Fotos: Ableton
Ableton spendieren ihrer Marktstandard-DAW die erste zweistellige Versionsnummer. An sich sind Updates ja nun keine besonders aufregende Sache. Im Fall von Ableton, die „Live“ mit ruhiger Hand schon seit fünf (!) Jahren auf der Versionsnummer neun belassen haben, lässt einen das allerdings schon aufhorchen.
Dass Ableton Live sich einer so großen Beliebtheit erfreut, liegt zumindest teilweise, gerade an der eher stoischen Update-Politik. Denn neue Programmversionen sind – auch wenn sie mit tollen Verbesserungen einhergehen – immer ungeliebt, stören sie doch oft den gewohnten, stabilen Produktionsfluss. Hier konnte sich Ableton entsprechend viele Freunde machen. Aufgrund des klugen Schachzugs, die Entwicklungsumgebung „Max/MSP“ an ihre Software anzudocken, besteht ohnehin weniger Bedarf, den Programmkern aufzumotzen, da es einen ständigen Fluss neuer Erweiterungen gibt. Dessen sind sich Ableton offenkundig bewusst, weshalb Max nun in der Suite-Version integriert ist.
Obwohl große Kracher wie etwa eine Brain-to-Midi-Schnittstelle, AR/VR-Integration um mit in Parabelbahn geworfenen Bällen Filterkurven zu steuern oder den Schreibtisch als Triggerpad zu nutzen, genauso fehlen wie zeitgemäße DAW-Features vom Schlage einer integrierten Tonhöhenkorrektur, VCA-Fadergruppen oder Projekte in Tabs, umfasst die neue Version knapp hundert Neuerungen. Manches offensichtlich, wie etwa die neue, feinere Typo oder die Möglichkeit, physikalische Audio-Ports mit festen Namen zu beschriften (sehr praktisch, wenn man seine Hardware direkt über die Soundkarte patcht), oder auch das Editieren mehrerer Midi-Clips gleichzeitig, wobei die Einzelnoten in der korrespondierenden Clip-Farbe hervorgehoben werden. Schön auch, dass Clips nun direkt im Arrangement-View ohne Auswählen der Fade-Funktion überblendet werden können. Ebenfalls gut, dass sich Audio ohne Öffnen der Sample-Ansicht innerhalb eines Clips verschieben und Dehnen/Stauchen lässt.
Unscheinbar aber – nach Jahren des Sehnens und Flehens – endlich da: Anfasspunkte von Automationskurven klinken sich „magnetisch“ am Raster ein – es ist wie ein Wunder. Geradezu magisch ist auch die „Capture“-Funktion, denn sie bewirkt, dass sich das, was man zuletzt am Midi-Keyboard oder Drum-Pad spielte, aufrufen lässt, und zwar ohne dass man auf Aufnahme gegangen ist. Ordnung im Arrangement lassen sich durch das Zusammenfassen von Tracks in Gruppen schaffen, wobei hier nun das beliebige Kaskadieren von Gruppen in Gruppen möglich ist.