Gut gelaunt und ausgeschlafen starten wir in diesen sonnigen Wintermontag. Soll es auch mal geben! Falls bei euch doch eher Montagsblues angesagt ist, liefern wir euch mit unseren Office-Charts eine Zwei-Phasen-Kur: Erst wickelt euch Look Like, der Neuzugang auf Mistress, tröstend ein, und anschließend reißt euch Joy Orbison mit seiner neuen Solo-EP aus dem Laune-Tief. Gut vertreten ist diese Woche außerdem die Nische Lo-fi-House mit Blödelfaktor, dank DJ Seinfeld, DJ Swagger und DJ ÆDIDIAS. Und Freunde von melodischem Techno kommen mit Re:Axis auf ihre Kosten.
5. Re:Axis – Inbalance EP (Planet Rhythm)
Mit Inbalance veröffentlicht der Portugiese Re:Axis seine zweite Solo-EP auf Planet Rhythm und liefert damit analog zu seinem Erstling fett produziertes Peak-Time-Material. Den Produktionen von Re:Axis alias José Diogo Correia hört man an, dass der Gute weiß, was er da macht – nicht umsonst hat er Klavier, Harmonie und Improvisation studiert. Inbalance liefert vier melodische Technotracks, die nach großen Räumen verlangen. Der namensgebende Techno-Stomper zischelt und wetzt unter seiner aufgekratzten Pianomelodie, bis die Synths nach dem Break-Alarm fiepen, während „Mantra“ sich wohl Stress zum Mantra macht und das unruhige Piano noch weiter aufpeitscht. Auch „Aline“ gönnt keine Ruhe und lässt mit seinen hinterlistigen Pianosounds an DVS1 denken. „Flowing Wings“ paart eine hypnotische Synth-Line mit ratternden Grooves und hat in unserem Fall den Kaufimpuls gegeben. Kurz gesagt: Inbalance ist eine starke EP, die den Floor bestimmt nicht aus dem Gleichgewicht bringt.
4. Look Like – Shadow Groove (Mistress)
Bei unserer nächsten EP hat DVS1 dann tatsächlich seine Finger im Spiel. Look Like alias Luca Duran ist Resident des Zürcher Clubs Zukunft und der Neuzugang auf DVS1s Label Mistress. Bei der Auswahl seiner Künstler hatte DVS1 schon in der Vergangenheit ein gutes Händchen bewiesen, und auch Look Like macht da keine Ausnahme. Mit Shadow Groove liefert der kolumbianisch-schweizerische Produzent eine feine, vielseitige EP, die von deep und schwermütig über dreckig stampfig und bleepig für (fast) alle Gefühlslagen gewappnet ist. Bei akutem Weltschmerz legen wir euch übrigens den Track „TY84“ ans Herz, der euch mit seinem warmen Klang, bittersüßen Strings und leicht verzweifelten Vocal-Snippets abholt und einhüllt. Schön!
3. DJ Swagger & DJ ÆDIDIAS – ствол EP (E-Beamz)
DJ Longdick, DJ Windows XP, DJ Relationship Goals oder DJ Boring – die Künstler auf dem jungen UK-Label E-Beamz scheinen einen Wettbewerb um den bescheuertsten DJ-Namen am Laufen zu haben. Auch DJ Swagger und DJ ÆDIDIAS dürfen sich gute Chancen auf den Titel ausrechnen. Wie schon bei unserem Label-Rückblick festgestellt, lassen sich über E-Beamz und seinen Roaster kaum Informationen finden – zumindest nichts abseits der Kategorie Kiffer-humoriger Nonsens. An DJ Swaggers Statement „I Like Beats“ dürfte allerdings ausnahmsweise mal was dran sein. Die basslastige House-EP ствол ist jedenfalls voll damit und macht Bock! Bei Titeltrack “ствол” trifft etwa Lo-fi-House auf Gangsta-Rap-Samples. Der deepe House-Track „Untitled“ hetzt ganz gut mit seinen 133 BPM und „Track 3“ kombiniert hochgepitchte Vocals, hüpfende Toms und verträumte Piano-Chords. Die ствол EP nimmt sich selbst ganz offensichtlich nicht zu ernst – und macht genau deshalb so viel Spaß.
2. DJ Seinfeld – Sunsrise EP (Endotherm)
Auch Armand Jakobsson alias DJ Seinfeld lässt sich in das Nischenphänomen Lo-fi-House mit not-so-serious-Attitüde einordnen. Die bezieht sich allerdings nur auf die Präsentation als Künstler und nicht auf die Musik, wie Jakobsson im Interview mit FACT klarstellt. Statt uns an Künstlernamen aufzuhängen, sollen wir uns mal lieber auf die Musik konzentrieren, fordert der Schwede auf. Na denn: Mit seiner Sunsrise EP auf Endotherm, Sub-Label von Ectotherm, veröffentlicht Jakobsson das tolle Stück „Flyin Thru Sunrise“, das mit seinem Sade-Sample absolut ins Ohr geht. Weiter gehts mit einem dreckigen Acid-Track, bevor uns das deepe „Beginning Of An End“ mit seinem melancholischem Vokal sanft entlässt.
1. Joy Orbison – Off Season / Fuerza (Hinge Finger)
Kaum ist sie da, ist sie auch schon wieder weg. Joy Orbisons erste Solo-Veröffentlichung seit dem großartigem „Ellipsis“ aus 2012 war bei Trilogy Tapes wohl schneller ausverkauft, als du „We just used to like“ anstimmen kannst. Ob es Off Season / Fuerza auf Hinge Finger, dem Label von Joy Orbisons und Will Bankhead, überhaupt in die Läden schafft? Wir hoffen es. Denn „Off Season“ überrollt uns mit seinen jungle-inspirierten Drums wie eine Lawine und zeigt mal wieder, dass weniger oft mehr ist. Damit ist Joy Orbison alias Peter O’Grady einer dieser Tracks gelungen, die mit wenigen Elementen und perfekt inszeniertem Break eine gigantische Wucht entwickeln. „Fuerza“ fährt dann das Kontrastprogramm und zeigt sich als entspannter, warmer Track, der von einem spielerischen Synth-Lead getragen wird. Für Ende Februar ist übrigens eine weitere Solo-EP von O’Grady angekündigt: Die Toss Portal EP erscheint auf dem gleichnamigen Label. Schnelles Zuschlagen für Joy-O’-Fans empfohlen!