Ambien Baby – Taste The Bass (Delicate)

Ambien Baby – Taste The Bass

Eine weitere Produktion aus dem umtriebigen Hause D. Tiffany, in diesem Fall eine Kollaboration mit Isla-Records-Labelchef Daniel Rincon, auch bekannt als NAP. Das „Ambien” im Projektnamen bezieht sich dabei eher nicht auf das musikalische Ambient-Genre. Vielmehr dürfte wohl das Schlafmittel Zolpidem gemeint sein – in Amerika unter dem Namen Ambien im Handel –, das in Verbindung mit Alkohol wohl mitunter euphorische Zustände hervorzurufen in der Lage sein soll.

Durchaus passend zur Musik hier, die sich wie eine somnambule Schraube ins Gehirn dreht. Angetrieben von mysteriös anmutenden Flüster-Vocals, ist jeder Track ein Trip ins Reich der psychedelischen Tanzmusik, angesiedelt irgendwo zwischen Trance, Früh-Neunziger-Prog-House, bevor also das Genre zum Schimpfwort mutierte, und hypnotischem Techno: massive Nebenwirkungen sind dabei nicht ausgeschlossen, aber dadurch macht es ja erst so richtig Spaß, oder? Tim Lorenz

Idjut Boys – Speedball (Droid)

Idjut Boys – Speedball

Dub, Deep-House, Disco, Downtempo, Electronic, Leftfield – seit Anfang der Neunziger leben die Londoner Produzenten Conrad McDonnell und Dan Tyler alias Idjut Boys ihre musikalischen Leidenschaften in diversen Genres aus. Auch ihre Labels U-Star, Noid, Disfunction oder Cottage, auf denen sie einen großen Teil ihrer Musik veröffentlichten, schätzen jene Stile und erweiterten das Programm mit Trip-Hop und Nu-Jazz. 2008 haben die Idjut Boys mit Droid ihrem Portfolio ein Label hinzugefügt, das sie selbst als „relaxing, meditative” bezeichnen, dessen Output aber eher in Richtung Club schielt.

So auch Speedball, eine EP mit vier Versionen, digital gibt es zwei Bonustracks hinzu, eines Tracks, die zackig zwischen House, Disco, Synth-Pop und „Supermax”-Electro-Funk mäandert. Alles stets schön manisch und variabel in der Geschwindigkeit. Was alle Versionen eint, ist eine identische, zuweilen von dubbigen Effekten veränderte Synthmelodie, zu der die Idjut Boys zeigen, wie sich aus einer Idee vier beziehungsweise sechs Tracks machen lassen, die alle gleich und dennoch grundverschieden sind. Wer alles zuhause mixt oder einfach nur durchlaufen lässt, wird von einem episch aufputschenden Speedball bezaubert, der einige musikalische Überraschungen bereithält, obwohl die Titelmelodie sich nie groß ändert. Michael Leuffen

Lostlojic – Distant Star (Infinite Pleasure)

Lostlojic – Distant Star

Wäre diese EP im vergangenen Jahr erschienen, hätte man dem Produzenten Volodymyr Baranovsky alias Lostlojic einfach für seinen dichten Sound aus Electro und Acid gratulieren können. Sich unbekümmert an den House-Pianos erfreuen können, die DMX Krew in seinem Remix den Bleeps des Tracks „Space Bus” hinzugefügt hat. Doch da Baranovsky ein ukrainischer Produzent ist, lässt sich der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine beim Nachdenken über seine Musik schwerlich ausblenden. Anfang März veröffentlichte er auf dem Label mystictrax aus Tschernobyl den Track „Bayraktar”, darunter der Satz: „Use your creativity to destroy the enemy”. Kreativität wird es dazu eine ganze Menge brauchen. Tim Caspar Boehme

Maara – Spiral 2 the Other Side (X-KALAY)

Maara – Spiral 2 the Other Side (X-Kalay)

Dass praktisch alles in der Clubmusik wiederkommt beziehungsweise nichts wirklich so ganz weg gewesen ist, überrascht doch immer mal wieder. Etwa dass Trance sich seit einiger Zeit verstärkter Beliebtheit erfreut. Ist zugegebenermaßen schon eine Sache mit stark effektiver Sogwirkung.

Erst recht bei der kanadischen Produzentin Maara, die auf ihrer EP Spiral 2 the Other Side die Bässe konsequent bei erhöhter BPM-Frequenz vorandrängen lässt. Das mit der spiralartigen Bewegung passt allemal, dazu brodelt es leicht in der Tiefe, ominös kiekst es in der Höhe. Ein Didgeridoo tut heutzutage zum Glück nicht mehr nötig, Maara meidet es in ihren schlanken Produktionen denn auch vorbildlich. Durchaus geeignet, um die Welt für eine Weile zu vergessen. Tim Caspar Boehme

Ronan – Interdépendence (On Loop)

Ronan – Interdependence

Der Produzent Robin Lohrey hat am renommierten New England Conservatory of Music eine solide Jazzausbildung genossen, bevor er sich in Queens auf Partys konzentrierte und sein Projekt Ronan startete. Eine Vorliebe für Breakbeats gibt es stets in seinen Tracks, früher war es auch gern straighter Drum’n’Bass.

Auf seiner EP Interdépendence tropfen die Beats aber eher tropenfeucht in gemächlichem Tempo. Überhaupt ist die Angelegenheit stark perkussiv, mit fein ineinandergewirkten Einflüssen, die er rund um den Globus eingesammelt zu haben scheint, ohne die ganz aufgekratzte Ekstase zu suchen. Am Heilen scheint ihm mehr gelegen. Mit diesen vier Nummern ließe sich in der Hinsicht eine Menge erreichen, sogar dazu Tanzen ist drin. Oder man dringt einfach immer tiefer in die Klänge ein. Tim Caspar Boehme

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