Dein neues Portable-Album hast du nach dir benannt: Alan Abrahams. Warum?
Ich weiß, das klingt jetzt schrecklich abgedroschen, aber es heißt Alan Abrahams, weil es mein bisher persönlichstes Album ist. Es reflektiert die vergangenen zwei Jahre meines Lebens – das Singledasein in Berlin, die neue Beziehung in Paris und das Leben zwischen den beiden Städten. Als ich nach Paris gezogen bin, war das Album eigentlich schon fast fertiggestellt. Trotzdem habe ich dann viele Tracks oder lose Songideen, die ich in Berlin geschrieben hatte, nochmals neu bearbeitet. Auch deshalb, weil sich mit dem neuen Glück in Paris quasi die Art, wie ich die Welt betrachte, verändert hat. Durch die Stadt wurde mein Sound viel runder im Vergleich zu den Sachen aus der Produktionszeit in Berlin.
Wie hat sich das Set-up deines Studios zwischen den beiden Phasen in Berlin und Paris verändert?
Ziemlich stark! Und ich muss auch sagen, dass ich in Berlin für den gleichen Preis ein viel größeres Apartment hatte (lacht). Aber du hast recht, in Berlin war mein Studio noch in meiner Wohnung. In Paris musste ich zu einem gemieteten Studio fahren. Das war eine Umstellung für mich, aber auch richtig produktiv, weil ich quasi zur Arbeit gefahren bin und deswegen auch weitaus isolierter produzieren konnte. Diese Fokussierung hat den Klang des Albums maßgeblich beeinflusst. Ich hatte weniger Ablenkung und auch mehr Zeit für die Entstehung der einzelnen Stücke. Und in Berlin habe ich meistens nachts gearbeitet, in Paris eher tagsüber.
Eine Gemeinsamkeit ist jedoch, dass du wie schon bei Into Infinity, deiner vorherigen LP, nun auch für Alan Abrahams mit einigen Instrumentalisten und Musikern zusammengearbeitet hast.
Das ist richtig und mir auch wichtig. Den Input anderer talentierter Musiker zu erhalten bringt mich immer weiter. Und auch für das neue Album habe ich tolle Gäste dabei, nicht nur die Violinenparts von Alexey Kochetkov, gerade die Gitarren von Johannes Schön, mit dem ich zuvor schon gearbeitet hatte, und vor allem Knox Chandler. Er hat mal bei Siouxsie and the Banshees gespielt und war sogar mit Cindy Lauper auf Tour. Er spielt Bass und Gitarre auf meinem Song „Closer“. Daneben habe ich außerdem selbst noch Fortschritte gemacht und nach der letzten Platte Klavierunterricht genommen. Vorher habe ich das Piano in Ableton eher als Plug-in für Chords genutzt, konnte es aber nicht spielen.
Stream: Portable – More Than
Deine Musik ist ohne deine Stimme nicht mehr denkbar. Hat sich dein Verhältnis oder die Wahrnehmung deiner eigenen Stimme in den vergangenen Jahren irgendwie verändert?
Ich habe schon immer viel und gerne gesungen. Doch nach dem ersten Perlon-Release hat sich das dann ganz von allein, ganz natürlich weiterentwickelt. Bei meinen Liveshows achte ich auch darauf, dass es nicht zu viel Gesang gibt. Ich will auch nicht immer die ganze Zeit singen bei meinen Gigs. Aber meine Stimme hat sich definitiv verändert, weil auch ich mich verändert habe (lacht). Heute ist sie prominenter und mehr im Vordergrund, weil auch das Album viel persönlicher ist.
In der Groove-Titelgeschichte hast du 2011 gesagt, dass du kein Freund von Konzepten bist. Dir war es nicht so wichtig, dass die LPs einem roten Faden folgen. Hat sich diese Einstellung mit Alan Abrahams verändert?
Auch für Alan Abrahams habe ich mir nicht vorgenommen, an einem Album zu arbeiten. Noch nie habe ich mich hingesetzt und mir ein Albumkonzept erdacht, das ich dann im Schreibprozess umsetzen wollte. So mache ich nicht Musik. Ich sitze nicht im Studio und denke mir: „So, jetzt mache ich so oder so einen Song!“ Es geht immer erst über das Gefühl. Das Endresultat, also der Abschluss der Reise, bringt erst so etwas wie ein Konzept hervor, aber nicht umgekehrt. Ein genaues Konzept würde mich nur einengen. Anders ist es bei meinen Videos: Hier weiß ich manchmal schon genau, was ich filmen will. Aber trotzdem ist ein Konzept erst nach dem Prozess wirklich zu sehen.
Dein anderes Projekt Bodycode war ursprünglich als Dance-Kontrast zu Portable gedacht. Nun gibt es aber Bodycode, Portable und dein neues Album unter deinem richtigen Namen. Klingt nach sehr vielen Identitäten. Findest du die Trennung selbst noch aktuell oder verschwimmen die Projekte alle nicht zunehmend miteinander?
Ich weiß es selbst nicht so genau (lacht). Aber eigentlich ist die Trennung jetzt doch viel deutlicher als nach Into Infinity. Außerdem denke ich bereits über neues Bodycode-Material nach. Zuletzt lag mein Fokus klar auf Portable. Aber es stimmt schon: Es gibt zwar einen Unterschied, doch der ist in den vergangenen Jahren etwas kleiner geworden. Gerade auch, weil das letzte Bodycode-Release wirklich schon einige Jahre zurückliegt.
Du bist einer der wenigen Afrikaner, der im House- und Technobereich Musik auf prominenten Labels veröffentlicht. In den vergangenen Jahren ist auch das Interesse an Black Coffee, dem DJ und Produzenten aus Südafrika, gestiegen. Wie siehst du seine Entwicklung, kennst du ihn vielleicht ?
Ich kenne ihn, aber für mich ist das eine andere Art, ein anderer Style von Musik – eher eine Form von House House, wenn du weißt, was ich meine. Es ist gut, dass neue und weitere Künstler aus Südafrika Anerkennung erfahren. Wir kommen zwar beide aus Südafrika, aber man kann uns nicht wirklich miteinander vergleichen. Auch weil seine Musik ein etwas anderes Publikum anspricht.
Portables Alan Abrahams erscheint heute bei !k7.