groove. Mit unserem monatlichen Resident Podcast wollen wir ihnen den gebührenden Respekt zukommen lassen.

Das Saarland gehört zu den kleineren Bundesländern, bildet aber im Dreiländereck mit Luxemburg und Frankreich einen kulturellen Knotenpunkt und verfügt nicht zuletzt über eine kerngesunde Szene. Seit rund sechs Jahren trägt der Mauerpfeiffer in Saarbrücken seinen Teil dazu bei. Und das nicht zu knapp, wie aus dem Gespräch mit dem frischgebackenen Booker und Langzeit-Resident ROD_A ersichtlich wird. Die zurückliegenden zweieinhalb Jahre mögen schwierig gewesen, genutzt hat sie das Team aber zum Clubum- und dem Community-Aufbau. 

ROD_A bringt sich nicht nur im Büro und Booth tätig, sondern ist auch Mitveranstalter der Reihe Adapter mit, eh klar, Homebase im Mauerpfeiffer. Mit Booking und Event-Serie versucht er den Brückenschlag zwischen regionaler Erdung und musikalischer Diversität, was sich auch in seinem Beitrag zum Resident Podcast bemerkbar macht.


Seit wann bist du beim Mauerpfeiffer an Bord und wie kam es dazu?

Angefangen hat das alles bei mir im Jahr 2010, als ich Stammgast in der Unsichtbar beziehungsweise Ubar, unserem ehemaligen Club 40 Meter entfernt im selben Gebäudetrakt, war. Damals gab es den Mauerpfeiffer noch nicht. Irgendwann sprach es sich rum, dass ich sehr viel Interesse an elektronischer Musik hatte und ziemlich simpel zuhause mit einem alten DJ-Controller schon ein bisschen für mich „auflegte“. So wurde ich dann für den Januar 2014 auf eine der legendären Magnet-Partys von dem leider kürzlich verstorbenen Klaus Radvanowsky (an dieser Stelle nochmal Danke für alles, du liest das von oben bestimmt mit!) gebucht. Danach ging es eigentlich ganz fix, dass ich erst nur auf Magnet-Events und dann später auch auf den hauseigenen Partys gespielt habe und Resident wurde.

Kannst du dich an dein erstes Set als DJ dort erinnern?

Sogar ziemlich genau! Es war der 18.12.2015 in unserem jetzigen Büro im Mauerpfeiffer auf einer Baustellenparty. Dazu müsst ihr wissen, dass der Mauerpfeiffer vor dem Umbau 2015/2016 eine ehemaliger Table-Dance-Bar war und wir den Laden in Eigenregie zu einem Club umgebaut haben. Die Party war sehr sehr wild: Einfach zwei fette Boxen in den 15m² kleinen Raum gestellt und gib ihm. Es war sehr heiß und auf dem Floor waren sehr eng aneinander gequetscht, es waren circa 40 Leute. Rückblickend echt ne sehr verrückte Zeit.

Du bist für das Booking verantwortlich. Nach welchen Kriterien gehst du in deiner Arbeit vor?

Da ich den Booking-Job für alle Veranstaltungen erst seit circa zwei Monaten mache, bin ich gerade noch in der Einarbeitungsphase. Jedoch wollen wir ein diverses qualitatives Programm bieten, welches Techno und House sowie Drum’n’Bass eine Bühne bietet. Des Weiteren haben wir natürlich durch unser mittlerweile schon über ein Jahrzehnt langes Clubbestehen zu vielen Künstler*innen ein fast schon familiäres Verhältnis, weshalb viele von ihnen in regelmäßigen Zyklen immer wieder gerne zu uns nach Saarbrücken kommen.

Ebenso betreibst du gemeinsam mit Morgenstern die Veranstaltungsreihe Adapter mit angeschlossenem Podcast, eure Homebase ist ebenfalls der Mauerpfeiffer. Wie greift beides ineinander?

Wir wollen durch unsere Veranstaltungsreihe vielen lokalen Talenten die Möglichkeit bieten, sich vor Publikum in ihrem DJ-Dasein weiterentwickeln zu können und haben mittlerweile auch einen Stamm an DJs, die mitunter für den Sound der Adapter und die Atmosphäre maßgeblich verantwortlich sind. Diesen Sound der Partys wollen wir in Synergie mit dem Podcast weiter nach außen tragen. Zudem gibt es auf unserer Soundcloud-Seite auch ein Format namens Grab the Groove. Hierbei handelt es sich um Tracks, die wir auf Spendenbasis über Bandcamp publizieren, um anstrebenden Produzenten eine überregionale Plattform zu bieten.

Vor Kurzem hat der Mauerpfeiffer seinen sechsten Geburtstag gefeiert – fast die Hälfte dieser Zeit durftet ihr gar nicht oder musstet unter erschwerten Bedingungen arbeiten. Wie hat sich das auf den Club ausgewirkt?

Ja, das war für uns eine sehr schwierige Zeit, da wir uns personell und konzeptionell komplett neu aufstellen mussten. Vielen Minijobber*innen mussten wir kündigen, Türpersonal ebenfalls. Neues Personal musste vor der sehr kurzfristigen bekanntgegebenen Eröffnung im Oktober 2021 innerhalb kürzester Zeit gefunden werden. Es fühlte sich alles wie eine sehr chaotische Eröffnung an, die der kurzfristigen Einarbeitungszeit geschuldet war. Mittlerweile sind wir ein gutes Team und können zuversichtlich in die Zukunft schauen. Auch für unsere Followers gab es nur die Ausweichmöglichkeit in Form eines wöchentlichen Streams, Kreiselfunk auf Twitch. Diesen haben wir von Beginn der Clubschließungen bis zu Eröffnung aber konstant Wochenende für Wochenende durchgezogen. Uns war hierbei sehr wichtig, dass wir für unsere Gäste und Supporters eine Plattform bieten, über die sie trotz allem mit uns interagieren konnten. Durch die Neustart-Kultur-Förderung waren wir hier auch in der Lage, vielen lokalen und nationalen Künstler*innen die Ausübung ihres Berufes zu ermöglichen und sie finanziell zu unterstützen. An dieser Stelle noch einmal Danke, Neustart Kultur! Was das Publikum der Clubveranstaltungen betrifft kann man sagen, dass aktuell sehr viele neue junge Gäste dazugekommen sind. Das wirkt sehr erfrischend!

Dem Anschein nach konntet ihr während der Pandemie dank einer Förderung den Club aufrüsten. Was genau wurde gemacht?

Genau! Wir bekamen eine neue Lüftungsanlage, die einen maximalen Luftaustausch garantiert und dadurch die Viruslast der Luft reduziert. Zudem wurden im Untergeschoss neue Toilettenanlagen mit kontaktlosen Spülungen und Armaturen installiert, um mögliche Schmierinfektionen zu minimieren.

Wie würdest du generell die Rolle des Mauerpfeiffers im Kontext der Saarbrückener Szene bewerten – wie versucht ihr euch in diese einzubringen?

Saarbrücken hat trotz der verhältnismäßig geringen Einwohnerzahl eine Vielzahl an Clubs und dementsprechend gibt es hier auch schon immer sehr viele alte wie junge Techno-Heads. Zudem sind wir für viele Gäste der angrenzenden Länder Frankreich und Luxemburg eine sehr beliebte Anlaufstelle. Unsere Trademark ist für viele Gäste sicherlich eine Mischung aus dem überdimensionalen Soundsystem auf „kleinen“ Floors, den Bookings, der familiären Atmosphäre und das alle willkommen sind, die Clubkultur näher kennenlernen und erleben wollen.

Wie gehst du deine eigenen Sets im Mauerpfeiffer im Vergleich zu anderen Club-Gigs an? Ist es dir wichtig, als Teil der Crew einen speziellen Sound zu prägen?

Natürlich variiert es hier im Mauerpfeiffer enorm, auf welchem Floor ich spiele und zu welcher Uhrzeit. Oben auf der  EbeneZwo spiele ich oftmals viel hypnotisch, treibenderen, groovigen Techno. Außerdem nutze ich diesen Floor gerne auch mal, um ein wenig mehr in die Tiefe zu gehen, wenn die Situation es zulässt und andere Genres wie zum Beispiel Ambient, House, Breaks oder auch mal eine Disco-Nummer aus den Achtzigern einfließen zu lassen. Im Keller kann es schon mal sehr schnell und hart werden. Oftmals sind die Sets hier sehr viel triballastiger und perkussiver gestaltet. Gerne spiele ich hier auch mal richtige Oldschool-Classics, die eingefleischte Techno-Fans schon längst kennen. Natürlich ist es immer situationsabhängig. Mir ist es wichtig, dass ich den Leuten eben genau diese Diversität im Club vermitteln kann. Gleichzeitig möchte ich aber auch mit Tracks von Robert Hood, Drexciya oder ähnlichen Legenden Impulse setzten, sodass man sich mehr mit der Geschichte dieser Musik beschäftigt und die Hörer*innen lernen, die Langlebigkeit zeitloser Tracks zu schätzen.

Was war die Idee hinter deinem Beitrag für unseren Resident-Podcast?

Ich wollte auf jeden Fall entgegen aktueller Hypes für meine Verhältnisse etwas langsamer spielen. Darunter sind auch ein paar Tracks, die ich noch nicht so oft gespielt habe.

Last but not least: Was sind deine Pläne für die Zukunft und was steht im Mauerpfeiffer in nächster Zeit an?

Im September fange ich eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann im Mauerpfeiffer an. Primäres Ziel ist es, diese erfolgreich zu absolvieren. Musiktechnisch würde ich mich gerne intensiver mit eigenen Produktionen auseinandersetzen, jedoch setze ich mir da kein zeitliches Limit. Frei nach dem Motto: Alles kommt zu seiner Zeit. Aktuell stecken wir mitten in den Umbauarbeiten der EbeneZwo. Wir vergrößern den Floor, indem wir die sich noch auf dem Floor befindende Theke abreißen. Die neue Theke erstreckt sich dann über 5,50m und findet Platz in unserer ehemaligen Garderobe. Auch werden wir bald einer der wenigen Clubs in Deutschland sein, die Rollstuhlfahrer*innen eine barrierefreie Toilettenanlage bieten können. Damit aber noch nicht genug: Zusätzlich bekommen wir noch in diesem Jahr ein noch massiveres Soundsystem für unseren vergrößerten Mainfloor, die EbeneZwo.

Stream: ROD_A – Groove Resident Podcast 33

01. Diversion Group – All Boys/No Girls
02. Alexi Delano & Cari Lekebusch – Color Clash (A1 Mix)
03. Autechre – Bronchus 2
04. Lara Sarkissian – In The Form Of A Sphinx
05. Exos – No to Time
06. Primal Code – Al Calculator (Priori Remix)
07. O/V/R – Descending The Left Corner
08. Function – Gradient II
09. Von Grall – Gajeree
10. Yaleesa Hall & Malin – Muck
11. Mosca – Glue Gun
12. Alexi Delano – FOMO Tech 3
13. Surgeon – Right Road To Dubland
14. Radial – Asiel
15. Matrixxman – Vexxer
16. Kastil – Translucent
17. Shifted – Chapter 69
18. DEAS – Crypto
19. Diversion Group – Shirts and Skins
20. Mika Vainio – Magnetosphere
21. Templefeld by Kirk Degiorgio – Titan

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