Foul Play – Origins (Sneaker Social Club)
Nicht erst seit gestern köchelt so ein kleines UK-Hardcore-/Breakbeat-Revival vor sich hin. Was heute wieder für so manche DJs schick ist, erntete noch vor zehn Jahren in weiten Teilen der Welt nur ungläubige oder amüsierte Blicke. Seine Blütezeit hatte das Genre zwischen 1991 und 1993, damals erschienene Platten sind auf dem Second-Hand-Markt zu einem guten Teil schon immer teuer gewesen, inzwischen aber muss man nicht selten absurd tief in die Tasche greifen.
Zu den gesuchtesten Tracks dieser Ära gehören die frühen Produktionen des Trios Foul Play. Das UK-Label Sneaker Social Club bringt diese nun in frisch gemasterten Versionen auf der tollen Compilation Origins neu heraus. Als sich John Morrow, Steve Bradshaw und Steve Gurley im Jahr 1992 zusammentaten, war die UK-Hardcore-Raveszene, gerade außerhalb Londons, bereits ein riesiges Phänomen. John Morrow und Steve Bradshaw sind in Milton Keynes aufgewachsen, Steve Gurley in der benachbarten Stadt Northampton, also irgendwo in der Mitte zwischen London und Birmingham.
„Schon das dezent trippige ‘The Alchemist’, der Opener der allerersten Foul Play-EP, ließ erahnen, wohin die Reise später gehen würde. Auf jeden Fall nicht zu Happy Hardcore.”
Alle drei waren noch sehr junge DJs, die in den Achtzigern mit Hip Hop, Soul und Funk ihre ersten Gehversuche unternommen hatten. Dass die Raveszenen der frühen Neunziger in Deutschland und Großbritannien ganz unterschiedliche Wege nahmen, lässt sich unter anderem dadurch erklären, dass auf der Insel ein musikalischer Background zwischen Hip Hop, Soul, Funk und Reggae einigermaßen prominent war, während hierzulande eine Sozialisation zwischen EBM, Synth Pop oder Post Punk dominierte. Hinzu kommt der Umstand, dass nicht wenige der Protagonist*innen in England einen karibischen Migrationshintergrund hatten, so auch Steve Gurley und Steve Bradshaw von Foul Play.
Die Compilation Origins widmet sich nun den ersten drei Maxis des Trios. Alle zehn Tracks dieser Platten, erschienen auf dem von Foul Play selbst gegründeten Label Oblivion und Section 5, sind hier zu finden. Bereits mit der ersten Moving Shadow-EP Foul Play Vol. III schlug das Trio andere Wege ein und entfernte sich vom gut gelaunten und Purzelbäume schlagenden Hardcore-Sound, Drum & Bass zeichnete sich am Horizont ab. Schon das dezent trippige „The Alchemist”, der Opener der allerersten Foul-Play-EP, ließ erahnen, wohin die Reise später gehen würde. Auf jeden Fall nicht zu Happy Hardcore.
„Als Drum & Bass seinen Peak erreichte, verschwanden Foul Play langsam von der Bildfläche.”
Wir wissen nicht, was Foul Play an Equipment verwendeten, gängig war damals die Kombination aus einem Amiga 1200, auf dem der OctaMED-Tracker lief, und einem Akai S900-Sampler. Foul Play ließen mit ihren Subbässen die Gläser aus den Regalen fallen und fütterten den Sampler mit Vocals von Soul- oder Funk-Platten (Barbara Roy, S.O.S. Band, Fonda Rae, Xena). Oder sie bedienten sich bei Detroit Techno, Todd Terry und den Jungle Brothers. Die hochgepitchten Breakbeats kamen von Run DMC oder von den einschlägigen Funk-Songs der Winstons, Bobby Byrd und Lyn Collins. „Ragatere” war 1992 schon gar nicht mehr furchtbar weit vom späteren Jungle-Sound mit seinen Dancehall-Einflüssen entfernt. 1994 wurde aus Foul Play ein Duo, Steve Gurley machte auf Labels wie Labello Blanco solo weiter und wurde einige Jahre später zu einer der prägenden Figuren der UK-Garage-Szene. Als Drum & Bass seinen Peak erreichte, verschwanden Foul Play langsam von der Bildfläche. 1998 erlag dann Steve Bradshaw seiner der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose. Holger Klein