Alexandre Cazac (Foto: Marine Keller)

Am Freitag, den 13. Mai, feiert InFiné im Berliner Zenner sein 15-jähriges Bestehen. Im Vorab-Interview blickt Gründer Alexandre Cazac auf die Geschichte des Labels zurück, erklärt seine Philosophie und nennt prägende Veröffentlichungen, mit denen InFiné Duftmarken setzen konnte.


Wie ist InFiné entstanden? Was war die Idee bei der Labelgründung?

Wie bei den meisten unabhängigen Labels ein Cocktail aus musikalischer Leidenschaft, Frustration und Wahnsinn. Wir hatten aber auch das Gefühl, dass in der Musik etwas Neues passiert. Dass es eine neue Generation an Künstler*innen gab, die niemand sonst repräsentierte. Dass es neue Wege gab, Diversität zu verbreiten, neue Aromen, dank der blühenden digitalen Welt. Francesco Tristano war die Flamme, die unsere Kerze anzündete. Ein klassisch ausgebildeter Pianist, der Jeff Mills’ Hymne spielte!

InFiné feiert seinen 15. Geburtstag. Kannst du wichtige Eckpfeiler nennen, die das Label erfolgreich gemacht haben?

Der Erste: Francesco Tristanos Album Not For Piano. Der Durchbruch: Rones zweites Album Tohu Bohu. Die Blaupause für ein nicht-klassisches Plattenlabel, von vielen kopiert: Bruce Brubakers Glass Piano. Eine zehnjährige Reise durch künstlerisches und menschliches Schaffen: Carl Craigs Venus. Die Referenz im klassischen Repertoire und in der elektronischen Musikproduktion: Vanessa Wagners und Murcofs Statea. Unser erstes Popalbum: Léonie Pernets Crave. Sie beginnt damit eine neue Ära, das ist nur der Anfang. Dann wäre da noch Deena Abdelwaheds Khonnar. Aber natürlich ist es schwierig, aus über 70 Alben auszuwählen. Das sind mehr als 70 verschiedene Geschichten von verschiedenen Künstler*innen, die von einem hingebungsvollen Team und immer mehr Fans unterstützt werden!

Wie hat sich InFiné in den letzten paar Jahren entwickelt? Hat euch die Pandemie vor Probleme gestellt?

Sie hat uns dazu gezwungen, noch härter zu arbeiten, weil wir der Rettungsanker für viele Künstler*innen waren. Die trieben vor sich her, hatten keine Perspektive und waren gestresst. Wie wir auch, wie jeder Mensch in dieser Phase. Weil wir aber an verschiedenen musikalischen Fronten und mit Künstler*innen aus der ganzen Welt arbeiten, war jeder Fall verschieden und hat uns gezwungen, anpassungsfähiger zu werden. Gewissermaßen haben uns unsere Leidenschaft für Diversität und Innovation und all diese Werte, dir wir zusammen teilen, geholfen, die Situation anzunehmen und zu bewältigen.

Wir sahen diese Krise kommen wie die Titanic den Eisberg, langsam, aber sicher, während wir Rones Album Room With A View und die Show dazu produzierten. Glücklicherweise konnte sie immerhin noch achtmal im Théâtre du Châtelet in Paris aufgeführt werden. Genug Leute haben sie gesehen, so wurde sie eine Ikone des Zeitgeists, weil sie prophezeite, was wir bald durchleben würden.

Versteht ihr InFiné als politisches Label?

Tun wir, aber nicht im althergebrachten Sinne. Deswegen haben wir vor ein paar Jahren #MusicActivists erschaffen. Wir teilen dieselben Werte, wir sind alle mit dem Planeten, auf dem wir leben, verbunden und wir müssen uns um ihn kümmern. Wir alle haben großen Respekt vor dem Leben. Wir sollten einen Paradigmenwechsel anstreben und Künstler*innen unterstützen, die neue Narrative, neue Welten erschließen. Natürlich tanzen wir auch gerne, aber eben bewusst!

Zum Abschluss: Worauf freust du dich im Zenner?

Die ganze Nacht spiegelt wider, was wir lieben und wer wir sind! Man sollte nichts verpassen, weder etablierte Künstler*innen noch neue Bands. So lässt sich perfekt entdecken, wieso wir etwas Besonderes sind und bereit für einige weitere Jahre voller Entdeckungen und Erkundungen mit Liebe und Leidenschaft.

Groove präsentiert: InFiné 15 ans x Zenner Berlin

13. Mai 2022
Zenner Berlin

Tickets ab 27 Euro

Vorheriger ArtikelDukeland 2022: Das Line-up steht
Nächster ArtikelDie Platten der Woche mit Caruan, Gav & Jord und L.F.T.