Ricardo Villalobos (Foto: Presse)
Mancher DJ thront mit nach oben gerissenen Armen über der Tanzfläche. Ricardo Villalobos verweigert einem solchen, unmittelbaren Austausch. Oft sind seine Augen von der notorischen Sonnenbrille verdeckt. Undurchschaubar erhebt sich seine große, schlacksige Gestalt hinter den Plattenspielern. Villalobos’ großes Thema ist die Clubmusik nach der Aufbruchszeit der Neunziger, als sie weniger Zeitgeist war als zuvor.
Villalobos verbannte die Melodien aus den Sets und hypnotisierte die Tänzer mit endlosen, monotonen Grooves. Er entwickelte einen klaustrophobischen House-Sound, der eine völlig neue, düstere Gefühlswelt in die Clubmusik brachte. 2003 zog der in Santiago de Chile geborene, in Darmstadt aufgewachsene DJ und Produzent nach Berlin. Seine Gier nach Klang äußerte sich in Sets, die sich über zahllose Stunden hinziehen können, und dann von ganz und gar unerwarteten Stücken gebrochen werden. Wie kaum ein anderer Musiker steht er für die Hoffnung, dass in der Clubmusik auch heute noch maßgebliche stilistische Neuerungen möglich sind. Unser Gespräch mit Ricardo Villalobos ist 2012 entstanden und dieser Zeit in Auszügen in der Süddeutschen Zeitung erschienen.
Was passiert in einem Club?
Im Club passiert etwas sehr Primitives. Etwas, das keiner Erklärung bedarf. Es bedarf auch keines Gesprächs, außer vielleicht mit dem Türsteher. Die Musik ist eine allgemeine Sprache, die unmissverständlich extrem laut spricht.
Warum geht man dort hin?
Der Club ist einer der wenigen Orte – außer vielleicht Rockkonzerte – wo die Menschen aus einem bestimmten Grund zusammenkommen und sich als Gemeinschaft fühlen. Im besten Fall, wenn die Party wirklich gut ist und der Funke überspringt, wollen alle das Gleiche. Das ist das Schöne an dieser Situation. Die Leute tanzen. Es ist eine sexuelle Gebärde dabei. Es gibt Geborgenheit. Und Dunkelheit.
Welche Aufgabe hast du dabei?
Egal, ob man vor einem jungen oder einem vorgeprägten Publikum steht: Man muss in der Situation überzeugen. Das ist, wie wenn man einen Witz erzählt. Man muss den Witz mehr oder weniger gut erzählen und darauf muss man sich vorbereiten. Wenn einige lachen oder alle lachen, ist der Witz gut. Wenn aber nur einer lacht oder du schon unterbrochen wirst, während du den Witz erzählst, ist es ein problematischer Clubabend.
Was strebst Du als Musiker an? Ist es für dich wichtig, dass Musik neu ist?
Ich weiß nicht, ob man „neu“ überhaupt sagen kann. Wenn du etwas zum ersten Mal hörst, ist das neu. Ob diese Musik aber neu ist oder dreihundert Jahre alt, spielt für dich in dem Moment keine Rolle, denn in dem Moment ist sie für dich neu. Das ist der Motor, der mich antreibt, den ganzen Tag Musik zu hören. Ich tue überhaupt nichts anderes.
Wie ermisst Du dann die Aktualität einer Platte, die du auflegst?
Wenn man sich anguckt, welche Claps, welche Bassdrum und welche Frequenzen benutzt und sie gezählt werden, stellt man fest, dass es sie schon seit dreißig Jahren gibt. Das hat in der Discomusik in den Siebzigern angefangen, seine Form zu bekommen und sich dann zu dem weiterentwickelt, was man als die Großfamilie des House bezeichnen kann. Was sonst noch an anderer Musik reinkommt, gehört zur meiner eigenen Musikerfahrung und zu der der Zuhörer. Keiner erfindet irgendetwas Neues, es sind Remixe der Remixe der Remixe deiner gesamten Musikerfahrung. Sie leuchtet in jede Entscheidung, welches Stück ich spiele. Als Gefühl, nicht als intellektueller Informationsball: Das wäre gut jetzt, das wäre jetzt gut.
„Die Ideen müssen unbewusst verarbeitet werden. Man interpretiert sie zu einer Art Gefühlsfleck, der dann auch wieder im Studio auftaucht, ohne an die oberste Bewußtseinsebene zu kommen.”
Warum ist dir der Zufall so wichtig?
Der Zufall ist ein Freund des Unbewussten, Gefühlsmäßigem. Die intellektuelle Fähigkeit, Ereignisse vorherzusehen, schlägt dem Zufall ein Schnippchen. Meine bewussten Gedanken sind wie ein kleiner, nörgelnder Freund, der immer am Kritisieren ist. Deshalb bin ich ein Begünstiger der unkontrollierten Entscheidungen – auch um sie später intellektuell zu erfassen und als gut oder schlecht zu bewerten.
Du bist ein Spätgeborener der Clubmusik und Clubkultur. Bedauerst du es, nicht schon 1985 dabei gewesen zu sein und etwas beigesteuert zu haben?
Wenn ich als DJ eine Platte auswähle, ist dieser Findungsprozess Ergebnis meiner gesamten musikalischen Erfahrung. Auch wenn ich ´85 noch nichts beitragen konnte, habe ich mich ´85 schon mit Musik beschäftigt. Ich hatte schon als sechs- oder siebenjähriger ein Interesse für repetitive Rhythmen, für die Rhythmusformel, die die Leute auch zum Tanzen bringt. Das sind Sachen, die mich mein Leben lang verfolgen.
Wirst Du immer Clubmusik machen und in Clubs spielen?
Ich bin froh, dass es einen Bedarf danach gibt, dass ich meine musikalische Erfahrung teile. Wenn das irgendwann nicht mehr so ist oder ich vielleicht nicht mehr so gut höre, falle ich wieder raus aus der ganzen Sache. Weil ich selber so gerne auf Partys gehe, versuche natürlich so lang wie möglich in dieser Position zu bleiben. Es gibt auch viele Leute, die ich bewundere, die schon tot sind und die vielleicht übertrieben haben. Ich muss selber lernen, es nicht zu übertreiben.
Was ist so schön daran, es zu übertreiben?
Es ist schön, sich gehen zu lassen und sich in das allgemeine Gefühlsniveau einer Party hinein gleiten zu lassen. Ob das mit Drogen oder nicht mit Drogen passiert, hat damit nichts zu tun. Es geht um eine viel tiefere Ebene von Gemeinsamkeit.
Wie greifst Du den Rausch der Partys, die du am Wochenende erlebt hast, wieder auf, wenn Du zwei Tage später ins Studio kommst?
Ich habe genau das gleiche Gefühl. Ich komme hier ins Studio und versuche, die Frequenzen so anzuordnen, dass gefühlsmäßig für mich alles zusammenpasst. Wenn irgendwas zu schräg oder zu laut ist, dann würde mich das nach einer Zeit nerven. Dann versuche ich, diese Elemente nur ab und zu oder gar nicht vorkommen zu lassen. Wenn ich in den Club gehe, ohne selbst aufzulegen, erwarte ich das auch vom DJ: Dass die Musik eine Mischung aus einer energetisch wollenden Sache ist, ohne aber übertrieben laut oder aggressiv zu sein. Ein Rockkonzert oder harter Techno, das ist ein permanenter Schrei von Energie. Das finde auch gut, ich kann mich dem aber nicht ständig aussetzten.
Wie entsteht ein Stück?
Ich schalte die Generatoren an, die die verschiedenen Frequenzen liefern und mache unbewusst bestimmte Anordnungen, so dass sie ausgeglichen sind. Wenn es passt, nehme ich das auf. Das hat nichts damit zu tun, was ich an dem Tag machen wollte. Was man bewusst machen muss, ist, ein Schutzschild zu bauen. Dafür braucht man das Bewusstsein, um genug Zeit zu haben Musik zu produzieren, mit den Kindern zusammen zu sein und mit meiner Frau. Aber was hier und im Club passiert, sollte eine unbewusste Aktivität sein, wie bei Kindern.
Hat deine Vaterschaft deinen Blick auf die Musik verändert?
Meine Kinder sind meine Leitbilder. Die sind für mich die Referenz von Unschuld. Ich versuche nichts anderes, als ihre Unschuld zu bewahren, auch in der Erziehung: Was geht und was nicht geht, was so oder so gemacht werden soll. Da kollidiere ich mit dem Erziehungsmodell meiner Frau. Der kindliche, unschuldig-unbewusste Entscheidungsprozess, wenn man das überhaupt so nennen kann, ist für mich der Referenz-Zustand.
„Das ist eine Gemeinschaft von Gesinnungsgenossen, die alle nach dem Gleichen suchen, die auch auflegen und produzieren und ihre Erfahrungen teilen und austauschen. Diese Musik steht mir dann zur Verfügung für die speziellen Auflegesituationen, seien es kürzere oder längere, gedröhntere.”
Wie unmittelbar beeinflusst das Auflegen deine eigenen Produktionen? Entstehen beim Auflegen Ideen?
Ja, natürlich. Aber diese Ideen müssen unbewusst verarbeitet werden. Man interpretiert sie zu einer Art Gefühlsfleck, der dann auch wieder im Studio auftaucht, ohne an die oberste Bewußtseinsebene zu kommen. Da ist die Clubsituation und das, was Kollegen machen, extrem wichtig. Besonders die Musik, die auf Vinyl erscheint und mit viel Sorgfalt und in einem komplexen Ausleseprozess hergestellt wurde. Dass dort so unterschiedliche Instanzen wie Musiker, Musikinstrumentenbauer, Zwischenhändler, Designer, Mastering-Typen und Verkäufer zusammengekommen sind, hört man ihr an. Auch wenn eine Platte nur 200 oder 300 Mal gepresst wird. Das ist das Tolle.
Dein Album Dependant & Happy erscheint nur als Schallplatte vollständig. Die CD enthält nur eine zu einem Set gemischte Auswahl der Stücke. Als Download ist das Album gar nicht erhältlich.
Das ist eine Positionierung des Labels Perlon. Bei meinem Label verfahre ich genauso. Das ist ein Statement, die Kultur und das System von Bezahlung und Anerkennung hochzuhalten. Du musst zehn Euro haben. Davon kaufst du dir diese Platte und jeder einzelne bekommt sein Geld.
Viele DJs legen mit USB-Sticks auf.
Die Platten brauche ich auch, um mich zu entscheiden. Man sieht ein großes, viereckiges, farbiges Ding mit Knittern in der Ecke. Man hat noch gar nicht darüber nachgedacht und weiß schon, was für eine Platte das ist und ob sie passt. Selbst eine CD muss schon speziell markiert sein, damit sie so intuitiv benutzbar ist. Die Platte ist schon das Ultimative.
Wenn ein Musiker seinen Track auf einer Seite wie Soundcloud veröffentlicht, ist das eine nie dagewesene Selbstermächtigung. Er macht sich unabhängig von Vertrieben, Labels und Plattenhändlern.
Ja, klar. Das ist auch gut. Ich glaube aber, dass es besser ist, mehrere Leute entscheiden zu lassen, ob die Musik unbedingt rauskommen muss. Mehrere Leute tun etwas gemeinsam anstatt, dass sich einer da was überlegt. Gute Musik …
Was ist gute Musik?
Gute und schlechte Musik gibt’s nicht, nur Musik, die Menschen angeht, Musik, die für den Moment passend ist. Oder in dem Moment unverstandene Musik, die man dann auch als für den Moment schlechte Musik bezeichnen kann.
Wie sieht der kollektive Austausch im Fall deines Albums aus?
Ich produziere hier vor mich hin. Wir haben hier unsere Gemeinschaftsstudios, im Nebenzimmer ist der Label-Besitzer, Zip. Andere Musiker sitzen am Anfang und Ende des Gangs. Man kommt rüber, empfiehlt sich Musik, tauscht Stücke aus. Dann gibt es meine rumänischen Freunde Rhadoo, Pedro und Raresh, und DJ Vera und Dorian Paic aus Frankfurt und einige andere. Die spielen die Stücke auch. Wir erleben sie gemeinsam oder informieren uns darüber, wie ein Stück funktioniert hat. Die Stücke, die auffallen, landen bei Zip. Der hatte am Ende 160 Tracks, das Ergebnis von fünf oder sechs Jahren tagtäglicher Arbeit seit meinem letzten Album. Aus denen haben sich fünfzehn Tracks herauskristallisiert.
Und die anderen 145 Stücke?
Die existieren nur als Geheimwaffen für unsere Clique von Freunden. Das ist eine Gemeinschaft von Gesinnungsgenossen, die alle nach dem Gleichen suchen, die auch auflegen und produzieren und ihre Erfahrungen teilen und austauschen. Diese Musik steht mir dann zur Verfügung für die speziellen Auflegesituationen, seien es kürzere oder längere, gedröhntere.
„Du kannst fröhlich sein und traurige Musik hören und anfangen zu heulen. Obwohl du der glücklichste Mensch der Welt bist.”
Spielst du viel unveröffentlichte Musik?
Meine Sets bestehen etwa zur Hälfte aus Musik, die es nicht zu kaufen gibt. Das ist toll, weil es eine Arbeit ist, die wir alle gemeinsam machen. Wir schlagen uns jedes Wochenende die Nacht um die Ohren und dann auch noch in der Woche die Tage im Studio. Jeder, der sich durch seine Ernsthaftigkeit, Dedication und Leidenschaft auszeichnet und die gleiche Zeit investiert, kann da mitmachen. Das hat nichts mit Kommerzialität und Verkaufen zu tun. Das geht um die beste Musik für den Moment.
Ihr koppelt euch von der Aufmerksamkeitsökonomie von Charts ab.
Komplett. Die Stücke haben oft noch nicht mal Namen. Das macht extrem Spaß.
Zahllose Musiker der Clubszene leben mittlerweile in Berlin, egal ob sie aus Fürstenwalde oder Buenos Aires stammen. Ist das gut für die Musik oder bewirkt das eine Nivellierung?
Berlin ist auf jeden Fall ein unglaublicher Schmelztiegel von Leuten, die sich davon angezogen fühlen und sich hier austauschen. Ob die Musiker, die in Berlin leben, präsenter sind, wage ich zu bezweifeln. Es ist ein Fehler zu glauben, dass Berlin per se die Lösung ist. Jeder muss sich irgendwo Gehör verschaffen oder zumindest unschüchtern genug sein, um sich irgendwo zu connecten. Viele Leute kommen nicht zu Potte und behalten alles für sich. In Berlin muss man sich auch besonders anstrengen. Das Nachtlebenspensum ist extrem.
Du beschwerst dich immer wieder über schlechte Musikanlagen, auch gerade in Berlin. Warum ist das so wichtig?
Ein Bestandteil der Musik, die wir machen, ist der Sound. Das bedeutet, wie gut die in der Aufnahme gesetzten Frequenzen beim Zuhörer ankommen. Das ist ein Bestandteil der Musik. Sie lebt auch von dem Transport, von der Infrastruktur.
Clubmusik ist Hifi-Musik.
Ja. Sie verfolgt das gegenteilige Konzept wie die Radiomusik, die die Höhen und die Bässe kappt. Das Radio schrumpft die musikalische Information auch zeitlich zu einer Art Cluster zusammen: Radio-Edits von 3 Minuten. Jeder fängt ja mit dem Radio an, aber wir erwarten hinter dem Radio noch was anderes.
Analog und digital sind nicht nur bei der Verteilung der Musik als Platte oder Mp3 ein Thema, sondern auch bei der Herstellung. Was bewirkt es, dass die analoge Studiotechnik verschwindet?
Wenn man hört, wie auf einer Aufnahme auf der Bandmaschine der Bass in seiner Losgelöstheit und Dynamik klingt und das mit einer digitalen Aufnahme vergleicht, dann merkt man, dass bei der digitalen Aufnahme etwas verloren gegangen ist. Das merkt man aber nur, wenn man eine Bandmaschine hat, und sich dann die digitale Kopie anhört und denkt: „Ui, irgendwas ist da auf der Strecke geblieben.“
Was macht ein Musiker ohne Bandmaschine?
Man muss für sich einen Qualitätsmaßstab finden. Klassische Orchester sind ja auch so nach Frequenzen aufgeteilt, und es müssen bestimmte Standards gegeben sein, damit man von jedem Sitzplatz aus alle Musiker hört.
„Ich finde es ok, wenn man Musikantenstadl guckt. Dann ist man Teil der Gemeinschaft, die das gut findet. Mich tröstet, dass es Menschen gibt, die sich auf deutsche Volksmusik besinnen. Was es für Harmonien in der Musik aus Bayern und Österreich gibt: was da in den Stuben gesungen wird, da kommen dir die Tränen, so schön ist das.”
Clubmusik ist ernst. Beim Tanzen ist ironische Distanz kaum möglich. Trotzdem gibt es eine ironische Ebene in deiner Musik.
Musik ist an sich eine Ironisierung der normalen Verständigungsebene, weil die Stimmungslagen in der Musik unabhängig von deiner persönlichen Realität passieren. Du kannst fröhlich sein und traurige Musik hören und anfangen zu heulen. Obwohl du der glücklichste Mensch der Welt bist. Das ist generell das Tolle an Musik, dass sie einem die Freiheit gibt, sich für vier Minuten der Traurigkeit hinzugeben, obwohl man, wenn das Stück vorbei ist, der frohsinnigste und optimistischste Mensch der Welt ist.
Du bist nicht deine Musik.
Nein, auf gar keinen Fall.
Die gehörst zu den Musikern, die nach der Jahrtausendwende mit der positive Grundstimmung im Club gebrochen haben, und düstere Partymusik produzierten.
Ja, ich habe sehr düstere Musik gemacht, aber ich bin sehr fröhlich und harmonieliebend, ja geradezu harmoniesüchtig. Am meisten hab ich von Frohsinn und Spaß. Aber wenn ich Depeche Mode, The Cure oder Dead Can Dance höre oder irgendwas Klassisches, dann bin ich der traurigste Mensch der Welt. Die Musik erinnert mich an Situationen, in denen ich so traurig war. Aber sie erinnert mich eben nur daran. Deswegen ist die Musik eh schon die Ironie der Realität.
Wie kam es zu dem Tracktitel „Die schwarze Massai“?
Wegen des Films „Die weiße Massai“. Die Massai ist natürlich schwarz. Wir hatten da so einen Witz. Tatsächlich ist meine musikalische Welt eine Art Afro-Tech. Sie ist extrem stark vom Rhythmus bestimmt. Sie wird durch diesen Brei, durch diese Schwingung getragen, die entsteht, wenn Rhythmus vonstatten geht. Dann fangen alle an, egal von welcher Kultur, sich zu bewegen. Was aus dem Norden kommt, will sich davon abheben: Die europäischen Melodien und deren harmonische Welt und auch die fortschrittlichste Musik von allen, die moderne indische Musik. Die Mischung von beidem ist das Tolle. In dem Bereich bewege ich mich. Ich glaube, dass viele Menschen da ihr Heil suchen, wie eine Art Kur.
Wenn du heute Teenager wärst, was würdest du hören?
Mich begeistert die gleiche Musik, die meinen Vater begeistert hat. Deshalb würde ich die gleiche Musik hören. Mein Vater hat gerne in der Küche getanzt, und es lief immer Rhythmus-orientierte Musik – immer. Und natürlich Melodien. Das kommt in der südamerikanischen Musik immer zusammen.
Für viele Deutsche ist die traditionelle, folkloristische Musik keine Option mehr.
Das ist ein Produkt des Marschall-Plans. Das war eine Erziehungsmaßnahme, die einem die Identität unschmackhaft machen sollte. Ich finde es ok, wenn man Musikantenstadl guckt. Dann ist man Teil der Gemeinschaft, die das gut findet. Mich tröstet, dass es Menschen gibt, die sich auf deutsche Volksmusik besinnen. Was es für Harmonien in der Musik aus Bayern und Österreich gibt: Was da in den Stuben gesungen wird, da kommen dir die Tränen, so schön ist das.