Foto: Flavio Karrer (Mafou)
„Auf die Residents kann man sich verlassen, persönlich und inhaltlich. Sie kennen den Club, die Gäste, die Anlage, und sie sind ein Grundpfeiler der musikalischen Identität eines Clubs, also ebenso wichtig wie die Architektur, der Raumklang oder die Gestaltung“, sagte einst Nick Höppner in der Groove. Mit unserem monatlichen Resident Podcast wollen wir ihnen den gebührenden Respekt zukommen lassen.
Im Jahr 2016 geriet die Clubwelt auf einen Schlag in helle Aufregung und es hatte endlich einmal nichts mit Berlin oder irgendwelchen auf eBay zum Verkauf angebotenen Bananen zu tun. Sondern mit der Schweizer Stadt Basel und dem, so rauschte es durch den Blätterwald, bestmöglichen Clubsound überhaupt. Bei einem ersten Besuch im Elysia war dann selbst Groove-Chef-Technik-Nerd Numinos davon überzeugt, “in einem perfekt eingemessenen Studio” zu stehen, während um ihn die Crowd auf und abwogte.
Sound ist das eine, wer ihn allerdings macht, etwas anderes. Mafou gehört seit geraumer Zeit zu den Residents des Elysia und beweist, dass nicht nur in Sachen Klangqualität, sondern auch hinsichtlich stilistischer Ausgewogenheit keine Kompromisse mit dem Viervierteldiktat gemacht werden. Gemeinsam mit Kombé und Mukuna betreibt er seit geraumer Zeit die Reihe Somatic Rituals, die mit Gästen wie Batu oder Ben UFO ein deutliches Faible für all things UK beziehungsweise Bass, Bass, Bass an den Tag legt.
Somatic Rituals ist vor Kurzem allerdings auch zum Label geworden. Das Inaugural-Release kam von Mafou selbst und beweist die Vielseitigkeit des Baseler Produzenten, der eine afrofuturistische Ästhetik mit Techno-Grooves und harten Bässen kombiniert, die selbst auf schlechteren Soundsystem vermutlich die eine oder andere Epiphanie nach sich ziehen dürften. Mehr noch ist Mafou ebenfalls bei der kommenden Ausgabe von Rhythm Section Internationals Compilation-Serie SHOUTS vertreten – läuft also, und das, obwohl über lange Zeit hinweg so gar nichts ging. Dass der DJ die Pandemie-Downtime aber produktiv genutzt hat, beweist ebenfalls sein Mix für den Resident Podcast.
Die Eröffnung des Elysias im Jahr 2016 zog viel Aufmerksamkeit nach sich: Nicht weniger als der bestmögliche Sound wurde dort versprochen. Wie hast du die Anlage zum ersten Mal erlebt, als Besucher und als DJ?
Ich hatte damals noch keine Ahnung, was ein Soundsystem ausmacht! Alle redeten davon, wie gut es im Elysia sein würde und ich muss sagen, dass die Leute nicht übertrieben haben. Dementsprechend war ich auch nervös bei meinem ersten Gig. Ich habe die Anlage wirklich zu schätzen gelernt und genieße die Freiheit, meine ganze Library darauf auszutesten.
Wie kam es dazu, dass du dort als Resident angeheuert hast?
Bevor das Elysia seine Türen öffnete, habe ich mir in der Basler Szene einen Namen machen können und kam dann mit Kombé und Mukuna in die Auswahl für die ersten Residents im Elysia. Für uns war die Entscheidung klar, da wir diese Chance nutzen konnten, um unseren Sound auf dem besten Soundsystem in Basel zu präsentieren.
Welche Anforderungen bringen Sets im Elysia im Vergleich zu einzelnen Gigs in anderen Clubs mit sich?
Ich glaube, dass es nicht schlecht ist, wenn man schon Erfahrung darin hat, auf größeren Soundsystems zu spielen.
Gibt es eine besonders denkwürdige Nacht aus deiner Geschichte im Elysia?
Viele! Ich denke meine Top drei sind eine Party mit Tom Trago, die an Mukunas Geburtstag lief – Partys mit Tom Trago sind immer ein Erlebnis. Das Ganze endete in einem B2B2B und als letzter Track lief 50 Cent. Das war eine wilde Nacht. Dann Objekt auf diesem Soundsystem – muss ich nicht mehr dazu sagen! Zuletzt natürlich auch die Release-Party für meine EP.
Gemeinsam mit Kombé und Mukuna hast du die Crew Somatic Rituals gegründet. Mit welcher Absicht habt ihr euch ursprünglich zusammengetan?
Wir haben vor der Gründung von Somatic Rituals schon immer zusammen aufgelegt und Musik gemacht. In dieser Zeit ist dann ein gemeinsames Verständnis für elektronische Musik entstanden, das uns bis heute begleitet. Mit Somatic Rituals wollten wir eine Plattform schaffen, auf der wir unserer Kreativität in jeglicher Hinsicht freien Lauf lassen können. Somatic Ritauls bietet uns Dreien auch einen Rückzugsort, wo man immer verstanden wird. Meist die einzigen PoCs bei einer Techno-Party zu sein oder im Vorhinein aufgrund unserer Hautfarbe als Hip-Hop-DJs abgestempelt zu werden, waren für uns Ereignisse, die uns immer mehr dazu motiviert haben, etwas in dieser Szene zu verändern und einen frischen Wind reinzubringen. Somatic Rituals bildet für uns dafür die perfekte Homebase.
Auch mit Somatic Rituals nennt ihr Elysia euer Zuhause. Was ist euch bei der Programmierung eurer Veranstaltungen dort besonders wichtig?
Wir wollen die Clubkultur für uns und die Leute re-interpretieren und neue Impulse setzen. Das ist eng mit dem Elysia verbunden: Was uns die Plattform bietet, um dies in einem professionellen Rahmen umzusetzen und zu verwirklichen.
Nach zahlreichen Veranstaltungen unter diesem Namen firmiert Somatic Rituals seit Kurzem auch als Label. Was hat euch zu diesem Schritt bewegt und welches Konzept verfolgt ihr mit dem Imprint?
Ich denke es war nur eine Frage der Zeit bis wir ein eigenes Label gründen würden. Die Idee hinter Somatic Rituals war es, unseren musikalischen Visionen eine Plattform zu bieten und uns dabei frei bewegen zu können. Für uns war schon immer klar, dass wir unsere eigenen Produktionen herausgeben wollen und unserem Dasein in der elektronischen Musikwelt einen Ausdruck verleihen wollen. Wir haben ein starkes gegenseitiges Vertrauen was die akustische und visuelle Ästhetik angeht, was uns auch die Sicherheit gibt, das Label in die richtige Richtung zu leiten.
Das erste Release kommt von dir selbst. Wie kam die EP Khezu zustande?
Einer von uns drei musste den ersten Schritt machen! (lacht) Wir hatten seit unserem ersten Tape im jahr 2017 keine Musik mehr auf Somatic Ritauks herausgebracht und wollten uns dieses Mal mit Club-Material zurückmelden. Ich hatte den Track “Khezu” schon vor einiger Zeit produziert und wollte ihn nicht in einem meiner Ableton-Ordner untergehen lassen, also habe ich mich dazu entschieden, ihn als Basis für die EP zu nehmen. Die zwei anderen Tracks sollten die EP zu einem Projekt machen, das meine musikalische Diversität zum Ausdruck bringt.
Als Produzent bist du bisher nur vereinzelt in Erscheinung getreten. Welche Rolle spielt das Musikmachen im Vergleich zum Auflegen in deinem Leben?
Ich glaube, das Auflegen hat mein Musikmachen sehr stark beeinflusst und mir dabei geholfen, meine Produktionen in Richtungen zu lenken, für die ich sie gebrauchen kann. Trotzdem ist das Herausbringen meiner eigenen Musik noch etwas Neues und Spannendes für mich. Es bietet mir die Möglichkeit, Dinge zu verarbeiten, die in meinem Leben gerade passieren.
Was war die Idee hinter deinem Beitrag für unseren Resident-Podcast?
Es ist meine Collection, die ich mir im COVID-Jahr zusammengestellt habe. Ready für die Club-Season, fingers crossed.
Last but not least: Was sind deine Pläne für die Zukunft und was steht im Elysia in nächster Zeit an?
Organisierter zu werden und mehr Demos zu produzieren. Ich glaube, ich habe einen guten Moment erwischt, um meine erste EP zu veröffentlichen und möchte mit diesem Drive weiter machen. Im Oktober kommt noch ein Track von mir auf der SHOUTS 2021-Compilation auf Rhythm Section International raus, auf die ich mich sehr freue. Am am 29.10.21 spielen wir mit Batu im Elysia.
Stream: Mafou – Groove Resident Podcast 22
01. Rizan Said – Electric Mawwal I
02. Big Hands – Gride Maye/Astere
03. Bambounou x Bruce – Crash
04. Alan Johnson – Goron Sound
05. Xozgk – Kli_6
06. Sobolik – Call
07. Bruce – Longshot
08. Accidental Meetings – Kincaid
09. Thoden – Huey
10. Ilu-Nam-Ru – House of Akitu
11. Precolumbian & Estoc – Juniper
12. MM – Hulene 2
13. Bonebrokk – Exo (Mosca’s Shaolin Version)
14. Commodo – Guah
15. DJ Suzmo – Macho Machine
16. DJ Plead – Going for it
17. Burnt Friedman – Monsun
18. Bambounou x Bruce – Final Conference