Als Nebenprojekt wollen sie das jetzige Album verstanden wissen, es soll ganz soft und ohne Vorlauf veröffentlicht werden, ohne großes Aufsehen. Und zwar nicht, weil ihnen dieses Album nicht wichtig wäre, sondern gerade deshalb. „Wir wollen auf keinen Fall jemanden mit unserem Namen zu dieser Musik zwingen“, stellt Matteo klar. „Unsere Fans dürfen sich das Album anhören und entscheiden, ob sie es mit Tale Of Us identifizieren. Wir haben auch ein paar Live-Shows mit Installationen geplant, aber ob die Sache etwas Längerfristiges wird, hängt vom Feedback ab. Also haben wir keine große Erwartungshaltung – wir bringen diese Musik erst mal für uns selbst heraus“, so Matteo und seine Aussagen erinnern dabei vielleicht nicht zufällig an die von Vermont, dem gemeinsamen Ambientprojekt von Motor City Drum Ensemble und Marcus Worgull (siehe Groove 165). „Wenn die Leute mehr wollen, dann ist das toll, denn es ist eine Herzensangelegenheit.“

Blade Runner am Morgen

Mit einem Korg Stage-Piano und einem Klavier hat Carmine alle Piano- und Streicherparts der Stücke selbst eingespielt. Als Kind bekam er Klavierunterricht, hat die Basics gelernt und irgendwann alleine weitergemacht, erzählt er und gerät ins Schwärmen über seine Einflüsse: Hollywood-Komponisten wie Alan Silvestri und Harold Faltermeyer verehrt er schon immer, Letzterer prägte maßgeblich seinen Geschmack in Sachen elektronischer Musik. Ben Frosts erstes Album Steel Wound (2003) ist für ihn die Essenz von Ambient: „Wie er da die E-Gitarren übereinanderschichtet, war eine Offenbarung für mich!“ Es fallen alle wichtigen Namen: Brian Eno, Jean-Michel Jarre und natürlich Vangelis. „All das haben wir ständig im Kopf, ohne es konkret zu benutzen. Alles ist miteinander verschmolzen. Es zeigt, wer wir sind. Ich kann morgens nur aufstehen, wenn ich den ‘Blade Runner Blues’ höre.“ Matteo nennt noch Ryuichi Sakamoto und Alva Noto als Vorbilder: „Das war bei uns immer da, im Hintergrund. Jetzt rückt es nach vorne. Deshalb ist dieses Album vielleicht ein viel persönlicheres Statement als alles zuvor.“

Man kann viele dieser Referenzen auf Endless hören. Es sind zwar die offensichtlichen Inspirationsquellen in diesem Genre, aber Tale Of Us besitzen eben auch das Talent, sie mit dem angebrachten Fleiß und Pathos umzusetzen: finster-romantische Soundscapes, melodramatische Klavierfiguren und sogar beklemmend schöne, schräg dröhnende Momente, auf die auch Tim Hecker stolz wäre. Und natürlich eine große Menge schmalziger Breitwand-Hollywood-Romantik. Aber so sind sie, die zwei Italiener: Ihr Verständnis von Ambient deckt sich konsequent mit dem von House und Techno.

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