Ein anderer früher Förderer des Duos war ein befreundeter Musiker namens Abrão. Der 52-jährige in Israel lebende Brasilianer produzierte das Debütalbum von Red Cotton und beriet die Band, was ihren Gitarrensound anging. Später, als Sadovnik und Arzi nach einem Sänger für ihren Red-Axes-Track „Caminho De Dreyfus“ suchten, fiel die Wahl auf ihn. „Wir erinnerten uns, dass Abrão früher in einer New-Wave-Band gesungen hatte“, sagt Sadovnik. „Wir luden ihn zu einer Session ein. Sein portugiesischer Sprechgesang klang irre – wir fanden’s genial.“ Seitdem ist Abrão der Haus- und Hofsänger von Red Axes.
Stream: Red Axes – Kicks Out Of You (feat. Abrao)
Dem erwähnten Track „Abro“ verleiht sein melancholischer Gesang eine Bossa-Nova-Note, auf anderen Stücken wie „Kicks Out Of You“ murmelt er auf monotone Weise die gleiche Zeile immer wieder. Ein Facettenreichtum, der hervorragend zum musikalischen Ansatz des Duos passt. Letzteres Stück findet sich auf dem Red-Axes Debütalbum Ballad Of The Ice von 2014. Ein Album, das die beiden auf Vitellis Anraten angingen. „Cosmo meinte, nehmt zehn Tracks, schneidet die Intros und Outros weg – und euer Album ist fertig“, erinnert sich Arzi. Mit diesem Ratschlag im Hinterkopf zimmerten Red Axes eine Platte, die sich nicht nur formal, sondern auch klanglich von ihren EPs unterschied: ein charmanter Lo-Fi-Hybrid aus unterkühlten Postpunk-Songs und Krautrock-Disco-Tracks, garniert mit Heimorgel- und dünnen Gitarren-Sounds. Peak-Time-taugliches Material sucht man auf Ballad Of The Ice vergeblich. Ein gewagter wie erstaunlicher Schritt, waren Red Axes 2014 doch gerade erst dabei, sich mit ihren EPs im Clubbereich zu etablieren.
Darauf angesprochen meint Arzi: „Da steckte kein Kalkül dahinter. Als Musiker wirst du ständig beeinflusst. Du hörst etwas und versuchst, dein eigenes Ding daraus zu machen. Ob das zum restlichen Output passt, ist für uns Nebensache.“ Sein Kollege sieht das noch pragmatischer: „Der Grund, warum unsere EPs über die Jahre immer clubtauglicher wurden, ist, dass wir öfters in größere Clubs gebucht wurden und wir für unsere Live-Sets Peak-Time-Stücke brauchten“, sagt Sadovnik. Ein Album sehen sie als willkommene Möglichkeit, die Tracks zu veröffentlichen, die für ihre EPs zu subtil sind.