Eine Injektionsspritze (Foto: Raghavendra V. Konkathi)

Am vergangenen Wochenende wurde Zoe Zanias, Frontsängerin der Band Linea Aspera und Mitgründerin des Fleisch Collective, Leidtragende eines Needle-Spiking-Angriffs im Berliner Berghain

Zanias schildert den verstörenden Vorfall in einem Instagram-Post und ruft zu mehr Vorsicht, Aufmerksamkeit und Rücksicht auf. Auf dem Dancefloor habe sie plötzlich auftretende Atemwegsbeschwerden erlebt und sei zusammengebrochen. Kurz nachdem sie von Sanitätern des Clubs wiederbelebt wurde, sei sie regelrecht aus dem Berghain geworfen worden. 

Zanias berichtet, dass sie zwar ansprechbar gewesen sei, aber einen extremen Kontrollverlust erlitt, ihr Sehvermögen verlor und keinen Bezug mehr zu sich als Person hatte. Verständnis oder Mitgefühl zeigten die Türsteher laut ihrem Bericht nicht, machten ihr stattdessen eher ein schlechtes Gewissen, so dass letztlich sie sich für den Vorfall entschuldigte. 

Die zahllosen Kommentare zu dem Post und Nachrichten in Facebook-Gruppen lassen vermuten, dass es in den vergangenen Monaten wiederholt zu Needle-Spiking-Attacken im Berghain gekommen ist. 

Auch wird immer wieder Kritik am Umgang des Clubs mit der Problematik laut: Bei Vorfällen im Berghain habe man nur gewartet, bis Betroffene wieder bei Bewusstsein waren und sie dann vor den Club gesetzt – ohne einen Notarzt zu verständigen. Oft sei es für die Betroffenen schwer gewesen, zu ihren an der Garderobe abgegebenen Sachen zu kommen, da man ihnen den Zugang zum Club verwehrt habe.  

In den letzten Wochen häufen sich Berichte dieser Gräueltat europaweit im Bezug auf diverse Nachtclubs und Festivals. Besonders häufig davon betroffen sind junge Frauen und Teenager.

Beim Needle Spiking wird den Betroffenen durch eine Spritze eine Substanz injiziert. Bisher ist nicht klar, um welche Droge(n) es sich dabei genau handelt, denn bisher konnte noch keine Substanz im Blut einer*s Betroffenen nachgewiesen werden. Ebenso wenig können Ärzt*innen nachvollziehen, wie genau die Injektion gesetzt wird. 

Aufgrund diverser Needle-Spiking-Angriffe musste am vergangenen Freitag auch das Jugendfestival We R Young in Brüssel vorzeitig abgebrochen werden. Mehr als zwanzig junge Frauen klagten über ähnliche Symptome wie Zoe Zanias. Zehn von ihnen wurden ins Krankenhaus gebracht, bei vier Personen wurden Nadelstiche registriert. Letzte Woche bemerkten auch zwei Jugendliche aus Werl Einstiche nach dem Besuch einer Diskothek und meldeten den Vorfall der Polizei. Nach möglichen Zeugen und Hinweisen werde noch gesucht. 

Das britische Parlament hat eine Untersuchung zu dem Phänomen durchgeführt. Auch die Berliner Clubcommission hat sich dem Thema angenommen und führt gemeinsam mit einem Journalisten eine Recherche durch.

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