Dafür, dass Ibiza das weltweite Zentrum des DJ-Wesens ist, gibt es einen historischen Grund: Dancefloor-Kultur,so wie wir sie kennen, hat hier ihren Ursprung – Amnesia, Pacha und Ku heißen die Orte der Urszene, an denen DJs wie Alfredo und José Padilla die dazugehörige Ursuppe zusammenmischten. Denn genaugenommen handelte es sich bei dem, was sich in den späten 80ern und frühen 90ern als Balearic Beats etablierte, um ein Konglomerat recht disparater Elemente, in dem Afro-Jazz genauso seinen Platz fand wie EBM, Synthpop neben Indierock, Italo-Disco, Latin-Funk und Soul stand. Mit dem Clou allerdings, dass der Mix mild statt wild sein musste. Das einzig verbindliche Merkmal, das Musik aufzuweisen hatte, war die Vorstellung, dass sie sich an einem Swimming Pool in Form einer Akustikgitarre unter freiem Himmel gut macht. Man kann also der Meinung sein, dass Baleraric erst mit Barrotts Label International Feel endgültig zum Genre geworden ist, insbesondere durch Sketches From An Island, sein erstes Album unter bürgerlichem Namen und So Many Colours, den famosen Padilla-Longplayer von 2015. Sketches From An Island 2 – nomen est omen – knüpft nahtlos da an, wo Barrottt 2014 begonnen hat: Keinesfalls dürfen die Grooves dominieren, die Hauptrolle spielen meditative Moods. Während vor zwei Jahren tatsächlich noch skizzenhaftes Tasten zu verspüren war, wirken die neun neuen, sublimen Stücke jetzt selbstverständlich und ausgereift, dabei narrativer denn je. Was Manfred Eicher mit ECM begonnen hat und noch immer macht, scheint nicht unwesentlich Einfluss auf Barrott zu nehmen. Auch wer nur ein Ambientalbum im Jahr braucht, kommt 2016 an Sketches From An Island 2 kaum vorbei.
Stream: Mark Barrott – Sketches From An Island 2 (Album Sampler)