Psychotherapeut in der Drogentherapie am Tag, Techno-DJ bei Nacht: Vincent Neumann lebt in ständigem Widerspruch. Wenn er das berühmt-berüchtigte Closing im Berghain spielt, tritt er vor Leuten auf, die den Rausch feiern. In der Suchtstation einer Drogenklinik in Leipzig hilft er Menschen, von den Rauschmitteln loszukommen.
In seinem Electronic Beats-Podcast erklärt der Leipziger, warum es nur auf den ersten Blick ein Dilemma ist, diese beiden Berufe zu vereinen. Schließlich ist der Rausch ein fester Bestandteil fast aller Kulturen. Als junge Menschen experimentieren viele irgendwann mit legalen und illegalen Substanzen. Es bringt nichts, diese Tatsache zu ignorieren, findet Neumann.
Zum einen geht es darum, sich selbst so weit kennen zu lernen und ein Suchtpotential in sich zu erkennen, dass die Kumpels in der Clique vielleicht nicht haben. Dass man als junger Mensch eine Sturm & Drang-Phase hat, in der man sich ausprobiert, gehört zum Erwachsenwerden dazu, erklärt er. Entscheidend ist dann aber, diese wilde Episode hinter zu lassen und zu erkennen, wann man Gefahr läuft, hängen zu bleiben.
Mit diesem Interview mit Vincent Neumann ist dem Team von Electronic Beats eine besonderere Folge gelungen, auch weil er und Moderatorin Gesine Kühne schon lange befreundet sind. Neumann kennt die Szene in ihren stärksten und in den schwierigsten Momenten und spielt die eine Seite nicht gegen die andere aus. Er weißt, wie es ist mit 2 Pillen in der Krone schwitzend auf der Tanzfläche zu stehen. Und dennoch sagt er: “Drogen zu konsumieren ist immer ein Spiel mit dem Feuer.”