Andrew Weatherall ist inzwischen 52 Jahre alt. Der im englischen Windsor geborene Londoner hat in seinem Leben derart viel Großes geleistet, dass man gar nicht weiß, was man alles aufzählen soll. Er war einer der Herausgeber des legendären Boy’s Own-Fanzines, war im Shoom-Club als DJ dabei, als Acid House explodierte, er fertigte für My Bloody Valentine, Happy Mondays, Saint Etienne oder New Order Remixe für die Ewigkeit an, produzierte das Primal-Scream-Album Screamadelica, war Teil des bei Warp gesignten Trios Sabres Of Paradise und Macher des gleichnamigen Labels sowie Emissions Output und Rotters Golf Club, veröffentlichte mit dem Duo Two Lone Swordsmen großartige Techno- und Housetracks, er veranstaltete die denkwürdigen Blood-Sugar Technopartys im Londoner Blue Note, und und und. Eines seiner Vorbilder ist die englische Punk-Rock-Ikone Billy Childish, mit dem er auch seine Vorliebe für einen sehr britischen Kleidungsstil teilt. Andrew Weatherall ist einer der coolsten Typen unserer Zeit – noch immer. Mit Convenanza, benannt nach einem Musikfestival im Süden Frankreich, das er seit einigen Jahren kuratiert, veröffentlicht der Londoner nun sein erstes Album seit 2009. Es ist ein großer Wurf geworden. Andrew Weatherall blickt auf Convenanza, wie er selbst sagt, auf das Durcheinander eines Leben zurück, das er in vollen Zügen gelebt hat. Das Album ist von Gitarren zwischen Wah-Wah-Funk und Rock-Feedback, von schweren Dub-Rhythmen, Punk, Funk und krautigpsychedelischer Elektronik geprägt. Immer wieder beschwören die Songs einen Voodoo-Vibe herauf. Wenn man ihn mantrenhaft singen hört, klingt er wie Terry Hall von den Specials und Fun Boy Three. Überhaupt, diese Trompete, sie erinnert an „Ghost Town“ von den Specials. Ach ja, Julian Cope oder Gary Clail und sein On-U Sound System könnte man auch namedroppen. Der Guv’nor tut, was er tun muss. Er hält das Zepter fest in der Hand.
Stream: Andrew Weatherall – Convenanza