Welche Auswirkungen hatte die Sperrstunde bereits für den Clubbetrieb? Und welche langfristigen Folgen sind zu befürchten?
Ganz konkrete negative Auswirkungen hatte die Sperrstunde bisher glücklicherweise noch nicht, die Solidarität und das Verständnis der Gäste ist relativ stark. Aber auf Dauer lässt sich diese Pause nicht durchsetzen. Es dürfte für jeden nachvollziehbar sein, dass ein Besuch unattraktiv ist, wenn man zur Peaktime rausgekehrt wird. Ein befürchtetes Aus- bzw. Wegbleiben der Gäste würde schlussendlich bedeuten, dass ein Betrieb, wie wir ihn aktuell haben, nicht mehr möglich wäre.

Wie waren die Reaktionen anderer Leipziger Clubs wie der Distillery oder dem Conne Island – gab es so etwas wie Solidaritätsbekundungen?
Die Unterstützung von Gästen und auch aus anderen Locations, von Kulturschaffenden und auch der kommunalen Politik ist ziemlich groß – und das ist überwältigend zu sehen und bedeutet uns sehr viel. Letztlich sehen aber alle, dass die Sperrstunde nicht nur das IfZ betrifft, sondern ganz Leipzig, das komplette Nachtleben der Stadt. Selbst wenn es jetzt nur das IfZ getroffen hat, kann es morgen jeden anderen treffen, der sich daran halten muss. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Es geht eigentlich gar nicht so sehr nur um uns, sondern es ist die Frage des Paradigmas, was für eine Stadt Leipzig sein möchte und was für ein Lebensgefühl sie vermitteln will.

Warum wurde das IfZ mit der Sperrstunde „bestraft“? Habt ihr irgendwelche Ankündigungen oder Warnhinweise im Vorfeld bekommen?
Wir haben weder Hinweise oder Ankündigungen bekommen. Bei einem Termin auf dem Gewerbeamt, das für die Durchsetzung zuständig ist, wurde uns aber durch die Blume gesagt, dass die plötzliche Durchsetzung mit Lärmbeschwerden zu tun hätte. Abgesehen davon, dass wir mehrmals wöchentlich mit Ordnungs- und Umweltamt im Kontakt stehen und keine Beschwerden gegen uns vorliegen, kann es nicht sein, dass die Sperrstunde als Gummiparagraph in einer Sache wie Lärmbeschwerden genutzt wird, obwohl die beiden Sachen nichts mit einander zu tun haben. Das ist absurd und reine Schikane.

Wie du bereits angedeutet hast, ist an der Situation besonders verwirrend, dass es keine handfesten Beweise gibt, ob ihr mit der Lautstärke tatsächlich gegen das Gesetz verstoßen habt. Kannst du uns bitte über alle Ungereimtheiten aufklären, die bislang unbeantwortet blieben?
Es gab in letzter Zeit vor allem ein Anwohner, der sich vehement beschwert hat. Der wohnt allerdings noch vier Blocks weiter entfernt als die direkten Anwohner, die sich hingegen nicht beschweren. Im näheren Umfeld gibt es weitere Clubs und auch Open Airs in der Nähe tragen nachts eventuell zu Störungen bei. Auch das Ordnungsamt hat bei seinen Recherchen nicht feststellen können, dass sich mehr Leute als dieser eine beschweren und falls doch, wo die Quelle liegt. Bei unserem letzten Kaffeeklatsch (eine Art „Tag der offnen Tür“ zum Kennenlernen des Clubs; Anm. d. Verf.) mit den Anwohnern haben wir ebenfalls das Feedback bekommen, dass diese sich nicht gestört fühlen. Das sind bisher alles nur subjektive Eindrücke. Doch eine zertifizierte Messung durch das Umweltamt gibt es allerdings noch nicht. Unsere eigenen wöchentlichen Messungen sind zwar gut zur Orientierung, wir liegen da unter den vorgegebenen Werten, aber die haben juristisch kein Bestand. Fakt ist allerdings, dass keine Beschwerden vorliegen.

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