burger
burger
burger

Gudrun Gut & Beate Bartel

Zeitgeschichten

- Advertisement -
- Advertisement -

Gudrun, du stammst aus Celle in Niedersachsen und hast schon Anfang der Siebziger neben der Schule bei einem Mailorder für experimentelle Musik gearbeitet. Auf dem platten niedersächsischen Land, lange vor dem Internet. Wie ging das?
Gut: Das hieß Flash Shop und wir haben den Vertrieb für Virgin gemacht, als die noch ganz klein waren, und auch für andere seltsame Musik, Noise und so. Wir haben Anzeigen in der Zeitschrift Sounds geschaltet. Der Chef, so ein Roxy-Music-mäßiger Hipster, hat im Ausland Platten besorgt. Ich habe Pakete gepackt. Und so bin ich von Anfang an mit anderer Musik groß geworden. Wir waren zum Beispiel in der Disko, haben gekifft und hinterher im Auto White Noise [Experimental-Band mit unter anderem Delia Derbyshire; siehe Zeitgeschichte in Groove #163; Anm. d. A.] gehört.

Du hattest also in der Provinz Zugang zu der experimentellsten Popmusik, die es damals in Deutschland wahrscheinlich gab.
Gut: Aber es muss mit einem nicht so weitergehen. Ein anderer Typ, der damals da gearbeitet hat und sogar ans Telefon gehen durfte, im Gegensatz zu mir, ist jetzt Landrat für die CDU.

Beate Bartel im Studio

Im Jahr 1975 warst du dann mit deinem damaligen Freund zum ersten Mal in Berlin. Wie war das?
Gut: Der wollte mir mal Berlin zeigen da war ich 15 oder 16. Wir sind am Schlesischen Tor in Kreuzberg ausgestiegen und es roch nach was, es war laut und ich dachte: „Ooh, tooooll!“ Ich habe dann zielstrebig bei meiner Familie durchgesetzt, dass ich unbedingt mein Abi in Berlin machen muss, und bin hierhergezogen.

Du hast dann bis 1984 an der damaligen Hochschule der Künste Visuelle Kommunikation studiert, unter anderem zusammen mit Mark Ernestus und Wolfgang Müller.
Gut: Mark hat damals so experimentelle Videos gemacht und später wollte ich so gern eins seiner Videos für unsere Band Malaria! haben. Das war den anderen dann aber zu abstrakt.

Nach deiner Ankunft in Berlin gab es schon bald deine erste Band.
Gut: Ja, DIN A4. Das waren ein Mädchen namens Coca-Cola und ich, aber wir waren nur im Proberaum, haben Fotos gemacht und sind nie aufgetreten. Aber dann haben wir uns mit der Band Testbild zusammengetan und wurden zu DIN A Testbild. Das war meine erste richtige Band. Und dann hat mich Beate schon bald gefragt, ob ich nicht bei ihrer Band Mania D. einsteigen will.

In diesem Text

Weiterlesen

Features

Marrøn: „Ich bin als DJ auf der Tanzfläche geboren”

Für Marrøn ging es vom Parkett auf die Tanzfläche – uns hat er unter anderem erzählt, warum er seine Profisportlerkarriere gegen die DJ-Booth eintauschte.

A100 in Berlin: Nie wieder Autobahn

Berliner Clubs und Initiativen haben wieder gegen den Ausbau der A100 demonstriert – wir haben uns vor Ort umgehört.

Waking Life 2024: Der Schlüssel zum erholsamen Durchdrehen

Das Waking Life ist eine Anomalie in der Festival-Landschaft, was programmatischen Anspruch und Kommerzialität anbetrifft. Wir waren dabei.