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Juni 2021: Mixe des Monats

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DJ Mell G (HÖR)

Direkt aus Hamburgs Underground-Szene bringt die DJ und Produzentin DJ Mell G alle möglichen Formen von Ghettotech, Breakbeat, Footwork, Jungle, Booty Bass, Electro sowie R&B in ihre Sets mit ein. Die weltweite Pandemie nutzte Melina als Startrampe, um sich mit Tracks wie „Question My Love“, „i fcck as i live“ und „break y0 neck“ sowie mit der Veröffentlichung ihrer Debüt-Mini-LP BOOTY FABULOUS einen Namen zu machen. Zudem startete die DJ Anfang dieses Jahres ihr eigenes Label namens Juicy Gang Records.

In ihrem Set für HÖR steigt die Künstlerin mit „MYBIG9“ von 7uka ein und verschafft sich damit augenblicklich Gehör. Es gibt keinen langsamen oder sanften Einstieg – Mell Gs Mix nimmt von Beginn an den Raum ein und schafft es durch einen erfrischenden sowie sorglosen Vibe, die Körper zum Tanzen zu bringen. Auch musikalische Werke von DJ-Kollege MCR-T haben Platz in der Trackliste gefunden. Die Künstlerin spickt Acid-Techno mit Hip-Hop- und Rap-Vocals, aber auch schrilles weibliches Stöhnen ist immer wieder zu hören. Das Springen zwischen verschiedenen Genres sowie das Vermischen neuer und alter Tracks wie beispielsweise Debonaires „Biggest Bass Drum“ machen ihren speziellen, außergewöhnlichen Stil aus. Franziska Nistler

Emissive – MIXED BY (Bolting Bits)

„Homogeneity is not really celebrated here the way it might be in other music communities”, philosophiert Emissive im Interview mit dem Magazin Bolting Bits aus Montreal. Evan Vincent, wie der in Toronto ansässige DJ und Producer wirklich heißt, hat das Momentum auf seiner Seite. Kürzlich erschien seine EP Wave Science auf Pacific Rhythm, Anfang Februar mit City of Rooms ein noch stärkerer Fünf-Tracker. Wenn er nicht solo produziert, formt er gemeinsam mit Ian Syrett das Duo Active Surplus. Egal ob schnell (City of Rooms) oder etwas gemächlicher (Wave Science und Active Surplus), Emissives Musik hat einen analogen Charakter, ist dicht gewoben und klingt meist wie distinkt kanadischer House, der um sinnige Nuancen und Stilmittel ergänzt wurde.

Rubrizieren lässt sich sein Beitrag zur MIXED-BY-Serie von Bolting Bits, der in kurzweiligen 68 Minuten das eingangs zitierte Mantra in Musik umsetzt, hingegen nur bedingt. Nicht jeder Track, obwohl attraktiv gemixt, passt tonal zum anderen. In leicht überdurchschnittlichem, teilweise auch üblichem House-Tempo spielt Emissive Tracks, die ihn gegenwärtig inspirieren. Schwarze Künstler*innen verschiedener Generationen treten auf, darunter der unverwechselbare Dub-Vokalist Paul St. Hilaire (über einem Beat von Moritz von Oswald und Mark Ernestus als Round Three), Galcher Lustwerk mit seinem aktuellen Stepper „Can’t Believe” oder, perfekter Closer, Anz mit dem einnehmenden Funk aus „Unravel in the Designated Zone”. Tolles Set, das das Versprechen eines unbeschwerten Sommers schon einlöst, bevor dieser überhaupt richtig angefangen hat. Maximilian Fritz

Gayance (AMPfeminine) 

Aïsha Vertus ist ein Community-Mensch und Kuratorin des Montreal Pop Festival, wo sie unter anderem Kindern DJ-Kurse gibt. Unter dem Alias Gayance tritt sie selbst als DJ in Erscheinung und droppte just für die Rotterdamer Crew AMPFEMININE einen Mix. AMPFEMININE ist ein Zusammenschluss von Leuten, die es hinter den Mischpulten diverser und weiblicher gestalten, als das meistens der Fall ist. Vor allem aber ist es ihnen ein Anliegen, richtig gute Parties zu auf die Beine zu stellen. Gayance ist nach der großartigen Sucia! die #8 der AMPFEMININE MIX SERIES. Entspannt wie leichtes Meeresrauschen an einer unbewohnten Insel beginnt der Ritt. Es tauchen R’n’B-Nummern wie von Glenn Astro und Ajnascents auf, darauf folgt „Fruta Gogoia“, eine eigene Nummer mit mächtig Samba-Einschlag. Nicht der einzige Track mit portugiesischen Vocals. Entspannt und lebendig, Highlife trifft Disco. Zur Hälfte schafft sie gemeinsam mit Dapapa („Ritmo“) einen Übergang vom Afro-Cuban-Sound zu straightem Techno. Zwischenstopp Kerem Akdag, „Find Yourself“. Fantastisch ist ihr Gefühl für gute Stimmung und ihr Ohr für versteckte Schätze. Ein Höhepunkt ist „Without You“ von Beringei feat. William Florelle, eine entspannte Nummer mit einem ziemlich frischen 2-Step-Beat. Die ganze Geschichte endet mit dem ebenfalls aus ihrer Heimat stammenden Team von Zeitgeist Freedom Energy Exchange, die üblicherweise für ihre irren Free-Jazz-Shows bekannt sind. Lutz Vössing 

Louise Chen – Feminine Energy Spesh Summer Edition (NTS Radio)

Mit Schwung im Schritt, Sonnenschein und einem Rhythmus, bei dem wie automatisch die Schultern im Takt mitzucken, kommt Louise Chens Feminine Energy Spesh für NTS Radio daher. Die Französin macht sich seit einigen Jahren nicht nur als House und Disco DJ einen Namen, sie veranstaltet auch in Paris und New York Chentertainment-Musikevents, die sich auf Soul, Funk and Jazz fokussieren. Ihren Mix verschlägt es in die Soul-, Disco- und R‘n’B-lastige Richtung, bei der sich fluffige Saxophoneinlagen an funkige Basslines und luftige Pianoausflüge reihen. Dazu trällern ausschließlich weibliche Stimmen übers Verliebtsein und gute Leben. Mit dabei sind auch Feel-Good-Klassiker wie eine wunderschöne Acapella-Version von „You Got The Love“ von Candi Staton. Mit ansteckend guter Laune und souliger Wärme betört Chens Mix mit ausgelassener Stimmung. Da bringt es schon der zweite Track von Sheree Brown auf den Punkt: „First you move your left foot / then move your right / next thing you know you’ll be dancing all night.” Louisa Neitz

Marcel Fengler (HÖR)

Marcel Fengler ist seit mehr als 20 Jahren nicht aus der Berliner Techno-Szene wegzudenken. Egal, ob hinter den Decks als früherer Resident-DJ im Berghain oder mit seinem eigenen Label Index Marcel Fengler (IMF), mit dem er nun, unterstützt von den Gästen Milo Spykers und SHDW & Obscure Shape, den HÖR-Raum beschallte. Bei der DJ-Frequenz müssen die Gäste in der Stunde, die ihnen zur Verfügung steht, liefern. Aus prä-pandemischer Raver*innen-Sicht stellen knapp 60 Minuten natürlich nur einen Bruchteil der Nacht dar. Das heißt für Marcel Fengler aber nicht, dass er kein facettenreiches und stilsicheres Set abliefern kann. 

Fengler leitet mit einer atmosphärischen, driftenden Nummer ein und mischt sofort wunderbar harmonisch einen treibenden Industrial-Track darunter. Wie kein zweiter versteht er es, fast durchgehend zwei Tracks simultan laufen zu lassen, um daraus etwas Neues zu erschaffen. Durch das Hinzufügen und Entfernen einzelner Track-Elementen entstehen magische Momente, die ein Live-Publikum verdient hätten. Die entsprechende clubbige Umgebung muss man sich dazu fantasieren. Die Power des Sets würde sich auf jeden Fall über dessen gesamte Dauer auf die Crowd übertragen. Wieder einmal zeigt Fengler, dass Auflegen mehr ist, als Tracks reibungslos aneinanderzureihen. Es geht um etwas anderes. Nämlich darum, in ganz besonderen Momente etwas Neues zu erschaffen. Leon Schuck

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