burger
burger
burger

Electric Indigo

Zeitgeschichten

- Advertisement -
- Advertisement -

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Electric Indigo

Zuerst erschienen in Groove 165 (März/April 2017).

Beinahe drei Jahrzehnte ist es her, dass Susanne Kirchmayr alias Electric Indigo ihre Karriere in Wien begann. Vom ersten Technoboom in den Neunzigern, den sie als DJ-Globetrotterin miterlebte, über die Gründung von female:pressure, dem Netzwerk für weibliche Künstlerinnen, bis hin zu diversen Projekten an der Schnittstelle zwischen Avantgarde, Neuer Musik und Performance Art – die mit Kulturpreisen ausgezeichnete Produzentin kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Für Retrospektiven interessiert sich die 51-Jährige aber nicht und erklärt uns im Interview, warum sie lieber den Blick nach vorne richtet.


Hallo Susanne, für deine Zeitgeschichte sollten wir an den Anfang zurück, zur Frühphase deiner langen Karriere.
Oje, ich finde es eigentlich weitaus spannender, über die Gegenwart zu sprechen (lacht).

Du hältst wohl nichts von Nostalgie?
Nostalgisch zurückzublicken hat natürlich immer mit den eigenen Wahrnehmungen und Empfindungen in einer bestimmten Zeitspanne zu tun. Selbstverständlich gibt es tolle Erinnerungen, die ich habe, wenn ich an den Beginn meiner DJ-Zeit in Wien denke – das hat aber weniger mit Nostalgie von elektronischen Musikstilen zu tun. Was auch daran liegt, dass ich mit ganz anderer Musik angefangen habe aufzulegen: mit HipHop, Jazz und Funk. Das hat ein paar Jahre lang irrsinnig Spaß gemacht. Aber dauernd die gleichen Nummern aufzulegen hat mich irgendwann angeödet. Und als mir dann der HipHop in den frühen Neunzigern nicht mehr so gefallen hat, war ich unendlich froh, diese Chicago- und Detroit-Tracks kennenzulernen. Das war wirklich wie eine Erleuchtung. Doch seitdem und gerade wenn ich heute DJ-Sets spiele, will ich neue Sachen auflegen und nichts, was schon unbedingt total perfektioniert ist, eher Ungewöhnliches.


Stream: Electric IndigoGroove Podcast 71

In deinen Sets und Podcasts tauchen kaum ältere Tracks oder Klassiker auf. Warum reizt dich die Gegenwart, oder sagen wir besser aktuelle Releases, mehr?
Ich ziehe einfach sehr viel Energie daraus, dass es junge Leute gibt, die sich Neues ausdenken. Und mit dem Neuen meine ich nicht, dass sie das Rad neu erfinden müssen. Die Entwicklungsschritte sind meist eher klein und im Detail wahrzunehmen. Aber alleine zu beobachten, wie sich junge Artists entwickeln und welche Schritte der Verfeinerungen ich bei ihnen nachvollziehen kann, ist total wichtig für meine eigene Motivation. Das macht für mich die Lebendigkeit aus. Die nostalgische Rückschau können andere machen, dagegen habe ich auch gar nichts. Ich finde es auch lustig, wenn DJs im Club eine alte Underground Resistance oder eine alte Djax-Up auflegen. Aber ich werde das sicher nicht machen (lacht).

In diesem Text

Weiterlesen

Features

[REWIND2024]: So feiert die Post-Corona-Generation

Die Jungen feiern anders, sagen die Alten – aber stimmt das wirklich? Wir haben uns dort umgehört, wo man es lebt: in der Post-Corona-Generation.

[REWIND2024]: Ist das Ritual der Clubnacht noch zeitgemäß?

Hohe Preise, leere Taschen, mediokre Musik, politische Zerwürfnisse – wo steht die Clubkultur am Ende eines ernüchternden Jahres? Die GROOVE-Redaktion lässt das Jahr 2024 Revue passieren.

[REWIND 2024]: Gibt es keine Solidarität in der Clubkultur?

Aslice ist tot. Clubs sperren zu. Und die Techno-Szene postet Herz-Emojis. Dabei bräuchte Clubkultur mehr als solidarische Selbstdarstellung.