Alle Fotos: Native Instruments Traktor KONTROL S3 (Presse)

Die Berliner Techno-Technik-Schmiede Native Instruments spendiert ihrer Flaggschiff-Digital-DJ-Software Traktor pünktlich zum Weihnachtsgeschäft einen neuen Controller: Der Traktor KONTROL S3 reiht sich preislich und vom Funktionsumfang (Kontrolle über vier Decks; UVP: 599 €) zwischen dem Einsteigermodell KONTROL S2 (Kontrolle über zwei Decks; UVP: 299 €) und dem üppiger ausgestatten KONTROL S4 (Kontrolle über vier Decks und Single-FXs, zwei Displays und motorisierte Jogwheels; UVP: 899 €) in der nunmehr dritten Generation ein.

Wer bereits mit Native Instruments-Controllern gearbeitet hat, wird sich auch beim mit 3,2 Kilo relativ leichten KONTROL S3 sofort zurechtfinden. Die Mixer-Sektion wird links und rechts von zwei Decks mit Jogwheels, Pads, Browse- und Transport-Buttons flankiert, die jeweils zwei Traktor-Decks abdecken. Im Fokus steht hier also die komfortable Kontrolle über vier Decks, Sample-Bänke oder Live-Input. Für Letzteres stehen Mikrofon-XLR, Klinke und Line-In zur Auswahl, was auch Stand-Alone ohne Laptop funktioniert, und Native zeigt sich auch bei den Ausgängen mit XLR, Cinch, Klinke für die Booth sowie Klinke und Mini-Klinke für Headphones großzügig. Im Lieferumfang enthalten sind das optionale Netzteil direkt mit Adaptern für mehrere Länder und ein hochwertiges USB-Kabel. Die Installation der Software Traktor Pro 3 über das hauseigene Native Access-Tool ist ein Kinderspiel und je nach Internetverbindung schnell erledigt.

Liebling, ich habe den S4 geschrumpft

Viel Platz nehmen die beiden Jogwheels mit ihren 14 Zentimetern Durchmesser ein, die sich in unterschiedlichen Modi für Scratch-Versuche genauso einsetzen lassen wie zum Angleichen von Tracks oder zum schnellem Durchskippen. Gekoppelt mit Effekten und Traktors Flux Mode, der nach der Jogwheel-Action dafür sorgt, prompt an der richtigen Stelle im Track und Takt zu landen, lassen sich damit witzige Effekte erzielen. Ob es im Jahr 2019 aber noch wirklich so prominent Jogwheels und Tempo-Fader als Technics-Ersatz braucht – welcher Digital-DJ scratcht schon oder benutzt nicht den Sync Button?

Native Instruments Traktor KONTROL S3

Schmerzlich vermissen werden viele die fehlende Kontrolle über die Single-FXs, für den es entweder einen weiteren kleinen Controller, ein neues Mapping (viel Vergnügen mit dem Traktor Controller Editor) oder sofort den großen Bruder KONTROL S4 braucht. Zwar klingen die neuen Mixer FX überzeugend – eine Mischung aus Hoch- oder Tiefpassfilter mit acht Effekten wie Delay, Reverb oder Flanger, übrigens abgeschaut von Pioneer-Mixern. Doch ein Effekt, der sich lediglich über einen Drehregler steuern lässt, bringt natürlich wenig Variationsmöglichkeiten. Für mich ein absolutes Manko für einen DJ-Controller im preislichen Mittelfeld, zumal sich Traktors Effektbank mehr als hören lassen kann. Ähnlich unverständlich, warum nicht mal numerische Displays integriert wurden. Um einen Loop in der richtigen Länge zu setzen, muss der Blick zum Laptop wandern.

Vorderes Mittelfeld oder nur Mittelmaß?

Die aufgeräumte Mixer-Sektion erinnert an den KONTROL S2 und fühlt sich im Vergleich zu preisgünstigen Controllern hochwertig an, im Vergleich zu echten Pioneer- oder Allen & Heath-Mixern doch eher nach Plastik. Die Fader sind relativ schwergängig – schön für langsame Fades, wer schnell cutten will, braucht den Crossfader. Die Dreiband-EQ-Drehregler sind dagegen super leichtgängig – vielleicht als Kompromiss für die fehlenden Kill-Switches, die im Hause Native verpönt zu sein scheinen. Extrem gelungen ist das LED-Metering für die einzelnen Channels und Master-Out. Wer jetzt im roten Bereich landet, hat keine Ausrede mehr. Allgemein erleichtert die ausgeklügelte Beleuchtung den Workflow: die Decks wechseln beim Umschalten ihre Farbe und blinken beim Trackende.

Fazit: Ein hochwertiger DJ-Controller für vier Decks und solider Zuwachs zur Native-Controller-Familie mit nahtloser Traktor-Integration und oben erwähnten Abstrichen. Vielleicht sind Newbies mit einem erschwinglicheren Einsteigermodell besser beraten. Und wer auf umfangreiche Effekte zurückgreifen will, mit dem KONTROL S4 oder vergleichbarer Konkurrenz.

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